Bitte beachten Sie auch folgende Webseiten, die sich mit dem Thema der Kaffraria-deutschen befassen (leider nur auf Englisch):
Falls Sie weitere Information oder Hilfe zu dem Thema der Kaffraria-deutschen benötigen, können Sie sich mit Stephanie Victor in Verbindung setzen. Frau Victor ist 'Curator of History' am Amathole Museum in King Williams Town. (Korrespondenz bitte auf Englisch!)
Kaffraria ist der Name einer ehemaligen britischen Kronkolonie in der südafrikanischen Ostkap Region. Zentren dieser Gegend sind East London und King Williamstown. Dass es in dieser Gegend einmal Deutsche gegeben hat, wird dadurch deutlich, dass es hier einige Orte gibt, die deutsche Namen tragen, wie zB Berlin, Potsdam, Frankfurt, Stutterheim und Braunschweig. Heute wird in diesem Gebiet jedoch fast kein Deutsch mehr gesprochen.
Die Kaffrariadeutschen waren Mitglieder drei sehr unterschiedlicher Gruppen die hier im Laufe des 19. Jahrhunderts angesiedelt wurden:
Die britisch-deutsche Krimlegion (British German Legion)
1854 erklärte England zusammen mit Frankreich und den Ottomanen Russland den Krieg wegen seiner Vorstöße in die Krimregion am Schwarzen Meer. Ein deutsches Söldnerheer wurde von England aus angeheuert, aber als dieses in England ankam, war der Krieg bereits beendet. Den Söldnern wurde angeboten, sich als Kolonisten in Südafrika nieder zu lassen, wozu sich auch die meisten bereit erklärten.
Man schickte die Söldner in die neue Kaffraria-Kolonie die im Grenzbereich zwischen der Kapkolonie und den Gebieten der Xhosas lag, ein bis dahin fast völlig unentwickeltes Gebiet. In Kaffraria angekommen, wurden Dörfer angelegt - leider überwogen die militärisch-strategischen Überlegungen bei der Wahl der Dorfgründungen eher als die wirtschaftlichen, was ein Aufblühen der neuen Orte verhinderte. Dazu war nur ein kleiner Teil der Soldaten verheiratet und dementsprechend sesshaft (einige wenige hatten vor der Abreise aus England noch Frauen gefunden, und für andere wurden irische Mädchen angeworben). Dadurch und durch eine eher lose Lebenseinstellung waren die Siedlungsversuche größtenteils erfolglos. Viele Soldaten verließen die Gegend wieder um in anderen Gegenden Südafrikas ihr Glück zu suchen, oder um weiter britischen Interessen zu dienen (die meisten Soldaten ließen sich anheuern um den Sepoy-aufstand in Indien niederzuschlagen).
Der Einfluss der britisch-deutschen Legion auf die Entwicklungen in dieser Gegend besteht hauptsächlich darin, dass sie die Orte angelegt haben und ihnen deutsche Namen gegeben haben. Weiterhin haben sie - wenigstens zu Anfang - zur Gründung von Gemeinden und deutschen Schulen beigetragen, in denen die meisten Lehrer ehemalige Soldaten waren.
Sehen Sie sich hier eine Liste der Namen der deutschen Soldaten an die sich in Kaffraria niedergelassen haben. Und hier gibt es noch weitere Information zum Aufenthalt der Krimlegion in England.
Diese Gruppe kam größtenteils aus Pommern, der Uckermark und dem Wendland (siehe die Passagierlisten). Es waren fast ausschließlich arme Menschen, die auch in Deutschland mehr Knechte und Mägde gewesen waren und daher wenig Ahnung über Landwirtschaft und vor allem die Führung eines landwirtschaftlichen Betriebs hatten. Sie wurden unter den Soldaten der Krimlegion angesiedelt, und kamen daher in meist abgelegene Gegenden. Das zugeteilte Farmland war durchweg ungünstig und brachte nicht genug ein um die ganze Familie zu versorgen. Von früh an mußten diese Leute sich daher bei britischen Großfarmern näher an East London und King Williams Town oder bei Betrieben in den Städten verdingen um genug zu verdienen.
Diese Kolonisten waren mit die einzigen, die in der Gegend blieben - meist weil sie es sich finanziell einfach nicht leisten konnten, wegzuziehen. Sie waren und blieben arm und mußten deswegen oft den Spott der britischen Bevölkerung ertragen.
Eine spätere Gruppe Einwanderer wurde 1877 nach Südafrika gebracht. Nur ein kleiner Teil dieser Einwanderungswelle erreichte die Ostkapprovinz. Die meisten Siedler, wie z.B. die Philippideutschen, ließen sich in und um Kapstadt nieder.
Diese neue Gruppe Immigranten wurde näher an East London angesiedelt (in Oberkwelaha, Brackfontein und Lilyfontein). Sie scheinen gebildeter und erfahrener gewesen zu sein, als ihre Vorgänger von 1858. Obwohl sie in einer günstigeren Gegend angesiedelt worden waren, erkannten viele sehr schnell, daß mit dem ihnen zugeteilten Land kein Auskommen zu verdienen sei. Daraufhin verliessen viele sehr bald wieder ihre Farmen um sich in den Städten und anderen Gegenden Südafrikas niederzulassen.
Der nächste Abschnitt beschäftigt sich mit den möglichen Gründen, warum die Kaffraria-deutschen sich als eigenständige deutschsprachige Gruppe nicht haben halten können:
Kirchenproblematik
Im Gegensatz zu fast allen anderen deutschen Siedlungsgruppen in Südafrika, waren die Kaffrariadeutschen keine homogen lutherische Gruppe. Neben den Lutheranern war auch die deutsche baptistische Kirche vertreten und es kam wohl recht bald zu Spannungen zwischen den Lutheranern und den Baptisten. Obwohl die Hannoversche Landeskirche lutherische Pastoren in diese Gegend schickte, waren es nie genug um das ganze Gebiet abzudecken. Die Baptisten hatten es da leichter, weil bei ihnen Laien ohne weiteres Gemeinden leiten durften und sie dazu auch stärkeren Rückhalt unter den Engländern der Gegend fanden. Durch die konfessionellen Konflikte war die Einheit der Deutschen in Kaffraria von Anfang an angegriffen, wodurch auch der langfristige Zusammenhalt dieser Gruppe nicht gegeben war.
Sprachproblematik
Um die Sprache einer Minderheit in einer Gegend aufrecht zu erhalten, müssen genügend Schulen vorhanden sein, an denen diese Sprache unterrichtet und gefördert wird. Es muß auch in der Bevölkerung selbst der Wille bestehen, diese Sprache zu benutzen und zu pflegen.
An beidem hat es seit jeher in Kaffraria für die deutsche Sprache gefehlt. Die Schulen waren zu Anfang von Soldaten gegründet worden, die einige Bildung hatten. Leider verließen viele Soldaten bald das Land, sodaß Lehrer fast nur aus Pastorenfamilien gewonnen werden konnten. Dazu kam, daß die deutsche Bevölkerung arm war, und sich weder Lehrer noch Schulen leisten konnte.
Der Wille, die deutsche Sprache zu pflegen, scheint auch in dieser Gegend weniger stark gewesen zu sein, als sonstwo. Erstens sprachen viele der Einwanderer kaum Hochdeutsch und hatten somit Schwierigkeiten überhaupt richtig deutsch zu sprechen. Für viele war es einfacher gleich Englisch zu lernen, weil sie damit in den Städten eher durchkamen. Auch hatten die Baptisten durch den engeren Kontakt zu englischen Baptisten, viel weniger Interesse an deutschem Unterricht als die Lutheraner.
Dazu kam, daß in der spannunsvollen Zeit vor und währen des ersten Weltkriegs, alles Deutsche angefeindet wurde. Fast alle deutsche Schulen wurden 1910 zu englischen Regierungsschulen und verloren dadurch das Recht, deutschen Unterricht zu halten. Nur zwei deutsche Schulen blieben bestehen - in East London und King Williams Town - von denen nur die erste den ersten Weltkrieg überlebte um dann während des zweiten Weltkriegs für immer zu schliessen. Es hat später noch mal einen Versuch gegeben, eine deutsche Grundschule in East London zu gründen, aber auch sie ist inzwischen wieder geschlossen worden.
Der letzte Schlag
Der letzte Schlag für die deutsche Bevölkerung war die Apartheidspolitik der afrikaans-nationalistischen Regierung nach dem 2. Weltkrieg. Um den Kontakt zwischen den Bevölkerungsgruppen soweit wie möglich einzuschrenken, mußten getrennte Wohngebiete für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen geschaffen werden. Obwohl der bei weitem größte Teil des Landes den Weißen zugeteilt wurde, mußten auch manchmal Weiße ihr Land aufgeben. Die Gegend in der die meisten Kaffrariadeutschen lebten, wurde ins Ciskei-Homeland integriert, und die Deutschen, die noch auf ihren Farmen wohnten, wurden enteignet. Viele zogen in die nächste Stadt und somit hat die Kaffraria-deutsche Kolonie aufgehört als getrennte Gruppe zu existieren.
Diese Information ist größtenteils aus dem Artikel "Die Kaffrariadeutschen", von Rolf Grüner, Lantern-sonderausgabe, Februar 1992 übernommen worden.