"Im Hypertext gibt es in diesem Sinne keine Autoren mehr,
sondern nur aktive Benutzer,
die gemeinsam ein Hypertext-System schaffen."
Norbert Gabriel
 

Lernen lernen im Internet

 

2. Charakteristika des "neuen Lernens" - Möglichkeiten und Grenzen

b) Die Möglichkeiten des Hypertextes und das "neue Lernen"

Norbert Gabriel gibt in seinem Buch "Kulturwissenschaften und neue Medien. Wissensvermittlung im digitalen Zeitalter" (Darmstadt 1997, Wissenschaftliche Buchgesellschaft) einen ausgezeichneten Einblick in die Veränderungen und Entwicklungen, die mit dem Wandel zum Informationszeitalter einhergehen. Welche Vorteile die Digitalisierung der Schriftkultur - im Unterschied zur Buchtechnologie - hat, soll in einer Tabelle auf einer neuen Seite dargestellt werden.
 
Hypertextsysteme, die Kern der digitalen Schriftkultur werden sollen, kann man folgendermaßen definieren: Digital zugängliche Informationen werden miteinander verknüpft und so - wie weit entfernt sie auch immer voneinander sein mögen - jederzeit aufrufbar. Der lineare Charakter des Textes wird aufgehoben, er wird zu einem quasi räumlichen Gebilde aus Knoten (einzelne Informationshappen) und Links (Verweise auf andere Informationen), die sich zu einem Gewebe verdichten.
(nach Andrews 1994)
Besonders wenn der Hypertext didaktisch ausgerichtet werden soll, ist es daher wichtig, sich Gedanken über die Verknüpfungen zwischen verschiedenen Texten, Bildern, Videosequenzen ... zu machen. Entscheidend für einen Lernprozess werden das Arrangement und die Organisation von Wissen innerhalb der "neuen Medien".

Eine Hauptgefahr, die durch den Gebrauch des Hypertextes droht, ist, dass durch zu viele Verknüpfungen die Übersicht verloren geht, dass das Gewebe und sein Inhalt undurchschaubar werden ("lost in hyperspace"). Zudem verlangt der Hypertext vom Benutzer die Fähigkeit zu wissen, was er weiß, damit er auswählen kann, was über sein bisheriges Wissen hinaus qualitativ zu seinem Lernprozess beiträgt.

So meint auch Gabriel, worunter er allerdings einen besonderen Vorteil von Hypertexten sieht:

"Wichtiger noch als die Fähigkeit, entsprechendes Faktenmaterial zu sammeln, ist die zu wissen, was man mit solchem Material anfängt. Kritisches Denken beruht darauf, eine Fülle von Dingen in Beziehung zueinander setzen zu können. Genau das lernt man im Umgang mit Hypertext-Systemen. Ein wesentlicher Aspekt des kritischen Denkens besteht in der Art und Weise, wie man den Weg findet, auf dem verschiedene Ursachen auf ein Phänomen oder ein Ereignis einwirken, und in deren relativer Beurteilung. Eben diese Haltung unterstützt Hypertext."
 

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