Online
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Dez.2005

Werte Leserinnen und Leser,
in diesem Jahr sind wieder sechs Ausgaben des FANZINE-KURIER, anstelle von fünf Ausgaben im Vorjahr, was den obligatorischen Jahresvergleich erneut relativiert: In 2004 erschienen im FK 67 Rezensionen über 72 Fanzines und verwandte Produktionen, in diesem Jahr 70 Besprechungen über 86 Fanzines u. ä. Im Laufe des Jahres verschoben sich die Erscheinungsmonate von den geraden in die ungeraden – wäre das mehr als einmal geschehen, wären in 2005 auch nur fünf FK-Ausgaben erschienen.
Die für diese Ausgabe angekündigte Rezension über WATCHTOWER 7 hat mich bislang nicht erreicht. Ich bin aber sicher, dass sie im FANZINE-KURIER 127 erscheinen wird, zusammen mit Besprechungen über STAMMTISCH-BOTE 12, EXODUS 18 u. a.
Viele Grüße
Armin Möhle



SOLAR-X 174
EDITION HEIKAMP 6: DIE LETZTE FIGUR
PHANTASTISCH! 20
SCIENCE FICTION OKULAR 232, 233, 234
GOLEM & GOETHE
EDITION HEIKAMP 10: DER DRITTE ARMREIF
FUTURE MAGIC 49
RETTUNGSKREUZER IKARUS 24: IN DEN GÄRTEN DER TOMAKK
XEGO 3
SOL 40
PHANZINE 4
EDITION HEIKAMP 4: DIE KLEINE PUNKERIN



SOLAR-X 174
72 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 80 Exemplare, 2,60 EUR, 10er-Abonnement 26,00 EUR.
Bezug: Wilko Müller jr., Hordorfer Straße 6a, 06112 Halle, E-Mail: wilkomueller@web.de.
Bankverbindung: Hypovereinsbank Halle, BLZ 80020086, Konto: 7800444

SOLAR-X ist ein seltener Gast geworden. Die letzte Begegnung liegt mehr als anderthalb Jahre zurück. Das mag daran liegen, daß es irgendwann langweilig wurde, ein Fanzine zu besprechen, das überwiegend nur Rezensionen enthält. Es mag daran gelegen haben, daß der Herausgeber keine Rezensionsexemplare zur Verfügung stellen mochte. Oder irgendeine Unwägbarkeit des Multiversums sorgte für eine parallele, aber verbindungslose Existenz beider Zeitschriften.
Durch Zufall (aber nicht ohne Hintergedanken) bekam ich nun wieder mal eine Ausgabe des unermüdlichen hallenschen Kämpfers für Qualität und Anspruch in der Phantastik in die Finger. Und anders als es das Sprichwort empfiehlt, möchte ich dem geschenkten Gaul nun doch ins Maul schauen.
Natürlich hat sich in der Zwischenzeit nichts geändert. SOLAR-X ist immer noch SOLAR-X. Es gibt immer noch eine strenge Unterteilung des Inhalts. Erst SF, dann Fantasy, dann Horror und dann noch ein paar kurze Geschichten. Dazwischen ist diesmal – und das ist sicherlich das Highlight dieser Ausgabe – ein Interview mit Thomas Franke geschaltet. Thomas Hofmann hat mit dem Künstler geredet und daraus ist ein sehr ausführliches und informatives Interview geworden. Thomas Franke gehört ja gewissermaßen auch zu den Zurückgekehrten. Vor Jahrzehnten zierten seine in feinster Punkttechnik gehaltenen Grafiken nicht nur die Bände der Phantastischen Bibliothek des Suhrkamp Verlages, sondern auch manches Fanzine. Nach seiner Zwangsausbürgerung aus der DDR – ausgerechnet 1984 – wurde es still um den Künstler. Es gelang ihm nicht, an die Erfolge seiner DDR-Zeit anzuknüpfen. Aber allein diese Formulierung wird dem Schicksal Frankes nicht gerecht. Das Interview zeigt sehr schön, wie er zwischen seinen künstlerischen Ansprüchen und der Notwendigkeit, für sich und seine Familie das Essen und das Dach über den Kopf finanzieren zu müssen, zerrissen wurde. Außerdem wollten die deutschen Verlage mit dem zwangsausgebürgerten Franke keine Geschäfte mehr machen, da sie das Lizenzgeschäft mit der DDR gefährdet sahen.
Das Ganze kommt naturgemäß nicht ohne eine Portion Selbstmitleid daher. Aber alles andere wäre auch verwunderlich. Besonders schön ist es natürlich, daß wir jetzt wieder neue Werke von Franke bestaunen können. Wenn auch in einer ganz anderen Technik. Aber was wäre ein Künstler, wenn er sich nicht weiterentwickeln würde?
Die vielen kompetenten und sorgfältig ausgeführten Rezensionen will ich hier nicht alle erwähnen. Herausgestellt werden soll nur noch der längere Beitrag von Michael Drewniok, der H. G. Wells KRIEG DER WELTEN ausführlich vorstellt. Dieser Beitrag ist gerade angesichts der eher kruden Hollywood-Verfilmung, die wenig Rücksicht auf die ursprünglichen Intentionen des Romans nimmt, sehr wichtig.
Zu den Stories noch ein paar Worte: „Feinschmecker“ von Jürgen Müller ist eine nett und knapp ausgeführte Groteske, die funktioniert weil der Autor den Plot drastisch und kompromißlos umsetzt.
Von Frank Neugebauer habe ich mittlerweile einige Geschichten gelesen. Mit „Atombatterie“ erging es mir wie mit einigen seiner anderen Geschichten. Frank schildert sehr stimmungsvoll und vorstellbar ein Postdoomsday-Szenario. Drei Jugendliche brechen auf, um einige versunkene Energiequellen zu bergen. Dabei hat der jüngste von Ihnen Kontakt mit Wesen aus der Zukunft, die sich für seine Sammlung archaischer Werkzeuge wie Faustkeile und Pfeilspitzen interessieren. Dann ist die Geschichte zu Ende. Die Atombatterien konnten nicht geborgen werden und auch sonst ist nichts passiert. Auch stilistisch stehe ich mit Franks Erzählweise so manches Mal auf Kriegsfuß, z. B. wenn es „an Land deutlich einnachtet“ und „im Osten blaugraue Schatten wie schädliche Ausgasungen Quartier in Büschen und in Sträuchern“ nehmen. Das klingt alles sehr schön – und sehr gewollt. Frank spart nicht mit seinen Einfällen und reiht Stilblüte an Stilblüte bis die Geschichte darunter erdrückt wird.
„Der Minotaurus“ von Kerstin Eiben ist inspiriert von einer Grafik Thomas Hofmanns mit dem Titel „Minotaurus in Borges’ Labyrinth“. Es ist eine kleine phantastische Fabel, die mir von allen drei Geschichten am besten gefallen hat.
Aber wesentlich für SOLAR-X sind natürlich die sekundärliterarischen Beiträge und die Vielzahl an Rezensionen, die natürlich dann besonders Spaß machen, wenn sie, wie z. B. Peter Schünemann bei der Besprechung von Moorcocks neuem Elric-Roman DIE TOCHTER DER TRAUMDIEBE zu dem gleichen Ergebnis kommen wie man selbst.

Holger Marks, Marburg



EDITION HEIKAMP 6: DIE LETZTE FIGUR
16 Seiten DIN A 6, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: 100 Exemplare, Preis unbekannt, 2,00 EUR.
Bezug: Crago-Verlag, Michael Schneider-Braune, Postfach 1248, 97990 Weikersheim.


Seit über einem Vierteljahrhundert ist J. Heinrich Heikamp als Schriftsteller tätig, er engagiert sich für die deutsche Comic-Szene und ist auch darüber hinaus vielfach aktiv. Mit seiner EDITION HEIKAMP, die bei Crago-Verlag erscheint, beweist er schon seit längerem eine gute Hand bei der Auswahl von Autoren und ihren Kurzgeschichten. Nach Band 1 und 4 zeigt er wieder in der sechsten Ausgabe 6 (Titel- und Innenillustration von Helmut Bone) sein Können.
Nach dem frühen Tod ihres Mannes lebt Petra allein mit ihrer Tochter Sabine. Die beiden haben eine super Mutter/Tochter-Beziehung, und gerade an Weihnachten möchte Petra Sabine ihren größten Wunsch erfüllen: eine Windkönig-Action-Figur. Mutig stürzt sie sich in das Getümmel…
Auch wenn man im nächsten Jahr schon vor Heilig Abend alle Geschenke beisammen haben möchte, um ja nicht wieder von den fetten Hyänen zermalmt zu werden, die sich um die Tische herum und vor den Regalen in den Kaufhäusern wahre Schlachten um die Last-Minute-Presents liefern, irgendwie klappt es nie. In Folge findet man sich wieder völlig genervt in der überfüllten City ein, schlängelt sich durch die knuffenden Massen, muss sich von Einkaufswagen überrollen lassen und die Beute erbittert gegen keifende Raffzähne verteidigen, die nicht davor zurückschrecken, einem den Artikel aus den Händen zu reißen. Sieht so ein Fest der Liebe aus?
Humorig schildert der Autor ein bekanntes Szenario, in das sich der Leser mit Leichtigkeit hinein versetzen kann. Dabei schlägt er die Brücke zu seiner Comic-Serie WINDKÖNIG und betreibt ein wenig Werbung. Am Ende wartet noch eine Überraschung auf die Protagonistin, auch die ‚Bescherung’ ist dem Leser in beiderlei Sinne vertraut, aber die Auflösung versöhnt - wenngleich ein solch positives Finale im wahren Leben eher nicht erwartet werden darf.
DIE LETZTE FIGUR ist eine Geschichte, wie sie der Alltag erzählt und wie sie jeder Leser zweifellos in ähnlicher Form schon erlebte. Wer mehr von J. Heinrich Heikamp lesen möchte, findet bei Crago-Verlag weitere Publikationen.

Irene Salzmann, Kranzberg


PHANTASTISCH! 20
72 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 1.200 Exemplare, 5,35 EUR, 4er-Abonnement 19,80 EUR.
Bezug: Verlag Achim Havemann, Harlingen 119, 29456 Hitzacker.
Internet: www.phantastisch.net.


In PHANTASTISCH! 20 wird der Artikel über den Karl May-Zeitgenossen und Kolportageautor Robert Kraft fortgesetzt. Achim Schnurrer zeichnet den weiteren Lebensweg des Autors nach und stellt eine Reihe seiner Arbeiten vor. Kraft verfasste Romane mit phantastischen und extrapolierten technischen Elementen, stand während seines Lebens und nach seinem Tod im Schatten seines großen Kollegen, auch dadurch bedingt, dass sich der Karl May-Verlag die Verwertungsrechte an Krafts Romanen gesichert hatte.
Coverabbildung PHANTASTISCH! 20 Es ist erfreulich, dass PHANTASTISCH! diesen interessanten Autor – bezogen natürlich auch auf den historischen Kontext, in dem seine Arbeiten stehen –, der Vergessenheit entrissen hat. Man mag darüber spekulieren, was geschehen wäre, wenn 1913 anstelle des Karl May- der Robert Kraft-Verlag gegründet worden wäre; vielleicht hätte ich in meiner Jugend anstelle der Romane Mays die von Kraft gelesen...
Die Anzahl der Interviews hat in dieser Ausgabe sprunghaft zugenommen, fünf sind es insgesamt. Das umfangreichste führte Thomas Harbach mit Stephen Baxter, was durch die Anzahl und die inhaltliche Breite seiner Romane mehr als gerechtfertigt ist. Ein ebenfalls interessanter Autor ist Jasper Fforde, dessen Werk noch deutlich schmaler als das Baxters ist, was den deutlich geringeren Umfang des Interviews, das Nicole Rensmann führte und etwas schematisch wirkt, erklären mag. Sara Schade sprach mit dem Fantasy-Autor Ian R. MacLoed, dessen Antworten ausführlich und fundiert sind, ohne dass das Interview dadurch unnötig in die Länge gezogen wird.
Ein Freund von kurzen Antworten ist dagegen der Horror-Schriftsteller Graham Masterton, mit dem Michael Schmidt sprach, was aber keineswegs oberflächlich wirkt. Das Interview mit dem Comiczeichner und –texter Charles Burns von Bernd Frenz ist dagegen das kürzeste und in einer Hinsicht auch das unvollständigste – es enthält kein Foto des Interviewten.
Auch in der vorliegenden Ausgabe wird einem Autor die Möglichkeit eingeräumt, seinen neuen Zyklus vorzustellen. Marcel Feige berichtet über die Arbeit an seiner INFERNO-Trilogie, von der bislang nur der erste Band erschienen ist, und gibt eine Leseprobe daraus. In Berlin fühlt sich ein Mann beobachtet, in London erwacht eine Frau, die ihr Gedächtnis verloren hat, in einem U-Bahn-Schacht – für sich betrachtet nichts spektakuläres.
Malte S. Sembten verschenkt die Optionen, die ihm seine Story „Memory-TX“ bietet. Der Fortschritt der Medizin hat die Transplantation von Erinnerungen von einem Menschen zum anderen ermöglicht, auch von Erinnerungen an Verbrechen und an die Rache dafür. Ein solcher Fall spielt sich auf den nur zweieinhalb Seiten der Kurzgeschichte ab, obwohl dieser Plot genügend Stoff für die Umsetzung in einer längeren Form bieten würde. Mehr Platz nimmt sich dagegen Ernst Vlcek für „Mzimu friert“ und belohnt sich und seine Leser mit einer schönen, keineswegs kitschigen Geschichte über eine Belohnung für eine gute Tat.
Andreas Eschbach setzt seine Artikelserie mit „Wie man als Schriftsteller lesen sollte“ fort, Horst Illmer erinnert in seinen Nachruf an Carl Amery, dessen Werke mindestens genauso präsent wie die Robert Krafts bleiben sollten, Thomas Harbach ist zudem mit einer weiteren Folge seiner „Trash & Trasury“-Serie vertreten und Götz Roderer dürfte mit seinem Artikel „Vakuumzerfall“ das physikalische Verständnis zumindest eines Teils der PHANTASTISCH!-Leserschaft überfordern.
PHANTASTISCH! 20 macht wieder eines deutlich: Die Ausgaben dieser Reihe nicht zu lesen, nun, das wäre für die potentiellen Leser ein großer Verlust an interessanten Artikels und Interviews sowie an, gelegentlich zumindest, reizvollen Kurzgeschichten.

Armin Möhle, Wallenhorst


SCIENCE FICTION OKULAR 232, 233, 234
14, 14, 12 Seiten DIN A 4, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, jeweils 1,50 EUR.
Bezug: SCIENCE FICTION CLUB NORDRHEIN-WESTFALEN E. V., Irma Leu, Berliner Str. 206, 45144 Essen, E-Mail: Irma.Leu@freenet.de.
Internet: www.cspp.com/sfo/.


Das SCIENCE FICTION OKULAR ist die offizielle Vereinszeitschrift des SCIENCE FICTION CLUBS NORDRHEIN-WESTFALEN. Sie richtet sich in erster Linie an die Mitglieder und erst in zweiter Instanz an Außenstehende.
Das wird schon in der Ausgabe 232 – eine beeindruckende Zahl – deutlich. Beate Tribukeit schreibt einige einführende Worte über ihren Vortrag „SF in der Jugendliteratur“. Dabei stellt sie noch einmal die Probleme dar, einen solch komplexen Stoff überhaupt zu gliedern. Später verweist sie auf zwei oder drei Bücher, die sie in den einzelnen Themenkategorien vorstellen möchte. Für einen Außenstehenden wäre es sicherlich interessanter gewesen, einige Informationen über diese Bücher zu erhalten als die Gliederung eines Vortrages zu lesen, den er wahrscheinlich nicht hören kann. Vielleicht wäre es sinnvoller, für die Druckausgaben solche interessanten Themen mit ein bisschen mehr Fleisch zu versehen.
Der Bericht über den 63. WorldCon liest sich sehr gut und flüssig. Irma Leu bemüht sich, eher einen Überblick zu geben als sich zu sehr in den Details zu verlieren. In der folgenden Ausgabe fasst die gleiche Autorin sehr unglücklich einen Vortrag von Arno über Theodore Sturgeon zusammen. Unglücklich in erster Linie, da die persönlichen Daten am Ende des Artikels stehen, der Anfang sich mit seinem schriftstellerischen Werdegang auseinandersetzt und beides zumindest in den ersten beiden Jahrzehnten enger verflochten ist als es hier den Anschein hat. Es wäre hier ebenfalls sinnvoller gewesen, ein oder zwei Veröffentlichungen Sturgeons zu rezensieren – das geschieht eine Ausgabe vorher – oder den kompletten Vortrag Arnos wiederzugeben.
Sandra Vockenberg bespricht zum zweiten Mal in den hier vorliegenden drei Ausgaben ein Buch aus der Feder Walter Moers. Sie beendet die Rezension mit einer Bemerkung, die aufzeigt, wie intensiv eine Beschäftigung mit Moers Werk sein kann.
Dazwischen finden sich in den einzelnen Ausgaben noch ausführliche Filmbesprechungen – sehr kompetent geschrieben und ausführlich genug, um einen Eindruck vom Film zu erhalten – und als Mehrteiler der Artikel von Natascha Schlüter „Ist Utopia machbar?“. Dabei setzt sie sich mit der Wunschvorstellung des Paradieses unter ökologischen, wirtschaftlichen und schließlich auch sozialen Gesichtspunkten auseinander. Da mir nicht alle Teile des Artikels vorliegen, ist eine Gesamtbetrachtung schwierig.
Insgesamt ist das SCIENCE FICTION OKULAR eine unterhaltsame Mitgliederzeitung, die neben clubspezifischen Inhalten auch für die Allgemeinheit einige, wenn auch wenige Informationen bereit hält.

Thomas Harbach, Lübeck


GOLEM UND GOETHE
200 Seiten, Taschenbuch, Offset, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 11,45 EUR.
Bezug: Wurdack Verlag, Ernst Wurdack, Goethestr. 18, 93152 Nittendorf, E-Mail: info@wurdackverlag.de.
Internet: www.wurdackverlag.de.


In diesen unsicheren Zeiten, in denen Vogelgrippe und Schweinepest grassieren, in Frankreich Autos brennen und Angela Merkel Kanzlerin wird, ist es schon angebracht, kritische Fragen zu stellen. Vor allem sollte man nicht jeden sofort in sein Haus lassen. Das denkt sich auch Herr Gerber, seines Zeichens Protagonist einer kleinen Groteske von Arnold H. Bucher. Er stellt „Berechtigte Fragen“, bevor er die beiden uniformierten Beamten in seine Wohnung lassen will. Und sie geben bereitwillig Auskunft. Natürlich haben die Beamten eine „Fremdwesennachforschungsberechtigung“ und auch eine „Privatgrundbetretensermächtigung“. Natürlich sind sie im Besitz eines „Befragungsausweises“ und einer „Datenschutzkonformitätserklärung“, selbst eine „Wohungsbodenabnutzungsentschädigungserklärung“ (letzteres übrigens das einzige Wort, bei dem die Rechtschreibkontrolle aufmuckt) haben sie dabei. Nur keine „Sauerstoffentschädigungskarte“. Selbstverständlich läßt Herr Gerber diese Beamten nicht in seine Wohnung – und der geflüchtete Alien bleibt vorerst unentdeckt.
Coverabbildung GOLEM & GOETHE Das ist nur eine, sehr kurze von 21 durchweg guten bis vorzüglichen Geschichten aus der neuen Story-Anthologie aus dem Wurdack Verlag.
Vielleicht ist sie nicht einmal die einfallsreichste. Schon die Titelgeschichte ist einen zweiten Blick wert. „Golem und Goethe“ von Stefan Wogara ist nicht nur Namensgeber der Anthologie, sondern auch dazu geeignet, Heerscharen von gutsituierten Literaturwissenschaftlern zu verunsichern. Reist der Altmeister himself, der gute alte Johann Wolfgang von doch in ihr mit einer von da Vinci geliehenen Maschine durch die Zeit und schnappt allerlei neue Verse und Stücke auf. Auf diese Weise gelangt er auch an ein paar Zeilen, die von einem faulen Raumschiffscomputer gedichtet wurden und mit den Worten „Über allen Wipfeln ist Ruh…“ anfangen. Aber vielleicht war es doch anders.
Mit der Realität spielt auch Bernhard Schneider in „Interferenz“. Bernhard ist Physiker und das schlägt sich in seinem Werk nieder. Bei ihm ist es ein gigantischer Teilchenbeschleuniger mit dem hübschen Namen ALICE, der die Realität des Menschen um ihn herum verändert und sie dabei fast in den Wahnsinn treibt.
Das die Welt auf Lug und Trug aufgebaut ist, muß auch die Protagonistin in Heidrun Jänchens „Echos“ erfahren. Damit die Probanden eines Langzeitraumfluges, aufgebrochen um fremdes Leben zu finden, bei der Stange bleiben, werden ihnen ab und an Erfolgserlebnisse vorgegaukelt.
Auch Frank W. Haubold zeigt in „Die Heilige Mutter des Lichts“ das es keine grundanständigen Kreaturen und schon gar keine ehrlichen Göttinnen mehr gibt. Wen wundert es da, daß die nächste Geschichte von Uwe Hermanns wenigstens einen ehrlichen Titel hat und von der „Abteilung für kosmische Täuschungen“ handelt?
Eine sehr schöne und eigenwillige Geschichte ist Edgar Güttge mit „Roda“ gelungen. In einer verrückten Welt in der auch Pflanzen und Tiere intelligentes Leben sind, ist es manchmal gar nicht so einfach, die diplomatische Gesandtin eines fremden Planeten kennenzulernen.
Im Gauner- und Schmugglermilieu bewegt sich dagegen Armin Möhle. In „Zwischenstopp auf Prox“ versuchen zwei Partner mit einem Raumschiff sich gegenseitig zu übervorteilen. Und Alexander Kaiser täuscht in „Redpointer“ gleich eine ganze Invasionsarmee von fiesen Aliens, um die Eroberung der Erde zu verhindern.
Diese beispiellose Sammlung von Lug- und Truggeschichten ließe sich noch fortsetzen. Man kann sich tiefschürfende Gedanken machen, welche gesellschaftspolitischen Implikationen sich hinter dem Drang verbergen mögen, Geschichten mit solchen Inhalten zu schreiben. Aber wozu sollte man? Aber wenn wir es nicht schon immer gewußt hätten, ist dieser Band einmal Zeugnis dafür, daß es durchaus noch möglich ist, humorvolle, einfallsreiche SF-Kurzgeschichten zu schreiben. Ob skurril, experimentell oder konventionell, jede der 21 Geschichten in dem Band kann auf ihre Weise überzeugen. Eine empfehlenswerte Sammlung, an die Freunde der kurzen Form nur schwer vorbeikommen.

Holger Marks, Marburg


EDITION HEIKAMP 10: DER DRITTE ARMREIF
32 Seiten DIN A 6, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: 100 Exemplare, 3,00 EUR.
Bezug: Crago-Verlag, Michael Schneider-Braune, Postfach 1248, 97990 Weikersheim.


Der Crago-Verlag publiziert nicht nur den HEROLD, Comic-Hefte (WINDKÖNIG) und Essays (SUPER- UND ANDERE HELDEN), sondern im Rahmen der EDITION HEIKAMP kleine Bändchen mit Kurzgeschichten. Die 10. Ausgabe präsentiert sieben phantastische Erzählungen der promovierten Physikerin Andrea Tillmanns, die Titelillustration ist von Christel Scheja.
Allen Geschichten ist gemein, dass sie im Bereich der märchenhaften Fantasy angesiedelt sind:
Nur „Das Einhorn“ kann einem unglücklichen Mädchen, das seinen Verlobten verloren hat, von seinem Kummer erlösen – aber auf andere Weise, als alle annehmen. „Wenn das Tier erwacht“, droht jenen, die nicht an die alten Erzählungen glauben und die Regeln einhalten, große Gefahr, wie ein Hoferbe sehr schnell feststellen muss. „Die Inseln der Delphine“ waren ein Paradies, bis die Menschen kamen und ohne Rücksicht auf ihre Freunde im Ozean auf die Jagd gingen, um ihre Familien zu versorgen. „Der dritte Armreif“ erweist sich als ein segensreiches Geschenk, durch das eine Geschichte erst wahr wird. Auf einer fernen Welt entdecken einige mutige Menschen den sagenhaften „Ursprung des Windes“. „Ein letzter Wunsch“ soll einer sterbenden Frau erfüllt werden, doch ist es gar nicht so leicht, etwas zu finden, was die freundliche Fee in der noch verbleibenden Zeit realisieren kann. „Der Tanz“ durch Raum und Zeit kann vor der Apokalypse retten, wenn man ihn richtig zu tanzen weiß.
Die Erzählungen sind kurz und beschränken sich auf das Wesentliche. Zwar werden weitgehend traditionelle Themen aufgegriffen (das unbekannte Monster, das ein Dorf ängstigt, ein rettendes Geschenk, drohender Untergang) und Archetypen des Genres eingebunden (Einhorn, Fee, Zauberin), doch die Geschichten folgen nicht den gewohnten Bahnen. Die Märchen werden praktisch entzaubert, denn es gibt für die Protagonisten kein wirkliches Happy-End. An die Stelle von glücklichen Fügungen treten menschliche Schwächen, die Märchenhelden nicht kennen, wie Eigensucht, Überheblichkeit, Skrupellosigkeit. Wer nur an sich selbst denkt, Ratschläge ablehnt und die Hilfe anderer missbraucht, trägt die Konsequenzen. Diejenigen, die sich korrekt verhalten, werden in gewisser Weise belohnt, nicht sofort, nicht direkt, auch nicht so, wie es ihnen am liebsten wäre, aber auch ihre Taten haben letztlich Folgen. Nicht andere sind schuld am eigenen Glück oder Unglück – jeder trägt für sich und seine Entscheidungen selbst die Verantwortung.
Andrea Tillmanns will nicht nur unterhalten mit ihren schnörkellos erzählten, symbolreichen Geschichten. Die Lektüre stimmt nachdenklich und bleibt längere Zeit in Erinnerung, denn man sympathisiert mit einigen der Figuren und kann sich in ihr Denken hinein versetzen, ihre Enttäuschung oder Erleichterung nachvollziehen. Zwischen all der seichten Hausfrauen-Fantasy und den endlosen Nacherzählungen des HERRN DER RINGE sind solche ungewöhnlichen Kurzgeschichten eine angenehme Abwechslung und beweisen, dass die Kleinverlagsszene weit mehr Beachtung verdient als sie bisher erfuhr.

Irene Salzmann, Kranzberg


FUTURE MAGIC 49
124 Seiten DIN A 4, Kopie, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 5,00 EUR, 4er-Abonnement 17,00 EUR.
Bezug: SFC STARDRAGONS, Eva Kalvoda, Kundratsstr. 20/8/25, A-1100 Wien, E-Mail: kills_first@utanet.at.
Bankverbindung: PSK (BLZ 60000), Konto 77510891, lautend auf Andreas Leder.


Nur noch eine Ausgabe trennt das FUTURE MAGIC von  einer Jubelnummer. Nur noch wenige Clubpublikationen erreichen heutzutage die 50. Ausgabe, es sei denn, sie existieren schon seit Jahrzehnten. Anders als andere Fanzines hat das FUTURE MAGIC aber nicht unter mangelnder Mitarbeit zu klagen. Fleißige Autoren und Künstler füllen die 120 Seiten mit Texten und Bildern. Hier ist es auch möglich längere Erzählungen als Fortsetzungsgeschichten zu präsentieren. So findet Susanne Stahrs Epos „Spinnenseide“ mit dem dritten Teil ihr Ende, während Thomas Kager zum zehnten Mal in „Die Schatten“ führt. Weitere Erzählungen stammen von Fred H. Schütz, Thomas Kager, Marin Balabanov, Dieter Grzywatz, Andreas Leder, Eva Kalvoda – und auch wieder von Gabriele Fleischhauer, die in einem Leserbrief schildert, warum sie so lange keine Zeit gefunden hat, zu schreiben.
Coverabbildung FUTURE MAGIC 49 Erstaunlich viele der Erzählungen sind Fantasy wie etwa „Flitz“, „Der Zwerg“, „Spinnenseide“ und „Die Grenze“. Sie decken aber die Bandbreite des Genres ab und bieten zusammen mit den anderen phantastischen Geschichten ein abgerundetes Bild.
In Marin Balabanov hat man ein mitarbeitsfreudiges neues Mitglied gefunden, daß nicht nur Geschichten schreibt, sondern auch noch selbst illustriert und reichlich makabere Comics zeichnet, die vielleicht nicht jedem gefallen dürften, aber doch einen interessanten Einblick in seinen Ideenreichtum und seine Fähigkeiten geben.
Andreas Leder stellt dann noch einen relativ unbekannten österreichischen Autoren vor. Peter Horn steht in einem ausführlichen Interview Rede und Antwort, seine Bücher werden leider nur kurz vorgestellt, aber eine kurze Leseprobe gibt Einblick in den phantastischen Inhalt seiner Werke.
Ansonsten folgen die üblichen Inhalte – kurze Artikel, News, Leserbriefe und Rezensionen. Man gedenkt auch hier „Scotty“ und betrauert den Tod von James Doohan, urteilt über STAR WARS und SIN CITY und tauscht sich rege in den Briefen aus.
Bis auf die Tatsache, daß keine Zusammenfassungen bei den Fortsetzungs- geschichten auch Neulesern einen leichteren Einstieg bieten sollten ist an der Qualität und den Inhalten der Kurzgeschichten nichts auszusetzen. Sie bieten für jeden etwas und sind mit sehr viel Begeisterung verfasst, die auch beim Lesen spürbar ist. Gerade bei den Briefen der Mitglieder wird auch deutlich, daß der SFC STARDRAGONS ein sehr warmherziger Club ist, in dem Mitmachen das Wichtigste ist, und der Chefredakteur auch noch mit Spaß an der Sache ist. FUTURE MAGIC ist ein offenes Fanzine in ansprechendem Layout – es schlägt in den Bann und animiert zum Mitmachen zu einem mehr als fairen Preis.

Christel Scheja, Solingen


RETTUNGSKREUZER IKARUS 24: IN DEN GÄRTEN DER TOMAKK
102 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 6,90 EUR.
Bezug: Roman-Truhe Buchversand, Röntgenstr. 79, 50169 Kerpen.
Internet: www.rettungskreuzer-ikarus.de.


IN DEN GÄRTEN DER TOMAKK ist der Debütroman von Achim Hiltrop in der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie. Der Band schließt an den vorangegangenen Roman, FLUCHT VON BORSAI an, was ungewöhnlich ist, da die Serie nach jedem Band, der in dem Nexoversum spielte, in die Haupthandlungsebene, in der das Team des RETTUNGSKREUZER IKARUS operiert, zurückwechselte. Auch der vorliegende Band spielt also im Nexoversum, in jener Galaxis also, die von den Outsidern beherrscht wird. Am Ende von FLUCHT VON BORSAI standen Jason Knight, die aus der Gewalt der Exekutoren befreite, aber noch unter ihrem Einfluss stehende Shilla und ihre Begleiter auf einem Dschungelplaneten vor dem Eingang einer Station unbekannter Erbauer.
IN DEN GÄRTEN DER TOMAKK dringen sie in die Station ein und entdecken nach der Überwindung diverser Schwierigkeiten ihr Geheimnis: Die Tomakk sind eine offenbar ausgestorbene Pflanzenzivilisation, die vor Äonen Krieg gegen die Exekutoren bzw. die Outsider, die Beherrscher des Nexoversums, führte. Die Station ist einer ihrer wenigen Stützpunkte, die nicht zerstört wurden. Die Station macht Jason und seine Begleiter zu ihren Verbündeten, befreit Shilla durch einen pflanzlichen Symbionten aus der Einfluss der Exekutoren. Doch Jason & Co. sind nicht die einzigen Besucher der Station. Eine Gruppe von Drunar, als unbesiegbar geltende, brutale, intellektuell aber minderbemittelte Krieger, dringen ebenfalls ein und nehmen die Verfolgung von Jason und seinen Begleitern auf.
Der Roman ist routiniert geschrieben, bietet inhaltlich aber nur das, was nach aufgrund des Endes von FLUCHT VON BORSAI zu erwarten war: das Eindringen in die Station, ein Mittel, um Shilla aus dem Einfluss der Exekutoren zu befreien, ein Transportmittel, um den Planeten zu verlassen, und alles unter dem Eindruck durch die Verfolgung der Schergen des Nexoversums, die kaum über den Charakter von Witzblattfiguren hinauskommen. Eigene Akzente, wie beispielsweise Irene Salzmann in dem Vorgängerband, in dem sie intensiv das Verhältnis von Shilla zu den Exekutoren und zu Jason reflektierte, setzt der Autor nicht. Ein neues Element in der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie, natürlich nicht in der Science Fiction insgesamt, bietet die Pflanzenzivilisation der Tomakk – soweit es die bundesdeutsche SF betrifft, lassen DIE TERRANAUTEN grüßen.
Nach dem relativ guten Vorgängerband FLUCHT VON BORSAI ist der neue Roman aus der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie eine Enttäuschung. Aber noch hat der Handlungsstrang im Nexoversum noch nicht sein Ende erreicht, denn immerhin müssen Shilla und Jason noch in ihre heimatliche Galaxis zurückkehren...

Armin Möhle, Wallenhorst


XEGO 3
64 Seiten DIN A 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 50 Exemplare, 3,00 EUR.
Bezug: Marin Blabanov, c/o Mailbox, Taborstr. 22c/174, A-1020 Wien, E-Mail: info@marincomics.com.
Internet: www.marincomics.de.


Nun liegt bereits die dritte Ausgabe des Egozines XEGO vor, mit farbigem Cover, sowie zwei Comics und einer illustrierten Fortsetzungsstory auf 64 Seiten.
Wer bereits die vorausgegangenen Hefte gelesen hat, weiß, was ihn erwartet und trifft auf „alte Bekannte“:
Die Superheldin Dani-E strippt in „Alles beginnt mit einem ‚A’“ vor pilz-(penis-)förmigen Häftlingen, die kurze Zeit später von einem nackten Alien attackiert werden. Dieses wird durch einen Kniestoß in jene nicht vorhandenen Teile, die am meisten wehtun, außer Gefecht gesetzt, und den Rest erledigen die Penisse… äh… Pilze.
In „Bringt mich zu eurem Anführer“ muss sich der Silver Surfer-Klon Travellic gegen einen Fischdämon wehren und zwingt diesen durch einen Kuss zur Aufgabe. Danach erledigt er den Erzherzog, der Krieg ist aus, und alle Beteiligten genehmigen sich ein Bier.
Coverabbildung XEGO 3 Im zweiten Teil von  „Etwas Rosa in der Nacht“ geht Ernies Martyrium weiter. Nach wie vor wohnt er mit seiner angebeteten Edith zusammen, die im Wechsel neue Lover anschleppt oder sich bei ihm ausheult, wenn es mit einem von diesen nicht geklappt hat. Um den aufdringlichen Ernie loszuwerden, stellt sie ihm schließlich Claudia vor, doch nachdem das Gerücht in Umlauf kam, dass Ernie gay ist, scheint der Verkupplungsversuch gescheitert. Und das sind längst noch nicht alle Widrigkeiten, unter denen Ernie leiden muss…
Durchweg werden in allen Beiträgen Klischees und Archetypen verarscht. Mit Selbstironie und sehr derbem Humor zieht Marin Balabanov nicht nur über Superhelden, sondern auch über menschliche, präziser: männliche Schwächen her. Mann wird auf sein für ihn wichtigstes Körperteil reduziert und sabbert ausgiebig den exhibitionistisch-nymphomanischen Traum an. Alternativ lässt er die Muskeln spielen und ist schlicht der tolle Held, der selbst die größten Probleme bewältigen kann. Die Story liefert den Kontrastpunkt gegenüber den Comics, denn nun ist Mann ein armes, gebeuteltes Schwein, von den Frauen verlacht, von den Rivalen aus dem Weg gekickt, doch ist die masochistische Veranlagung so stark ausgeprägt, dass Mann Zuckerbrot und Peitsche nicht aufgeben will.
Sicher ist diese Art schwarz-deftigen Humors etwas gewöhnungsbedürftig und mehr noch Geschmackssache. Das Zine wendet sich in erster Linie an männliche Leser, die nicht unbedingt SF- oder Comic-Fans sein müssen, da das phantastische Ambiente lediglich über die Parodien gestülpt wurde und die Zeichnungen auch nicht gerade aus der Schule von Marc Silvestri oder Todd McFarlane stammen. Wer sich nicht sicher ist, ob er mit XEGO etwas anfangen kann, sollte einen Blick auf die Homepage des Herausgebers werfen und dort weitere Eindrücke sammeln.

Irene Salzmann, Kranzberg


SOL 40
68 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 1.400 Exemplare, 5,27 EUR, 4er-Abonnement 22,00 EUR.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Kreissparkasse Hitzacker (BLZ 258 513 35), Konto 4042420.
Internet: www.prfz.de.


Die SOL ist das offizielle und quartalsweise erscheinende Magazin der PERRY RHODAN FANZENTRALE. Diesmal feiert man nicht nur die 40. Ausgabe, sondern auch das zehnjährige Bestehen der FANZENTRALE, das auch in einem entsprechenden Rückblick gewürdigt wird.
Das eigentliche Schwerpunktthema ist aber PAN-THAU-RA, der neue im Heyne Verlag erscheinende Zyklus, der Ereignisse und Themen aus einem der beliebteren Zyklen der Romanserie aufgreift. Man stellt nicht nur die Autoren vor – Frank Borsch steht sogar in einem Interview Rede und Antwort – sondern beschäftigt sich auch mit den Inhalten und Absichten, blickt noch einmal vergleichend auf die vergangenen Romanzyklen zurück und zeigt verschiedene Titelbild-Entwürfe.
Neben diesem Schwerpunktthema gibt es aber auch  weitere Artikel und Interviews – mit Machern und über Inhalte der PERRY RHODAN-Serie, eine Kurzgeschichte von Andreas Decker und ein kleiner Blick in die Fanszene. Über den Tellerrand blickt nur der ausführliche Artikel von Matthias Hinz, der sehr subjektiv, aber ausführlich die KRIEG DER STERNE-Saga in seiner Gesamtheit betrachtet. Er konzentriert sich dabei auf die Handlung und die Inhalte, weniger auf die technischen Details und regt zum Nachdenken an.
Die Artikel, Berichte und Interviews sind gewohnt hochwertig. Der geneigte PERRY RHODAN-Leser erhält ergänzende oder neue Informationen, man vermeidet aber wie immer tiefer zu gehen, um nicht zu viel zu verraten. Da die Inhalte sehr spezifisch sind, ist das Magazin kaum für Leser geeignet die PERRY RHODAN nicht kennen – aber das ist bei dieser Clubpublikation auch nicht gewollt.

Christel Scheja, Solingen


PHANZINE 4
68 Seiten DIN A 4, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 4,00 EUR, 4er-Abonnement (4 x PHANZINE und 1 x FICTIONFANTASY) 18,00 EUR.
Bezug: SFC ÜBERALL, Holger M. Pohl, Erich-Flister-Str. 19, 74211 Leingarten, E-Mail: hmpohl@fictionfantasy.de.
Internet: www.fictionfantasy.de.


PHANZINE ist ein aus dem SFCÜ und der Internetplattform www.fictionfantasy.de hervorgegangenes Projekt. Auf dem Titelbild der vierten Ausgabe blickt ein Jüngling in einen Reiseführer „Alle Welten auf einen Blick“ und illustriert damit den Themenschwerpunkt „Welten“.
Es werden etliche phantastische Universen vorgestellt. So berichtet Christel Scheja von diversen „Shared Worlds“ im allgemeinen und ihrer eigenen im besonderen, Kerstin Eiben von ihrer Welt „Belavin“, Christian Kaula von der Open-Source-Welt, Jan-Christoph Kurt von „Laital 2 – Eigene Welten“, Michael Schmidt von dem Projekt „Saramee – Stadt der Vertriebenen“ und Holger M. Pohl von „Neyada – Welt hinter dem Granit-Wall“. Dabei handelt es sich um Spielwelten, vornehmlich im Bereich der Fantasy. Mancher beschreibt fiktive Kontinente, erfundene Völker, andere die Spielregeln und die Vermarktung, wieder andere Erfahrungen mit dem wechselnden Elan der Beteiligten und einer – Holger M. Pohl – sogar die Grundsätze der Konstruktion von Eigennamen in einer bestimmten, erdachten Gesellschaft. All diese Artikel laden dazu ein, in die jeweilige Welt einzutauchen und aktiv an ihr mitzuwirken. Vieles bleibt allerdings für den, der Rollenspiele und ähnliches nicht gewohnt ist, etwas trocken zu lesen.
Coverabbildung PHANZINE 4 Christel Schejas Geschichte „Das erste Grab“ stammt aus dem „Talastan-Universum“, das sie unter „Shared Worlds“ vorgestellt hat, und beschäftigt sich mit Grabräubern. Die Story „Prophezeiung des Falken“ von Kerstin Eiben dreht sich um Einhörner und spielt in der „Belavin“-Welt – ebenso wohl „Das Einhorn der Mary-Feeh“ von Anja Albus und Michael Elflein. Die Geschichten sind aus sich heraus verständlich und unterhaltsam. Angesichts der umfangreichen Privat-Universen könnte man sich fragen, ob deren Erschaffer sich mit gelegentlichen Ausflügen ins Reich der Phantasie nicht bescheiden wollen und gar der Versuchung erliegen, ihrer fiktiven Realität einen besonderen Raum zu erobern, deren Verbreitung – geradezu nach Marktgrundsätzen – zu betreiben oder die Wirklichkeit dauerhaft verdrängen zu wollen. Bei Lichte betrachtet, muss man sich aber sagen, dass genau solche Befürchtungen – ob man Reißaus nehme, sich in der Fiktion verliere und realitätsfremd werde - vor wenigen Jahrzehnten noch gegenüber jedem SF-Fan an der Tagesordnung waren. Dennoch dürften die meisten von ihnen in einem durchaus bodenständigen Alltagsleben angekommen sein – trotz aller Eskapaden ihrer Phantasie. Auch wer keine Fantasy mag, braucht bei den meist märchenhaft-mittelalterlich geprägten Spielwelten also keine Bedenken zu hegen.
Armin Möhle stellt mit dem FLUSSWELT-Zyklus von Philip José Farmer ein Konzept vor, das so originell ist, dass es sich sowohl der SF als auch der Fantasy mühelos zuordnen lässt und gleichzeitig noch einen bunten Mix aus geschichtlichen und weltanschaulich-religiösen Bezügen aufweist. Die Rezension ist kurzweilig, informativ und lässt es bei aller Freude am Ideenreichtum auch nicht an kritischer Distanz fehlen.
Die Story „Unterweltler“ von Christian Weis ist eindeutig Science Fiction. Wer den Film DIE STADT DER FRAUEN von Federico Fellini kennt, wird etwas enttäuscht sein, denn Christian hat offenbar einen der dortigen Einfälle „nacherfunden“.
Andreas Hoops kritisiert „Meisterwerke der SF“. Die besprochenen Bücher scheinen allesamt hochinteressant zu sein, und die Wertungen kann man gut nachvollziehen.
Ebenso verhält es sich mit Arne Handts Rezension zum Musical JEFF WAYNES WAR OF THE WORLDS, wenngleich mir bei der Beurteilung „immer wieder anstrengend“ etwas der Kamm schwillt. Verdammte Spaßgesellschaft...
Das „Phantastik-Magazin“ oder – seien wir ehrlich – Fanzine PHANZINE dürfte auf dem richtigen Weg sein. Aufmachung, Illustrationen und Druck sind ansprechend. Es werden Themenschwerpunkte gebildet, und trotzdem bietet PHANZINE 4 eine abwechslungsreiche Mischung. Wem Rollenspiele u. ä. – und Fantasy insgesamt – nicht liegen, der wird (so wie ich) nicht von jedem Beitrag begeistert sein und sich dennoch schließlich, wenn er das Heft aus der Hand legt, sicher sein, viel Lesenswertes aufgenommen zu haben.

Clemens Nissen s. ps., Schortens


EDITION HEIKAMP 4: DIE KLEINE PUNKERIN
12 Seiten DIN A 6, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: 100 Exemplare, 1,50 EUR.
Bezug: Crago-Verlag, Michael Schneider-Braune, Postfach 1248, 97990 Weikersheim.


Band 4 der EDITION HEIKAMP beinhaltet Short Cuts, die kürzeste Prosaform, aus der Feder von J. Heinrich Heikamp, von dem bereits ein weiterer Band innerhalb dieser Reihe (REGEN PRASSELT LEISE) erschienen ist. Darüber hinaus kann man bei Crago-Verlag weitere Hefte mit seinen Beiträgen finden bzw. solche, an deren Entstehung er beteiligt ist.
DIE KLEINE PUNKERIN offeriert sieben Short Cuts aus den Jahren 1989 bis 2003. In wenigen Sätzen werden kurze Szenen geschildert, Eindrücke und Gefühle. Es bleibt dem Leser überlassen, darüber nachzudenken, was vorher geschah und nachher noch geschehen könnte.
„Der Pakt“ mit dämonischen Kräften, der Reichtum und Macht einbringen sollte, führte letztlich zu Einsamkeit und Verzweiflung.
„Der Prinz“, der aus Liebe sein Land beinahe in ein Unglück stürzte, fängt sich, denn das Leben geht weiter, er hat Pflichten.
Der „König der Inseln“ hat es weit gebracht, hat im Prinzip all seine Ziele erreicht, darüber jedoch vergessen, sein Leben zu genießen.
Ein „Magisches Studium“ zehrt an den Kräften, geistig und körperlich, aber wenn es geschafft ist, wird alles besser, und so lebt der Protagonist in der Hoffnung.
„Der rote Bär“ erlaubt zu spekulieren, ob es sich hierbei um eine politische Anspielung handelt.
„Der Beamte“ brütet über seinen Papieren und tut nichts, denn die Menschen hinter den Formularen sind gesichtslos und ihm gleichgültig.
„Die kleine Punkerin“ sich aus der uniformen Masse heraus – für wie lange noch, da sich alle im Laufe der Zeit anpassen?
Man kann das kleine Heft sehr schnell durchlesen, aber das ist nicht der Sinn der Sache. Nimmt man sich die Short Cuts einzeln vor, hält inne und denkt über das Gelesene nach, bevor man fortfährt, erfasst man erst die Atmosphäre, die der Autor in jede einzelne Kurzgeschichte hinein legte. Verzweiflung, Fatalismus, Enttäuschung, Hoffnung und andere Emotionen kommen zum Ausdruck. DIE KLEINE PUNKERIN ist keine alltägliche Lektüre und ragt wie die Figur der Titelstory aus dem bequemen, gefälligeren Mainstream heraus.

Irene Salzmann, Kranzberg



Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.

Preise der Printausgabe: Einzelexemplar 0,60 EUR, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 3,00 EUR (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo oder im Fanzinetausch zu beziehen.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Thomas Harbach, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Irene Salzmann, Christel Scheja.
Auflage der Printausgabe: 70 Exemplare.
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