Superman Returns


Held in Grau

"Für einen Moment zeigt er, warum er für so viele Maßstäbe setzte. Viele halten ihn für veraltet, einen 'Pfadfinder,' triefend vor Selbstlosigkeit, doch sie können nicht sehen, was er wirklich ist. Ein Held." Diese Worte legte Comicautor Joseph Loeb Batman in den Mund, nachzulesen im Batman/Superman/Supergirl Prestigeband. Die Comicwelt kann so einfach sein. Auf der einen Seite der strahlende Held (fast) ohne Fehl, auf der anderen Seite der finstere Schurke und dazu viele Möglichkeiten für die beiden gegeneinander zu kämpfen, bis der Held am Ende gewinnt. Gerade der anachronistische Superman, dessen scharfe Moral nicht wirklich in eine von Grautönen verschleierte Welt nicht so recht passen will, wäre ein guter Anlass gewesen, einen altmodische und richtig schön bunte Comicverfilmung zu machen.

Doch aus unerfindlichen Gründen haben sich Produktion und Regie anders entschieden. Darf man am Anfang noch eine Achterbahnfahrt durch ein Asteroidenfeld (die Überreste des Krypton-Systems) erleben, während der die Namen im Stile von Schriftzügen auf Plattenhüllen der 70er eingeblendet werden, versinkt der Rest des Films in einem eintönigen Grau, gegen den selbst der als "Neo Noir" geltende "Miami Vice" richtig farbenfroh wirkt. Dazu passiert in den ersten anderthalb Stunden des Films erst einmal fast gar nichts. Superman kehrt nach fünf Jahren von einer Reise zu seiner Heimatwelt Krypton zurück.

Gleichzeitig wird sein alter Erzfeind Lex Luthor aus dem Gefängnis entlassen und bereitet einen weiteren zynischen (und herrlich unlogischen) Plan vor, um unermesslich Reich zu werden. Doch bevor Superman gegen seinen alten Gegner antreten darf, muss er, dank des derzeitigen Familienwahns amerikanischer Studios, erst einmal sein (Privat-) Leben und seine Beziehung mit Louis Lane wieder in Ordnung bringen. Dabei wird jede Szene und einzelne Emotion so dermaßen überinszeniert und ausgewalzt, dass jede Menchlischkeit völlig verlorengeht. Das ganze wäre völlig unerträglich, wenn nicht ab und zu ein wenig (teilweise unfreiwillig wirkende) Komik das ganze zumindest ein wenig auflockern würde.

Trotzdem wundert man sich, dass die Mitarbeiter der Kinos nicht nach jeder Vorführung dieses Films kübelweise Schmalz unter der Leinwand entfernen müssen. Zwischen diesem ganzen Mist gibt es tatsächlich noch drei echte Actionszenen, die tatsächlich Spaß machen. Superman darf ein Space Shuttle und ein Flugzeug retten (der Defekt wurde, unabsichtlich, von Lex Luthor ausgelöst), mit von seinem Körper abprallenden Kugeln Schwerverbrecher Dingfest machen und mit seinen Kräften New York retten. Ich sage gar nicht erst Metropolis, denn die Stadt wirkt wie eine Mischung des 30er Jahre New York aus "King Kong" und Gotham City.

Auch die restlichen Designs, wie Supermans Festung der Einsamkeit, und die aus dem Meer wachsenden Berge wirken wie verworfene Designs aus "Herr der Ringe," oder von mir aus auch "Chonicles of Riddick." Die Leistung der Schauspieler dazwischen ist solide. Nur Kevin Spacey hat offensichtlich Spaß an seiner Rolle als diabolischer Bösewicht mit wunderbar zickiger Begleiterin und lebt alle Aspekte der Boshaftigkeit wunderbar aus. Seine Szenen sind dann neben der Action auch die wenigen Lichtblicke des unerträglich lahmen Films.

"It's missing the human touch," sagt Lex Luthor gegen Ende des Films. Genau das ist, trotz technischer Perfektion, das Problem dieses Films. Gepaart mit der ewig grauen Eintönigkeit, die so selten durchbrochen wird, dass man es kaum wahrnimmt, bleibt am Ende ein kaum erträglicher Schnulzenfilm, der dazu noch völlig identitätslos ist. Wahrscheinlich macht der Film es kaum jemanden recht, denn Actionfans (wie ich) werden vom Schmalz genervt, während es den Schulzenfans wohl doch zu technisch und Seelenlos ist.

Superman Returns

Alternativen
  • X-Men 2 (? - Intensiver Comic-Actionfilm)
  • Spider-Man 2 (? - Gute Comicverfilmung, aber etwas kitschig)
Einzelwertung
Drehbuch: Präzise Viel zu langatmig 3
Charactere: Solide Charaktere mit nachvollziehbarer Motivation 6
Schauspiel: Kevin Spacey (und Parker Posey) Glaubwürdige Darsteller mit solider Leistung 6
Kamera: Effektive Kameraführung Meist gute Bilder 7
Musik: Meist Passend Oft zu aufdringlich 4
Schnitt: Solider Schnitt, nichts besonderes Langatmigkeit 5
Inszenierung: Technische Perfektion Unerträglich schmalzig 3
Design: Langweilig, Identitätslos und teilweise unpassend 3
Effekte: Fast perfekte, of kaum zu erkennende Effekte 7
Action: Visuell hervorragend Viel zu wenig 6
Summe: Technisch fast perfekt Unpassende graue Optik 44

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