Online 135 |
Werte Leserinnen
und Leser,
die Rezension über DIES UND DAS GLEICH DOCH GANZ ANDERS (traf mit der Sendung des FUNTASY-CLUB THUNDERBOLT ein) hat für mich den Abdruck in dieser FANZINE-KURIER-Ausgabe nicht mehr erreicht und wird im FK 136 erscheinen. Nebst weiteren Besprechungen, versteht sich. Viele Grüße Armin Möhle SCIENCE FICTION OKULAR 250, 251, 252 EDITION HEIKAMP 20: DIE SACHE MIT DEM FLOSS SOL 47 EXODUS 21 FUTURE MAGIC 56 WELT DER GESCHICHTEN 4 PHANTASTISCH! 27 DRACHENBRIEF 135 XUN 16 GOLEM 82/PALADIN 161 WELT DER GESCHICHTEN – PULP MAGAZINE 1 EDITION HEIKAMP 21: DUNKELROTES AUF WEISSEM GRUND
SCIENCE FICTION OKULAR 250, 251, 252 14, 14, 14 Seiten DIN A 4, Mittelheftung. Auflage: unbekannt, jeweils 1,50 EUR. Kontakt: SCIENCE FICTION CLUB NORDRHEIN-WESTFALEN E. V., Irma Leu, Berliner Str. 206, 45144 Essen, E-Mail: Irma.Leu@freenet.de. Internet: www.cspp.com/sfo/. Eine Nummer 250 mit einer Publikation zu erreichen, ist ja nun schon etwas ganz besonderes. Da können die Autoren zeigen, was sie können und der Leser freut sich auf das gewisse Extra. Diese Möglichkeit vergeigen die Macher hier allerdings völlig. Stattdessen hält man hier eine der bisher langweiligsten Ausgaben in Händen. Nach etwa einer Viertelstunde ist alles "gegessen"/gelesen. Natürlich sind die Ansprüche an ein reines Vereinsmagazin nicht allzu hoch anzusetzen, aber schade ist es schon. Das einzige interessante an der "Jubelausgabe" (Zitat aus dem Begrüßungswort) ist der Umstand, dass es nun eine Homepage des Vereins gibt, auf der man das eine oder andere nachlesen kann. Die Nummer 251 beginnt mit Auszügen aus einem Vortrag zu dem SF-Klassiker ALARM IM WELTRAUM. Leider wird in keiner Weise darauf hingewiesen, dass es sich hier nur um Auszüge handelt. Zudem ist der Artikel durch die Kürzung teilweise sehr verworren, bzw. unverständlich geworden und weist ein vernünftiges Ende auf. Der folgende Bericht über ein Treffen, auf welchem man gemeinsam unbekannte Lebensformen entwickelt und gezeichnet hat, ist da schon besser gelungen. Seite 10 nun soll wohl ein Protokoll eines Clubtreffens sein. Leider wird nicht darauf hingewiesen und selbst die Überschrift lässt da nichts erkennen. Ein paar Minirezis schließen das Ganze dann ab. Insgesamt wirkt das Heft eher wie ein Protokoll und ist nur von Leuten nachzuvollziehen, die die Veranstaltungen auch besucht haben. Nummer 252 startet mit dem Hinweis zum Thema des nächsten Clubtreffens ("Das Passivhaus"). Es folgt eine Art Nachtrag zu ALARM IM WELTALL. Leider ebenfalls völlig uninspiriert und wirr. Schade. Die Seiten 6 und 7 weisen nun endlich mal einen erfreulichen Bericht auf, der auch für Nicht-Clubmitglieder nett zu lesen ist: Die Glosse handelt davon, dass jemand auf Ebay ein "herrenloses" Mondmobil verkauft hat. Des weiteren versucht die Autorin daraus abzuleiten, was "man" mit dem Begriff "herrenlos" denn in dem Zusammenhang noch so alles anstellen könnte. Nach einer Kurzvorstellung von Walter Moers Buch DER SCHRECKSENMEISTER folgt eine ebenfalls gelungene und informative Vorstellung aller Filme des 21. FANTASY FILMFESTES. Den Abschluss bildet eine Filmrezension zum aktuellen FANTASTIC FOUR-Film. Endlich wieder eine interessantere Ausgabe! Dirk Ozanik, Hildesheim EDITION HEIKAMP 20: DIE SACHE MIT DEM FLOSS 24 Seiten DIN A 6, Mittelheftung. Auflage: 100 Exemplare, 3,50 EUR. Kontakt: Crago-Verlag, Michael Schneider-Braune, Postfach 1248, 97990 Weikersheim. Internet: www.edition-heikamp.de. Karl Farr, Jahrgang 54, schildert schnörkellos in DIE SACHE MIT DEM FLOSS einige Kindheitserinnerungen, die ihn besonders prägten und die ihm unvergessen sind. Den Leser entführt er nach Ostfriesland in die Zeit zwischen etwa 1960 und 1975. Man vermeint auch tatsächlich, die Atmosphäre zu spüren, die man aus Filmen und Bücher kennt, die in jenen Jahren entstanden sind, und wer damals bereits geboren war, dem fallen vielleicht ganz ähnliche Erlebnisse ein, die er längst vergessen zu haben glaubte. 18 kleine, stille Geschichten, keine länger als zwei Seiten, manche gar nur einige Zeilen umfassend, bieten Impressionen, die man einfach auf sich wirken lassen kann. Sie sind schlicht erzählt und bringen das Thema auf den Punkt, ohne sich krampfhaft um eine Pointe oder einen Höhepunkt zu bemühen – und gerade diese unmaskierte Einfachheit lässt die Eindrücke realistisch wirken und zieht in den Bann. In "Aus meiner Kindheit" ist dem Autor vor allem das karge Essen in Erinnerung geblieben. Er zählt Speisen auf, die man mitunter gar nicht kennt, berichtet von den Einladungen zu Verwandten, die dann einem Fest gleich kamen. Auch wenn die Zeit damals hart war, so ist sie im Nachhinein eine schöne Erfahrung, die man nicht missen will, da sie mit Menschen verbunden ist, die einem etwas bedeuten oder bedeutet haben. "Ein Spritzer Haarwasser" gönnte sich der Vater des Autors, und auch dieser bekam immer seinen Teil ab, da Birkenwasser gut sei. Tatsächlich gibt es das Produkt in den Drogerien immer noch, selbst wenn es nur noch wenige kennen und noch weniger es kaufen. "Das rote Feuerwehrauto" ist jedem Kind ein Begriff – auch wenn es sich vielleicht um eine besonders schöne Puppe bei der einen oder ein Modellflugzeug bei dem anderen handeln mag. Nicht jeder Traum wurde und wird von den Eltern erfüllt, die wohlmeinend etwas anderes schenkten, als man gern gehabt hätte. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Enttäuschung ist groß, aber die Erinnerung an das begehrte Objekt bleibt. In der Titelstory "Die Sache mit dem Floß" unternehmen einige Jungen eine abenteuerliche Fahrt auf dem Fluss. Über die Dinge, die dabei passieren können, macht man sich in dem Alter wenig Gedanken. Der Spaß findet schon bald wieder ein Ende, glücklicherweise ohne dass einem der Beteiligten etwas geschehen ist. Diese und weitere Erinnerungen gibt Karl Farr preis. Man merkt dem Büchlein an, dass der Autor gern an diese Zeit zurück denkt und sich viele schöne Momente bewahrt hat, an denen er die Leser teilhaben lässt, die er dazu bringen möchte, sich gleichfalls zu erinnern. Irene Salzmann, Kranzberg SOL 47 64 Seiten DIN A 4, Mittelheftung. Auflage: 1.400 Exemplare, 5,27 EUR, 4er-Abonnement 22,00 EUR. Kontakt: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Postfach 2352, 76413 Rastatt. Internet: www.prfz.de. Bankverbindung: Sparkasse Uelzen Lüchow-Dannenberg (BLZ 25850110), Konto 46042420. Viermal im Jahr erscheint SOL, das offizielle Magazin der PERRY RHODAN FANZENTALE, in dem der geneigte Leser nicht nur Interviews mit den Autoren, Hintergrund- oder Werkstattberichte, sondern auch Kurzgeschichten und Ausblicke findet. Die 47. Ausgabe steht ganz im Zeichen kommender Ereignisse und vergangener Treffen, denn inzwischen steht mit der 2400. Ausgabe mit DIE NEGASPHÄRE ein neuer Zyklus ins Haus, der die Erwartungen der Leser wieder neu anstachelt. Welche das sind verrät das Essay zum Thema. Die Interviews mit den Autoren Robert Feldhoff, Horst Hoffmann und Ernst Vlcek schwelgen eher in Erinnerungen und blicken auf die Vergangenheit zurück. Dies gilt auch für die Berichte über die Autorenkonferenz 2007, den DortCon 2007, eine erfolgreiche Hörspielnacht oder die Artikel über W.W. Shols, William Voltz und den letzten Roman von Walter Ernsting. Rüdiger Schäfer, der Autor des neuen ATLAN-Romans DAS SPHÄRENRAD schildert die Sorgen und Nöte, die Freuden und Leiden während des Schreibens, während Robert Hektor sich mit der Parapositronik Escher und andere Mensch/Maschinen-Komplexe beschäftigt. Dazu kommen drei Kurzgeschichten aus dem PERRY RHODAN-Kosmos: "Pflichtbewusst" von Achim Mehnert wirkt wie ein Überbleibsel aus seinem ATLAN-Roman DIE PSI-KÄMPFERIN und wartet mit einer eher schwachen Pointe auf, über die wahrscheinlich nur eingefleischte Kölner lachen können. "Die Friedensfahrer" von Roman Schleifer nimmt eine Begegnung des unsterblichen Arkoniden mit einer erst viel später auftauchenden Organisation vorweg. Dies ist noch die beste Geschichte, auch wenn die Wendung nicht ganz so überraschend kommt. "Der Einfänger" von Uwe Hermann versucht ebenfalls lustig zu sein, schafft es aber nicht einmal diesen Eindruck zu erwecken. Dazu kommen die üblichen Blicke über den Tellerrand in Form der Beschreibung eines Trekdinners und eines Schreibseminars, das Völker-Datenblatt und die Lesergrafik. Wie immer sind die Artikel, Berichte und Interviews von gewohnt hoher Qualität, während die Kurzgeschichten diesmal nicht so ganz überzeugen können. Alles in allem bietet die 47. Ausgabe der SOL die gewohnte Mischung aus Information und Unterhaltung, die selbst erfahrenen und altgedienten PERRY RHODAN-Lesern noch den einen oder anderen neuen Fakt bietet, auch wenn man natürlich nicht all zu sehr in die Tiefe geht. Christel Scheja, Solingen EXODUS 21 68 Seiten DIN A 4, Mittelheftung. Auflage: unbekannt, 6,00 EUR, 2er-Abonnement 12,00 EUR, 4er-Abonnement 22,00 EUR. Kontakt: René Moreau, Schillingsstr. 259, 52355 Düren, E-Mail: kontakt@sfflohmarkt.de. Internet: www.sfflohmarkt.de. Bankverbindung: Postbank Köln (BLZ 370 100 50), Konto 2851 70-505. "Stillstand bedeutet Rückschritt" – diesen Leitsatz vieler Fortschrittsideologen und Marketingexperten haben anscheinend auch die EXODUS-Macher mit der Muttermilch aufgesogen. Mit jeder neuen Ausgabe ihres Magazins bringen sie Neuerungen und Verbesserungen, die das Werk noch kompletter und lesenswerter machen. Ob es jemals einen Endpunkt geben wird? Gibt es so etwas wie ein ideales Fanzine? Einen idealen Endzustand? Wahrscheinlich nicht! Und Übertreibungen helfen auch nicht weiter. Wie heißt es so schön im Talmud: "Es ist uns aufgetragen am Werke zu arbeiten, aber nicht, es zu vollenden!" Mit dieser Ausgabe ist Heinz Wipperfürth nicht mehr nur Lektor, sondern auch Mitherausgeber. René Moreau und er bilden nun ein Team, das ständig bemüht ist, "an der Weiterentwicklung von EXODUS zu arbeiten." Augenscheinlichste Erweiterung ist die Hörbuch-CD, die dieser Ausgabe mitgeliefert wird und womit die Redaktion einem sehr beliebten Trend folgt. Die vier Geschichten darauf sind dann allerdings wirklich gut geeignet, eine Autofahrt zu verkürzen. Thomas Franke hat die Geschichten eingelesen, u. a. die preisgekrönte Erzählung "Sternenkinder" von Uwe Voehl, die als Vorabdruck auch in EXODUS 21 enthalten ist. Außerdem enthält die CD die Geschichten "Aupairjunge" von Jürgen Müller und "Rationalisierungsmaßnahmen" von Michael Tillmann (beide aus EXODUS 15) und SASS von Markus Kastenholz (EXODUS 17). Darüber hinaus gibt es jetzt bei den Autorenvorstellungen am Ende jeder Geschichte ein Porträt des Autors und auch die Grafiker werden in Wort und Bild vorgestellt. Und damit erst gar kein gefährlicher Stillstand entsteht planen die Herausgeber für die nahe Zukunft eine Sonderausgabe zum Thema "Die neuen Menschen" und starten dazu einen Storywettbewerb. Leider ist kein Einsendeschluss angegeben. Das Thema ist zwar nicht neu, aber immer wieder aktuell. Aber kommen wir nun endlich zum Inhalt. Es beginnt wieder mit einem bunten, ausführlichen Reigen von Leserbriefen. Interessant ist dabei die unterschiedliche Bewertung der Bildergalerie von Klaus G. Schimanski, die viel nackte Haut zeigte, im letzten Heft. Die hohe Zahl der Leserbriefe ist sicherlich auch Symbol für die gute und positive Resonanz, die das Magazin mittlerweile genießt. Mir fällt es immer schwer, die Geschichten eines Sammelbandes einem Ranking zu unterziehen. Selten wird man dabei ihrer Unterschiedlichkeit gerecht. Ich mache es mir daher einfach und greife die ohnehin schon preisgekrönte Geschichte von Uwe Voehl heraus. "Sternenkinder" gehört zu den Gewinners im Wettbewerb "Utopia" der AKTION MENSCH in Kooperation mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Und das ganz sicherlich zu recht. Die Story ist sowohl inhaltlich als auch auf stilistischer Ebene innovativ (was auch sehr schön in der vorgelesenen Version von Thomas Franke ausgedrückt wird). Ein neues Computerprogramm ermöglicht es, Wunschkinder zu erzeugen, die die gewünschten Eigenschaften haben. Welche Auswirkungen das haben kann, zeigt Uwe Voehl anhand von fiktiven Lebensläufen, verknüpft durch eine Hintergrundgeschichte, die nahelegt, dass eine solche Erfindung wohl besser nie auf die Menschheit losgelassen werden sollte. Aber es muss keine preisgekrönte Story sein, um sich sehen lassen zu können. Bernd Krawath steuert mit "Die Wand" eine schwungvoll und sprachlich interessant umgesetzte Geschichte bei. In ihr geht es um gequälte Aliens, die von einem Forscherteam gerettet werden sollen. Letztlich brauchen die Aliens diese Hilfe aber gar nicht und das Ende bleibt ein wenig offen. Nur diese Attitüde von den "edlen Wilden", die letztlich moralisch den Menschen überlegen sind, nervt bei dieser ansonsten sehr gut gelungenen Geschichte ein wenig. Der neue Mitherausgeber steuert durch sein Alter Ego Arnold Spree mit "Der Messias von Hermeskeil" eine klassische Erzählung ohne wörtliche Rede bei. Er erzählt von einem seltsamen Vorkommnis in einem kleinen Ort, einer Totenauferstehung, die ungelöst bleibt. Irgendwie fehlte mir bei der Geschichte die letzte zündende Idee. Frank Hebbens "Nostradamus" ist eine mit vielen hintergründigen Andeutungen erzählte frische Geschichte, deren Ironie durch die Fotomontagen von Klaus G. Schimanski noch unterstützt wird. Frank Neugebauer liefert eine psychologisch ausgefeilte Studie über zwei ungleiche Brüder, die in einem totalitär auftretenden Staat in die Fänge der Bürokratie geraten. In seiner kurzen Vorstellung liefert er gleich einige Unzulänglichkeiten der Story mit, die aber beim ersten lesen gar nicht so auffällig sind. Über seine Funktionsbeschreibung der Science Fiction als ein Literaturgenre, das "letztendlich die guten Seiten aufzeigt und Hoffnung auf ein besseres Dasein bringt" kann man gewiss streiten und viele Gegenbeispiele anführen. Es gibt noch mehr gute Geschichten in dieser Ausgabe. Die eine oder andere mag man aus persönlichen Motiven vielleicht nicht so überzeugend finden. Manchmal transportiert die Geschichte nur eine Idee, statt eine Geschichte zu erzählen. Aber auch diese "Experimente" im positiven Sinne zeugen von dem hohen Niveau deutscher Autoren. Auch die grafische Aufmachung ist mittlerweile auf einem beneidenswerten Niveau angelangt. Das durchgängig geführte Layout und die zum teil wunderbaren, eigens für die Geschichten geschaffenen Grafiken machen aus jeder EXODUS-Ausgabe ein Gesamtkunstwerk. Die Galerie von Thomas Gottfried, die mir zu sehr auf Motive der PERRY RHODAN Serie fußt, bringt jedoch wunderschön ausgereifte Bilder, die auf alle Fälle bar jeder Pornografieverdächtigung sind. Insgesamt jeden Cent wert. Holger Marks, Marburg FUTURE MAGIC 56 94 Seiten DIN A 4, Seitenbindung. Auflage: unbekannt, 5,00 EUR, 4er-Abonnement 17,00 EUR. Kontakt: SFC STARDRAGONS, Eva Kalvoda, Kundratsstr. 20/8/25, A-1100 Wien, E-Mail: kills_first@utanet.at. Internet: members.chello.at/sfc_stardragons. Bankverbindung: PSK (BLZ 60000), Konto 77510891, IBAN AT556000000077510891, BIC OPSKATWW lautend auf Andreas Leder. Die FUTURE MAGIC hat sich diesmal mit der Nummer 56 das Schwerpunktthema "Spiegel" gewählt. Dazu gibt es gleich zu Beginn eine gute Einführung von Eva Kalvoda. Die erste Geschichte zu dem Thema hat noch keine durchgehende Handlung und scheint etwas uninspiriert (Fred H. Schütz). Es folgt eine nette Anekdote (Andreas Leder) und anschließend eine gute, etwas längere Geschichte, die durchaus als Märchen durchgehen würde (Susanne Stahr). Der nun folgende Artikel über ALICE IM WUNDERLAND ist durchaus interessant, aber leider zu kurz und mit einem etwas abrupten Ende versehen. Es wäre schön, hiervon mal eine ausführliche Version zu Gesicht zu bekommen (Eva Kalvoda). Wieder folgt eine etwas längere Geschichte, diesmal von Thomas Kager. Zwar ist die Pointe in gewisser Weise vorherzusehen, was aber nichts daran ändert, dass man die Geschichte gerne liest. Auch die folgenden Seiten zum Thema sind gut zu lesen. Allerdings fällt das Schwerpunktthema mit nur einem Viertel des kompletten Heftes ein wenig dünn aus. Aber natürlich kann ein Herausgeber nur mit dem arbeiten, was ihm zur Verfügung gestellt wird. Und dieser Raum wurde gut genutzt. Es folgen nun die Stories außerhalb des Schwerpunktthemas. Beginnend mit "Ceni" von Fred H. Schütz, der hier eine gute Geschichte (3. Teil) abgeliefert hat. Lediglich ein Zeitraum über drei Monate im Leben der Protagonistin hätte einer etwas intensiveren Erklärung bedurft. Thomas Kager bringt im Anschluss seine Geschichte aus dem SHADOWRUN-Universum mit dem nun 17. Teil zum Abschluss. Das Ende ist ein wenig unspektakulär, aber auch dieser Teil ist wie alle vorhergehenden wirklich gut zu lesen. Susanne Stahr liefert uns nun mit "Marisibill" den ersten Teil ihrer Geschichten aus "Galconda". Eine wunderschöne Mär mit den Erlebnissen eines etwas ungewöhnlichen Magiers. Wie immer bei ihr macht die Geschichte Lust auf mehr. Die Fortsetzung wird mit Spannung erwartet. Andreas Leder liefert anschließend einen weiteren Teil aus dem Universum der Zeitveränderer. Ebenfalls interessant wie immer. Das restliche Drittel des Heftes ist gefüllt mit Rezensionen, weiteren Artikeln, Nachrufen oder Widmungen und den obligatorischen "Letters of Comment". Unter anderem ist dort über Christopher Lee zu lesen (der Artikel hätte ruhig noch ein wenig länger sein dürfen, zwei Seiten für diese Ausnahmepersönlichkeit ist denn doch zu wenig), es gibt Modetrends für Fantasyfiguren, einen Bericht zum 80. Geburtstag von Herbert W. Franke, Film- und Wissenschaftsschnipsel sowie kurze Nachrufe auf Kurt Vonnegut, Johnny Hart und Lloyd Alexander. Alles in allem gab es wieder eine Menge interessanter Dinge und Geschichten zu lesen. Hier kommt regelmäßig ein Häuflein begeisterter Schreiber zusammen, die alle ihren eigenen Stil haben, aber trotzdem nicht langweilig werden. Fortsetzung folgt! Dirk Ozanik, Hildesheim WELT DER GESCHICHTEN 4 254 Seiten, Taschenbuch, Seitenbindung. Auflage: unbekannt, 9,80 EUR. Kontakt: Bernd Rothe, Domeinerstr. 23, 31785 Hameln. Internet: www.welt-der-geschichten.eu. Mit WELT DER GESCHICHTEN Band 4 liegt nach der zweiten Ausgabe im Grunde numerisch erst der dritte Band vor. Da man für diese vierte Ausgabe den Verlag gewechselt hat und den zu umfangreichen zweiten Sammelband in zwei Teilen neu veröffentlichen möchte, haben sich die beiden Herausgeber Bernd Rothe und Astrid Pfister dazu entschieden, die Nummer drei freizuhalten. Mit der HARY PRODUCTION hat man einen zuverlässigen anderen Verlag gefunden. Auch die Reduzierung der Bände auf ungefähr zweihundertfünfzig Seiten – in diesem Fall sechzehn Geschichten inklusive entsprechender Zeichnungen und zwei Vorwörter – ist ausreichend. Die insgesamt sechzehn Texte versuchen ein breites Spektrum der phantastischen Literatur abzudecken. Die Qualität der Stories ist insbesondere für so umfangreiche Anthologien deutscher Autoren uneinheitlich. Einige der Geschichten lassen sich gut lesen, überzeugen aber insbesondere in Hinblick auf das Konzept nicht: Die Herausgeberin Astrid Pfister ist so ein Beispiel. Geradlinig steuert sie die aus ihrer Sicht auf die Pointe zu. Vor einhundertfünfzig Jahren mit einer Pferdekutsche und keiner U-Bahn hätte der Plot funktionieren können, aber in einer Datensammelwelt wie unserer Gegenwart ist die Prämisse zweifelhaft und selbst der euphorische Ausruf des Schurken am Ende trotz seiner Bemühungen eher lächerlich. Es gibt Steuerunterlagen, Meldebescheinigungen und andere amtliche Verzeichnisse, in denen nachzulesen ist, ob man schon einmal verheiratet gewesen ist oder nicht. Auch "Die Prophezeiung" von Stefan Fels ist zum Beispiel eine weitere Variation der sich scheinbar selbst erfüllenden Prophezeiung und kann über die kurze Textstrecke überhaupt keine Spannung aufbauen. Thomas Backus "Gammelfleisch" ist eine drastische Satire in der Splatterpunktradition, die wahrscheinlich vielen Menschen aus der Seele spricht. Die Ausführung ist dagegen zu übertrieben, um die ernsthafte Botschaft des biblischen "Auge um Auge, Zahn um Zahn" gut durchgebraten zu servieren. Anderen Texten tut die Kürze sehr gut. So ist "Taktlos" von Ralph Haselberger eine interessante Geschichte. Mit sanfter Ironie und wechselnder Perspektive beschreibt er den letzten Auftritt eines lebenden Drumcomputers. Diese Idee ist so bizarr, dafür aber mit beiden Beinen in den Ebenen der bekannten Medien- und Popkultur verwurzelt. Dem Autor gelingt es gut, eine Sympathieebene zwischen den Lesern und dem tragischen Protagonisten aufzubauen. Bezeichnend für diese Sammlung sind H. H.`s "Die geheime Sammlung der Geschwister Muldoon" und Ilkiran Korvas "Nachtende". Beide Geschichten sind stilistisch ansprechend geschrieben worden. Während die erste Prämisse an ARSEN UND SPITZENHÄUBCHEN erinnert, ist die zweite Story fast eine typische Vampirgeschichte, ohne das der Name des Blutsaugers wirklich fällt. Der Verfall einer Geschäftsfrau im Banne des geheimnisvollen perfekten Freundes und Gentlemans – rückblickend aus dem Krankenhaus erzählt – beinhaltet keine Überraschungen und das Geheimnis der Geschwister Muldoon kennt der Leser durch die spannungslose Konzeption der Geschichte mit einer aufgesetzten Moral. Während andere Geschichten trotz ihrer guten Ideen unter der teilweise zu durchschnittlichen Umsetzung leiden, überzeugen diese Texte nur formal und nicht inhaltlich. Die Fantasy-Geschichten sind der Sammlung sind stimmiger und befriedigen im Verhältnis zwischen Umfang und Plot deutlich besser als die gruselig-satirischen Texte. Was für die Sammlung der WELT DER GESCHICHTEN spricht ist das sehr breite Spektrum. Von Randgebieten wie Satire über moderne Science Fiction und Gruselgeschichten eben bis zur Fantasy. Für jeden Geschmack sind Texte vorhanden und der Leser hat die Möglichkeit, auch über den Tellerrand des eigenen Subgenres hinaus zumindest interessante und kurzweilig zu lesende Geschichte finden zu können. Weiterhin spricht für die Anthologie, das sich trotz einiger bekannter Ideen und stellenweise noch bodenständiger Umsetzung keine Geschichte ein bestimmtes Niveau unterschreitet. Die Schreibfehler halten sich ebenso in Grenzen wie die teilweise noch stilistisch rohen Passagen. Die Zeichnungen von Rosi Dormbach, Michael Mittelbach, Kai Rothe oder Manfred Lafrentz harmonieren gut mit den entsprechenden Geschichten. Ihre verschiedenen Zeichenstile illustrieren die Bandbreite der hier präsentierten phantastischen Texte entsprechend gut. Insgesamt ist WELT DER GESCHICHTEN eine solide Sammlung für Freunde der phantastischen Kurzgeschichte mit einigen wirklich guten Texten und keinem richtigen Durchhänger. Und das spricht für die Auswahl der Herausgeber. Thomas Harbach, Lübeck PHANTASTISCH! 27 68 Seiten DIN A 4, Mittelheftung. Auflage: 1.200 Exemplare, 5,35 EUR, 4er-Abonnement 19,80 EUR. Kontakt: Verlag Achim Havemann, Harlingen 119, 29456 Hitzacker. Internet: www.phantastisch.net. AUSGEBRANNT heißt der neue Roman von Andreas Eschbach. Und wie es der Zufall will, verglühen mit dieser Ausgabe von PHANTASTISCH! auch die Werkstattnotizen des deutschen Erfolgsautors. Natürlich hat das eine nichts mit dem anderen zu tun, trotzdem birgt es eine gewisse Ironie. Genauso wie das Fazit seiner letzten Kolumne nicht ohne Ironie ist. In dem ganzen Beitrag geht es um Entscheidungen. Entscheidungen, die ein Autor fällen muss. Nicht nur bei der Arbeit, sondern auch, um der Arbeit willen. Man kennt das ja: Zimmer aufräumen oder Geschichte von gestern zu Ende schreiben.... Andreas Eschbach hat sich entschieden, nicht mehr übers Schreiben zu schreiben. Ein ausgebrannter Werkstattautor eben... Eine wichtige Entscheidungsmöglichkeit erwähnt er allerdings nicht. Nämlich die Entscheidung, sich einen Ratgeber anzuvertrauen oder nicht. Diese Ausgabe des momentan wohl besten und vielseitigsten Magazin für "Neues aus anderen Welten" bewegt sich zwischen Vergangenheitsbewältigung und frohgemuten Ausblicken auf zukünftigen Lesestoff. Wie immer kompetent, ausführlich und routiniert. Horst Illmer hat sich mit verschiedenen Ausgaben eines Klassikers auseinandergesetzt. Allerdings geht es ihm in erster Linie um die Qualität der Übersetzungen des Roman von Ursula K. LeGuin THE DISPOSSESSED, in Deutschland vor allem unter PLANET DER HABENICHTSE bekannt. Eine Titelwahl, die zwar keine wortgetreue Übertragung ist, die aber den Tenor des Roman eher trifft, als der neu gewählte Titel der im Dezember 2006 bei der Edition Phantasia erschienenen und von Joachim Körber überarbeiteten Veröffentlichung. Als DIE ENTEIGNETEN: EINE AMBIVALENTE UTOPIE wird der Roman dort betitelt. Letztlich lässt Horst Illmer an dieser Neuausgabe kein gutes Haar und der Rezensent freut sich doppelt: über den gelungenen Artikel und darüber, eine alte Ausgabe des Buches im Regal stehen zu haben. Carsten Polzin startet eine neue Artikelreihe. Es muss ja irgendwie weitergehen. Der Autor, gleichzeitig bei Piper für die Fantasy-Abteilung zuständig, beginnt seine "Meilensteine des phantastischen Films" mit eine Vorstellung des Films PHASE IV von Saul Bass. Nicht zu unrecht, denn der Film ist heute selbst auf dem überquellenden DVD-Markt kaum zu bekommen. Es lohnt sich aber, ihm etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Ein weiterer Klassiker und Meilenstein ist sicher John Wyndhams DIE TAGE DER TRIFFIDS, ein Wegbereiter britischer SF und ein bemerkenswerter Roman, dessen Entstehungs- und Erfolgsgeschichte von Ulrich Bode in einem umfangreichen Artikel beleuchtet wird. Danach rundet Achim Schnurrer mit dem zweiten Teil seines Autorenporträts von William Beckford die Runde der Vergangenheitsbewältiger ab und wir begeben uns langsam ins Zeitgenössische. Der Nachruf von Horst Illmer zum Tod des amerikanischen Kultautors Kurt Vonnegut muss allerdings kurz erwähnt werden. In doppelter Weise eine Vergangenheitsbewältigung: als Erinnerung an einen bewunderungswürdigen Schriftsteller und seine Werke, die auf mancherlei Art Vergangenheit bewältigten. Zwei deutsche Urgesteine leiten zum aktuellen Geschehen über. Wolfgang Jeschke kommt in einem Interview von Nicole Rensmann selbst zu Wort. Obwohl im letzten Jahr schlappe 70 Jahre alt geworden, ist von Müdigkeit nichts zu spüren. Hans Esselborn würdigt Herbert W. Franke, der im Mai 80 Jahre alt wurde und ebenfalls noch publizistisch tätig ist. Jetzt wäre eine schöne Querverbindung möglich gewesen. Eine Verbindung, die inhaltlich sicherlich sinnvoll aber realistischer Weise kaum erwartbar wäre. Schon in vergangenen Ausgaben hat sich PHANTASTISCH! in verschieden Beiträgen mit dem Stand der Phantastikforschung an deutschen Universitäten beschäftigt. Johannes Rüster geht in einem Rundumschlag der Frage nach, wer in diesen Bereichen heutzutage tätig ist und mit welchen Schwerpunkten. Deutsche Autoren sind nicht dabei. Auch in einem Seminar zu "Parahistorische Literatur" an der Universität Stuttgart spielen deutsche Autoren nur eine untergeordnete Rolle. Aber insgesamt grämt mich das nicht. Mehren sich doch die Anzeichen, dass Phantastik in all seinen Spielarten auch universitäre Höhen erklimmt – und das nicht nur auf der Ebene gelegentlicher und der fannischen Vorliebe geschuldeter Studienabschlussarbeiten. Zwei weitere Interviews führten einmal Nicole Rensmann mit Carsten Polzin, auch über seine Pläne für die Fantasy-Reihe bei Piper, und Dirk van den Boom quetschte Alma Alexander aus. Bei dem Interview gewinnt man allerdings den Eindruck, dass Dirk nicht all zu viel Druck ausüben musste. Seine Interviewpartnerin gibt gerne und erschöpfend Auskunft. Leider manchmal etwas zu allgemein und zu enthusiastisch. Und die Stories? Wie immer gehen sie in der Flut der sekundärliterarischen Beiträge unter. Dabei weiß Armin Rösslers "Lilienthal" sehr zu überzeugen, trotz des pessimistischen Endes, Ulrich Magins "Die Höhle" ist dann leider zu vorhersehbar – obwohl auch diese Geschichte nicht gut ausgeht. Eine Reihe von kürzeren Rezensionen, jede Menge News und Verlagsinformationen sowie der so oft vernachlässigte Wissenschaftspart von Götz Röderer runden die 27. Ausgabe von PHANTASTISCH! ab. Ein Magazin, das seinen Namen zu Recht trägt. Mehr kann man dazu nicht sagen. Holger Marks, Marburg DRACHENBRIEF 135 20 Seiten DIN A 4, Seitenheftung. Auflage: 150 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen). Kontakt: Dieter Steinseifer, Dr. Geiger-Str. 1, 83022 Rosenheim. Die Clans und Gruppen in FOLLOW erfüllen seit über 40 Jahren einen Zweck. Sie erschaffen den Hintergrund und vertreten die Kulturen, deren politische und militärische Entwicklung man durch das "Ewige Spiel" voran treibt. Dabei lehnt man sich nicht ohne Grund an irdische Kulturen an. Die aktivste und größte Gruppe ist wohl der Drachenclan, der eine indisch angehauchte Kultur verkörpert. Der alle eineinhalb bis drei Monate von Dieter Steinseifer heraus gegebene DRACHENBRIEF ist gleichzeitig Newsletter und Plattform für die Mitglieder, in dem sie Zeichnungen, Gedichte. Berichte von Treffen, Zusammenfassungen von Rollenspielen aber auch Kurzgeschichten über ihre eigenen Charaktere veröffentlichen können. Je nach dem was die Kreativen liefern kann der Inhalt des DRACHENBRIEFES ausgewogen sein, oder sich mehr oder weniger auf ein Betätigungsfeld der Gruppe konzentrieren und dabei sehr einseitig werden. So enthält die aktuelle Nummer mit "In der Höhle des Drachenkönigs", die Fortsetzung der Zusammenfassung der Rollenspielkampagne "Apalas Schatz", und die Spruchlisten "Dornenmagie" und "Verdopplung" vor allem Rollenspiel-Hintergrund neben den üblichen Ankündigungen und der Mitgliederliste. Durch diesen speziellen Inhalt ist der DRACHENBRIEF 135 für Außenstehende weniger interessant, da der Inhalt einfach zu speziell ist.. Das zeigt aber auch, dass man sich als Interessent immer mehrere Ausgaben zusenden lassen sollte, um wirklich einen Einblick in die Struktur und Interessen des Clans und seiner Mitglieder zu bekommen, wenn man sich mit dem Gedanken trägt, dort mitmachen zu wollen. Christel Scheja, Solingen XUN 16 72 Seiten DIN A 5, Seitenbindung. Auflage: 125 Exemplare, 3,30 EUR, 3er-Abonnement 11,75 EUR, 5er-Abonnement 18,75 EUR, 8er-Abonnement 30,00 EUR. Kontakt: Bernd Walter, Michelsbergstr. 14, 74080 Heilbronn, E-Mail: xun@xun-online.de. Internet: www.xun-online.de. XUN 16 enthält drei Fortsetzungsgeschichten: "Good Hope, Teil 7" von Kai Brauns, "Crystal, Teil 7/2" und "Nebelmond, Folge VII" von A. T. Legrand. "Good Hope", Military-SF, ist mit zwei Seiten erfreulicherweise kurz, die übrigen, in denen diverse phantastische Elemente zusammengemischt werden, nehmen dagegen etwa zwanzig Seiten ein. Der Sinn von Fortsetzungsgeschichten in einer vierteljährlich erscheinenden Publikation hat sich mir bislang noch nicht erschließen können (und nicht nur mir!). Daran ändert auch die bei Fortsetzungsgeschichten seltene Handlungszusammenfassung vor dem neuen Teil von "Nebelmond" nichts. Von "Julius Zeitmaschine" berichtet Angelika Pauly. Es ist eine lockere, ironische Story, die die Anwendungsmöglichkeiten von Zeitmaschinen auf eine pragmatische Art und Weise zeigt. Dietmar Preuss greift zwar auch in die Ideenkiste der SF, bleibt aber sehr konventionell. Sein Protagonist soll an Bord eines treibenden Raumschiffes transferiert werden, was nicht ungefährlich ist (warum man ihn nicht kurzerhand in einen Raumanzug steckt, bleibt unerklärt). Er erfüllt seine Mission, behält aber eine Information, die offenbar das Ende der Menschheit angekündigt, für sich, weil er seine Belohnung genießen will. Der Handlungsrahmen hätte ausführlicher dargestellt und die Story fortgeführt werden können, ohne dass ich damit jedoch eine weitere Fortsetzungsgeschichte in XUN vorschlagen will. "Die geheimnisvolle Zigeunerin" von Astrid Pfister beseitigt mit einem Elixier das Übergewicht der Protagonistin. Ihre Kolleginnen werden neidisch, und sie findet einen Verehrer. Doch das Elixier hat nicht unerwarteterweise eine Nebenwirkung ... "Die geheimnisvolle Zigeunerin" ist ein schönes Beispiel dafür, wie man aus einer alltäglichen Angelegenheit eine phantastische Kurzgeschichte machen kann. Lediglich das Ende ist abrupt und unpassend. Die Protagonistin hätte auch heulend bewusst werden können, dass sie ihr neues/altes Übergewicht herunter hungern muss ... "Der Irre aus dem Wald" von Damien Wolfe ist natürlich nicht geisteskrank, sondern hat eine Aufgabe zu erfüllen, wofür er einen Nachfolger sucht. Das ist für erfahrene Leser sicherlich keine überraschende Wendung des Geschehens. Die Story hätte zudem etwas gekürzt werden können, der Weg des Protagonisten durch verschneite Wälder und über Eisflächen ist zu lang. Er hätte bereits nach einer Seite ertrinken können, ohne dass das die übrige Handlung berührt hätte. Markus Kastenholz beschreibt in "07:14 Uhr" das untote "Leben" einer Frau nach ihrem Selbstmord. Der Autor ist ungewohnt "realistisch": Türen kann die Protagonistin nicht öffnen, Wände nicht durchschreiten usw. usf. Sie scheint auch allein zu sein – als Sühne für ihren Selbstmord?! Nun, es begehen mehrere tausend Menschen im Jahr Suizid, allein in Deutschland. Davon mal abgesehen ist auch "07:14 Uhr" eine Story, die ihrem altbekannten Thema neue Aspekte abgewinnen kann. Die Grafiken von Harry Messerschmidt und Peter Wall sind ansehnlich, die detaillierten Rezensionen von Gunter Arentzen und das interessante Interview mit dem Autor Ingo Blisse (IM LAND DER ANGST, Freier Falke Verlag) stellen eine Bereicherung von XUN dar. Die Fortsetzungsgeschichten sollten dagegen nicht "weitergeschrieben" (so die Absicht von W. Berner im Fall von "Nebelmond"), sondern beendet werden, um Platz zu schaffen für Einzelstories. Deren Autorinnen und Autoren wiederum ist mehr Mut zu wünschen, was die Variationen der Ideen angeht, die sie aus dem Fundus der Phantastik ausgewählt haben. Und den der eine oder die andere in XUN 16 bereits bewiesen hat. Armin Möhle, Wallenhorst GOLEM 82 24 Seiten DIN A 5, Mittelheftung. Auflage: unbekannt, 2,00 EUR, 4er-Abonnement 8,00 EUR. PALADIN 161 24 Seiten DIN A 5, Mittelheftung. Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen). Kontakt: FUNTASY-CLUB THUNDERBOLT N. E. V., Theo Klein, Beckingsbusch 20 b, 59368 Werne, E-Mail: TheoKlein@web.de. Internet: www.thunderbolt.de. Die 82. Ausgabe des Kurzgeschichten-Fanzines GOLEM enthält drei phantastische Erzählungen. Heinz Steinhöfel sinniert in "Cilly" über das Selbstverständnis einer Künstlichen Intelligenz, der keine Wahrnehmungsorgane verliehen werden. Wenngleich das Ende nicht wirklich überrascht, überzeugt der Versuch, sich der Ebene puren, von eigenem Erleben unabhängigen Denkens zu nähern. In "Gnichl und der Druidinnen-Kaffeekranz" schickt Uwe Post seine Hauptfigur zu einem magischen und ziemlich anstrengenden Tortenessen und übernimmt damit den humorigen Part im GOLEM 82. Aus der Sicht eines Kindes schildert Niklas Peinecke in "Mein aufregendster Tag", wie ein Regimegegner die Computersysteme eines Überwachungsstaates sabotiert. Der "Terrorist" benutzt dabei eine Kindergartengruppe, die sein Unterfangen ebenso wenig verstehen und hinterfragen kann wie die totale Kontrolle, der sie seitens der Behörden ausgesetzt ist. Alle drei Geschichten entführen den Leser in eine ungewohnte Situation, teils mittels einer skurrilen Umgebung, teils auch nur durch Wahl einer besonderen Perspektive. Sie frönen der Phantasie und bieten dem Leser anregende Unterhaltung. Der GOLEM 82 ist rundum zu empfehlen. Beim PALADIN handelt es sich um jenes Fanzine des FUNTASY-CLUBS THUNDERBOLT, das für das interne Vereinsleben vorgesehen ist. Jennifer Schreiner berichtet unter dem Titel "Booklover Conference 2007" von einer Liebesromanmesse aus Wiesbaden; in einem weiteren Artikel bricht sie mit der ironischen Feststellung "Ich bin schlecht" eine Lanze für das Schreiben erotischer Fantasybücher und damit für ihr eigenes Schaffen. Ebenfalls stark subjektiv gestaltet Angelika Öhrlein ihre Gedankenfolge "Casino Normal", streift dabei aber eine Vielzahl bunter, nur lose zusammenhängender Themen, angefangen beim G8-Gipfel über Randalierer, Hartz IV und Deutsch-Deutsches bis hin zu Gesundheitsreform und Brummirennen im Straßenverkehr – das Ganze mündet im Spielcasino. Uwe Post erzählt in "Alles neu ... macht 2007" zunächst von seiner eigenen Lebenssituation und preist sodann den neuen GOLEM und eine von ihm in NOVA publizierte Geschichte an, ferner berichtet er vom Filmprojekt "Dystopia neu". Theo Klein steuert außer dem Vorwort vier Gedichte bei: In "Der Wanderer" verbalisiert er den seelischen Zwiespalt zwischen Gradlinigkeit und Sinn- oder Orientierungslosigkeit, während er in "Sofa Hero" den grauen Alltag vor der Glotze drastisch anprangert. Das Gedicht "Wolkige Blumen beregnen den Himmel" handelt von Werden und Vergehen, teils in astronomischer, teils in metaphysischer Darstellung. "Wüstes Land" folgt dieser Linie, thematisiert aber das Sterben von Kindern im Kriege. Obwohl der FUNTASY-CLUB THUNDERBOLT kein großer Verein ist und es schon Überlegungen gab, das Fanzine einzustellen, gelingt es im PALADIN 161 eine interessante Mischung persönlicher, politischer und phantastischer Beiträge zu präsentieren. Ein gutes Vereinsleben hängt offensichtlich nicht von einer hohen Mitgliederzahl ab – jedenfalls nicht positiv. Clemens Nissen s. ps., Schortens WELT DER GESCHICHTEN – PULP MAGAZINE 1 64 Seiten DIN A 5, Mittelheftung. Auflage: unbekannt, 5,00 EUR. Kontakt: Bernd Rothe, Domeinerstr. 23, 31785 Hameln. Internet: www.welt-der-geschichten.eu. Mit dem PULP MAGAZINE etablieren die WELT DER GESCHICHTEN-Herausgeber Astrid Pfister und Bernd Rothe eine weitere Subreihe. Die Erstausgabe enthält drei Kurzgeschichten von Rainer Innreiter. In "Herzenfresser" sieht der Protagonist nur eine Möglichkeit, seine nicht unerheblichen Spielschulden abzutragen, nämlich Dienste für einen seiner Spielpartner zu leisten. Er soll ein Paket eine Frau ausliefern, die sich als die wunderschöne Hexe Shoshana entpuppt und ihn mehr oder minder willenlos macht. Die Bäder mit Shoshana bleiben nicht ohne Wirkung auf Markus: Er altert. Seine psychische und physische Veränderung bleibt seiner Frau natürlich nicht verborgen, und im Haus der Hexe kommt es zum Showdown. Der Verlauf der weitschweifigen Story ist in jeder Phase des Geschehens vorhersehbar. Keine Wendung des Geschehens bietet eine Überraschung. "Das Schrankmonster" plagt die vierundzwanzigjährige Anja. Zunächst nur in ihren Träumen, doch später meuchelt es ihren Freund, genau wie ihren Vater Jahre zuvor. Der Autor verpasst damit die Chance, der Story etwas psychologischen Tiefgang zu geben. In beiden Fällen hätte Anja selbst die Mörderin sein können, vielleicht, weil sie zuviel menschliche Nähe nicht erträgt. Doch stattdessen ist es ein Schrankmonster ... In "Abortus Artificials" gesellt sich der Autor zu den Männern, die sich zum Thema Abtreibung äußern wollen. Nein, das ist ist zu hochgegriffen, bedient er sich doch nur des Frankenstein-Mythos'. Dazu werden vier Männer getötet und ein Mann gesteht bei der Polizei, dass ihn ein Geist dazu gezwungen hat, aus diversen Leichenteilen einen neuen Menschen zusammenzusetzen. Dieser wiederum schwängert eine Frau, die abgetrieben hat. Um wenn es sich bei dem Geist handelt, muss sicherlich nicht explizit erwähnt werden, oder?! Wer phantastische Kurzgeschichten schätzt, die sich konventioneller Horror-Elemente bedienen, wird mit dem PULP MAGAZINE 1 seine Erwartungen befriedigen können. Höheren Ansprüchen wird es nicht gerecht. Fairerweise muss angemerkt werden, dass das PULP MAGAZINE solche Ambitionen (vermutlich) auch nicht verfolgt. Armin Möhle, Wallenhorst EDITION HEIKAMP 21: DUNKELROTES AUF WEISSEM GRUND 40 Seiten DIN A 6, Mittelheftung. Auflage: 100 Exemplare, 3,50 EUR. Kontakt: Crago-Verlag, Michael Schneider-Braune, Postfach 1248, 97990 Weikersheim. Internet: www.edition-heikamp.de. Es sind keine Krimis, und es ist auch nicht wirklich Mystery, womit sich der Leser konfrontiert sieht, wenn er in die realistisch-böse-deprimierende Welt von Jenny Kau eintaucht. Zehn kurze Geschichten, die ein tragisches oder bestenfalls bitter-süßes Ende bieten, sind nicht unbedingt das, was ein Publikum, das dem frustrierenden Alltag nur zu gern in eine heile Welt entfliehen möchte, lesen will. Es sind Stories, die ohne viel Drumherum einen bestimmten Moment im Leben beschreiben – Szenen, wie sie in Romanen mitunter als Prolog des Lesers Neugierde wecken sollen oder wie man sie als Kernthema einer dunklen Novelle findet. Bei einigen handelt es sich um Momentaufnahmen, wie man sie selber erleben könnte, wie man sie aus den Schlagzeilen der Presse kennt: In "Steinschlag" lässt ein psychisch kranker Jugendlicher von einer Brücke einen Stein auf eine befahrene Straße fallen. Dem Leser bleibt es überlassen, sich auszumalen, was weiter passiert, als sich in diesem Moment ein Auto nähert. Auch "Dunkles Wasser" thematisiert eine reale Gefahr. Eine Wattwanderung wird einigen Personen, die das Meer kennen, zum Verhängnis. Im "Haus der Stille" wachsen Waisenkinder auf. Der jungen Protagonistin gelingt es nicht, ihre Schwester vor dem pädophilen Hausmeister zu beschützen. Wie so oft verschließen alle die Augen, statt zu helfen. Die Post stellt nach Jahren "Vergessene Zeilen" zu – der Absender ist schon lange tot. Anders "Holy Night". In dieser Erzählung wartet ein Mann auf seine über alles geliebte Frau, mit der er nach dreißig Jahren endlich wieder vereint wird. "Und wenn die Hoffnung zerbricht" schildert einen wunderbaren Zufall, dem es eine junge Frau und ihre Tochter zu verdanken haben, dass sie nicht von einem heran rasenden Zug erfasst werden. Man kann darin Mystery-Elemente sehen, wenn man will, aber sie sind so vage, dass die Grenze zum phantastischen Genre lediglich tangiert wird. Außer diesen werden dem Leser vier weitere makabere Stories präsentiert über eine Selbstmörderin, einen Koma-Patienten, den seine Familie schließlich aufgibt, einen Scheintoten, der verzweifelt versucht, seinem Gefängnis zu entkommen, und den Generationenwechsel. Man erfasst die Grundstimmung des Büchleins sehr schnell, wodurch der Ausgang der Geschichten leider vorhersehbar wird und nicht mehr überraschen kann Die Autorin schildert die Verzweiflung der Menschen, die einem grausigen Schicksal nicht entgehen können, oder ihre Ahnungslosigkeit gegenüber einer sich anbahnenden Tragödie. Hilflos muss der Leser dem zusehen. Selten gibt es ein Ende, das gefällt – das den gefälligen Traditionen entspricht -, und selbst wenn die Protagonisten in letzter Sekunde ihr Leben retten können, so bleibt doch ein schaler Nachgeschmack, denn irgendein Verlust ist auch mit dem Happy End verbunden. Mit ihrer Anthologie wendet sich Jenny Kau an ein Publikum, das einfach etwas völlig anderes lesen möchte, und sie offeriert tatsächlich Kurzgeschichten, die nicht dem üblichen Schema folgen. Allerdings bleibt die Autorin ihrem eigenen Muster zu offensichtlich treu, so dass die Erzählungen nicht mehr überraschen können. Wer zu Depressionen neigt oder selbst gerade Verluste hat hinnehmen müssen, kann mit diesen düsteren Stories, die keinerlei Hoffnung zulassen, kaum glücklich werden. Irene Salzmann, Kranzberg Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Preise der Printausgabe: Einzelexemplar 0,60 EUR, 6er-Abonnement 3,00 EUR (in Briefmarken oder per Überweisung [Bankverbindung bitte erfragen]). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo oder im Fanzinetausch zu beziehen. Auslandspreise auf Anfrage. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Thomas Harbach, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Dirk Ozanik,
Irene Salzmann, Christel Scheja.
Für Rezensionsexemplare
sind wir stets sehr dankbar!
[Zurück] |