Online
137

Dez. 2007

Werte Leserinnen und Leser,
in diesem Jahr erschienen genauso viele FK-Ausgaben wie in 2006, nämlich fünf. Auch die Anzahl der Rezensionen und der besprochenen Fanzines, Magazine und Bücher blieb gleich, zumindest annähernd: 64 Rezensionen über 77 Fanzines in 2006, 62 Besprechungen über 78 Fanzines u. a. in 2007.
Bernd Rothe wies mich darauf hin, dass die WELT DER GESCHICHTEN-Publikationen bei ihm zu beziehen sind. Im FK 135 sind WELT DER GESCHICHTEN 4 und das PULP MAGAZINE 4 besprochen worden. Die korrekte Bezugsanschrift bitte ich den Rezensionen der WDG-Hefte in dieser FK-Ausgabe zu entnehmen.
Für den FK 137 sind Rezensionen über RETTUNGSKREUZER IKARUS 32:VOR DER GROSSEN STILLE, WELT DER GESCHICHTEN: NÄCHTE DER ANGST, STAMMTISCH-BOTE 16, SCIENCE FICTION OKULAR 253, WELT DER GESCHICHTEN 5 u. a. vorgesehen.
Viele Grüße
Armin Möhle



DIES UND DAS GLEICH DOCH GANZ ANDERS
WELT DER GESCHICHTEN – PULP MAGAZINE 2
FUTURE MAGIC 57
AD ASTRA 99: ZUKUNFTSTRÄUME
BULLY 1
RETTUNGSKREUZER IKARUS SONDERBAND 3
SOL 48
DRACHENBRIEF 136
WELT DER GESCHICHTEN – PULP MAGAZINE 3
RETTUNGSKREUZER IKARUS 31: DAS PROJEKT
BULLY 2
ZWISCHEN DEN WELTEN
PALADIN 162/GOLEM 83



DIES UND DAS GLEICH DOCH GANZ ANDERS
36 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 2,00 EUR.
Kontakt: Uwe Post, Schliemannstr. 31, 40669 Erkrath, E-Mail: up@upcenter.de.
Internet: upcenter.de.


Der Untertitel „SF mit ;-)“ stimmt auf sechs augenzwinkernde SF-Geschichten von Uwe Post ein:
In „Lemmy und das Universum“ schickt er den Leser auf eine Reise in eine Scheinwelt, die planmäßig zu Nichts zerfällt.
Den Glauben an „Das heilige Pi“ bringen außerirdische Konquistadoren der verweltlichten westlichen Welt nahe, auch wenn sie es nicht will.
In „Die Doppeldoppelfinsternis“ nimmt Uwe Post wohl den Gedanken an jegliche Religion aufs Korn, indem er in seiner üblichen, in die Absurdität überhöhten Darstellung kultisches Treiben vor dem Hintergrund von Naturereignissen als kommerziell motiviert und verhängnisvoll vorführt, ohne allerdings wirklich moralisierend aufzutreten, denn wegen der grotesken Ereignisse besteht auch immer ein Hang zur Komödie.
Dies gilt ebenso für die Story: „Der ewige Führer“. Adolf Hitler wird anno 1954 mittels einer Zeitmaschine mehrfach aus der Vergangenheit entführt, um dabei behilflich zu sein, für die Zukunft wieder „Ordnung“ in der Gesellschaft zu schaffen, bewährt sich dabei aber nicht wirklich. Hier schwankt die Darstellung zwischen Mediensatire und Führer-Karikatur.
Auch der Bereich akademischer Lehre kommt nicht ungeschoren davon; Uwe Post persifliert ihn in „Dies und das gleich doch ganz anders.“
Zudem wird eine Detektivgeschichte geboten. „Walpar Tonnraffir: Wodka auf Eis und Io“ lässt am Schluss kein Auge trocken.
Mit dem vorliegenden Geschichtenband brennt Uwe Post wieder einmal ein Ideenfeuerwerk ab, immer grotesk, gelegentlich bis zum Rande der Verständlichkeit, manchmal überdreht, meistens jedoch überaus witzig. Zudem ist manch kritischer Ton zu hören, der ernsthaft klingt, er hat allerdings immer mit der komischen Haupttendenz der Stories zu kämpfen.

Clemens Nissen s. ps., Schortens


WELT DER GESCHICHTEN – PULP MAGAZINE 2
64 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 5,00 EUR.
Kontakt: Bernd Rothe, Domeinerstr. 23, 31785 Hameln.
Homepage: www.welt-der-geschichten.eu.


Auch die zweite Ausgabe des PULP MAGAZINE aus der WELT DER GESCHICHTEN-Schmiede enthält drei Kurzgeschichten von Rainer Innreiter.
In „Die Toten beneiden, die Lebenden belachen“ erlebt der nicht-religiöse Protagonist eine Überraschung: Der Kampf zwischen Gott und Luzifer wird auf der Erde blutige Realität, und der Protagonist muss sich für eine Seite entscheiden. Dass er seinen Entschluss aufschiebt, könnte eine fatale Konsequenz für ihn haben. Was will der Autor damit aussagen (falls überhaupt)?! Dass es Vorteile haben kann, gläubig zu sein?! Von einem Horror-Autor würde ich eine solche Intention nicht erwarten.
 „Verbunden im Geiste“ ist die längste Story im PULP MAGAZINE 2. Fünf Freunde sitzen beisammen und erzählen sich bei Kerzenschein und unter Alkoholeinfluss Gruselgeschichten. Die ersten sind relativ konventionell, die von Frank geht dagegen die Tiefe. Während seines Studiums lernt er einen Kommilitonen kennen, der genau wie er schriftstellerische Ambitionen verfolgt. Aber nicht mit dem Ziel der Veröffentlichung, sondern um des Schreibens und der Kreativität willen. Frank gerät unter den Einfluss der Musen und ihrer Gegenspieler. Die Story geht von einer interessanten Prämisse auf: Die wahre Kreativität erschließt sich nur dem Autor, der sich dem Verlagsgeschäft versagt. „Verbunden im Geiste“ sollte jeden Autor ansprechen, da sie viele Aspekte des Schreibens berührt, mit denen Autoren zwangsläufig beschäftigt haben werden.
„Das Kellermonster“ ist vorhersehbar. Wenn der Protagonist von jenem Monster nicht im Kindesalter getötet wird, dann eben – genau! – einige Jahre später.
Die Kurzgeschichten im PULP MAGAZINE 2 sind routiniert geschrieben und durchweg unterhaltsam. „Verbunden im Geiste“ ist die originellste und der Höhepunkt des Heftes, die übrigen Stories sind dagegen „nur“ auf die Darstellung gewisser Showeffekte konzipiert.

Armin Möhle, Wallenhorst


FUTURE MAGIC 57
70 Seiten DIN A 4, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 5,00 EUR, 4er-Abonnement 17,00 EUR.
Kontakt: SFC STARDRAGONS, Eva Kalvoda, Kundratsstr. 20/8/25, A-1100 Wien, E-Mail: kills_first@utanet.at.
Internet: members.chello.at/sfc_stardragons.
Bankverbindung: PSK (BLZ 60000), Konto 77510891, IBAN AT556000000077510891, BIC OPSKATWW lautend auf Andreas Leder.


Mit 70 Seiten kommt uns die aktuelle Nummer 57 des Fanzines FUTURE MAGIC daher.
Gut die Hälfte davon sind mit unterschiedlichen Kurzgeschichten gefüllt, der Rest durch die bereits bekannten Rubriken.
Die Idee zur ersten Story ist recht originell, leider wird das Gesamtbild jedoch durch diverse Rechtschreibfehler getrübt. Die sich im übrigen Heft zum Glück jedoch sehr rar machen.
Die Fortsetzung von Fred H. Schütz´ „Ceni“ geht in Ordnung und ist gut zu lesen.
Die beiden nun folgenden Geschichten von Susanne Stahr bilden mal wieder das Glanzstück der vorliegenden Ausgabe. Die erste besticht durch eine witzige und gut umgesetzte Idee, während die zweite, die Fortsetzung der Geschichte des Luftmagiers Arwed aus dem Land Golconda, einfach nur wundervoll ist. Stimmig, humorvoll, logisch durchdacht und fantasiereich. Alleine die Dispute des Magiers mit seinem Hauskobold sind einfach Klasse! Bitte mehr davon.
Die folgenden Geschichten und Artikel sind okay, aber mehr auch nicht. Selbst die neue „Zeitepisode“ wirkt irgendwie etwas fad.
Interessanter wird es da wieder bei den Wissenschaftsschnipseln, gefolgt von den üblichen News und Rezensionen über Film, Comic, Buch und Astronomie. Ebenso sind wieder zwei Nachrufe zu verzeichnen: Dan Shocker (ist Jürgen Grasmück), bekannt für seine Horrorheftromane und Ulrich W. Plenzdorf, berühmt geworden durch DIE NEUEN LEIDEN DES JUNGEN W. und DIE LEGENDE VON PAUL UND PAULA. Mit den „Letters of Comment“ findet das Heft seinen üblichen Ausgang.
Das nächste Heft wird wieder eine Themenausgabe sein („Schwerter“) und wird im Januar 2008 erscheinen.

Dirk Ozanik, Hildesheim


AD ASTRA 99: ZUKUNFTSTRÄUME
72 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 5,00 EUR.
Kontakt: HARY PRODUCTION, Waldwiesenstr. 22, 66538 Neunkirchen, E-Mail: info@hary.li.
Internet: www.hary.li.


Geschichten haben ihre eigene Geschichte. Sie entstehen als Gedanke, spontane Idee oder aufgrund irgendeines Gedankenblitzes, den der Autor später oft selbst nicht mehr nachvollziehen kann. Dann werden sie in einem mühevollen vielleicht sogar quälenden Prozess niedergeschrieben. Und wenn die erste Fassung aufs Papier gebannt wurde, sind sie selten fertig. Viele Geschichten durchlaufen nach der Fertigstellung eine wundersame Entwicklung, bis sie endlich eine Form gefunden haben, die – wenigstens für eine Weile – den Ansprüchen und Wünschen ihres Erschaffers genügt.
So ist es auch den Geschichten in dieser Storysammlung aus dem Hause Hary gegangen. Einige haben schon fünf oder mehr Jahre auf der Festplatte von Frank Neugebauer gekreist, wie er selbst in seinem kurzen Vorwort schreibt. Alle haben bis zu dieser Veröffentlichung eine gründliche Überarbeitung erfahren. Sicherlich nicht zu unrecht, wie Frank durch den Abdruck der ursprünglichen Version einer seiner Geschichten beweist. Und es ist tröstlich, dass es noch Autoren gibt, die ihren Geschichten diese Entwicklungszeit gönnen, anstatt sie als Schnellschüsse auf einen schnelllebigen BoD-Markt zu werfen.
Coverabbildung AD ASTRA 99 Obwohl nicht vermerkt handelt es sich allerdings nicht um Erstveröffentlichungen. Drei der sechs Geschichten sind – soweit ich Aussagen treffen kann, weil ich die entsprechenden Fanzines besitze – ganz oder teilweise schon in anderen Publikationen wie EXODUS oder SOLAR-X erschienen. Dementsprechend habe ich mich auch schon zu der einen oder anderen Geschichte geäußert und könnte mir die Arbeit leicht machen, indem ich die jeweiligen Passagen einfach hier hinein kopiere. Das werde ich aber nicht machen, sondern mich auf einen schmalen Grat begeben und statt einer Einzelvorstellung jeder Geschichte eine Gesamtbetrachtung versuchen.
Als erstes fällt, wie bei anderen Produktionen aus dem Hause Hary auch, die lieblose Gestaltung des Heftes auf. Es fehlen sowohl biografische Angaben zum Autor der Storysammlung als auch bibliografische Angaben zu den Geschichten, wenn man von den Andeutungen im kurzen Vorwort absieht. Das Layout ist ebenfalls schlicht und einfach, Innenillustrationen fehlen komplett und es gibt auch keine Scheu, eine neue Geschichte auf der letzten Zeile einer Seite anzufangen. Dafür steht das Inhaltsverzeichnis auf dem Backcover. Da merkt man doch gleich, wie sehr der Verlag seine Veröffentlichungen als Massenware behandelt. Aber für all das können die Geschichten nichts.
Die Titel wie „Kappa-6067-b funkt S.O.S.“, „Der Puppenspieler von Mex-III-Ko“ oder „Samandas Planet, Riboks Planet“ vermitteln einen ersten, sperrigen Eindruck. Selbst das noch launig wirkende „Um unsere Warenhandlung steht es schlecht“ hat in der letzten EXODUS-Ausgabe eine Wandlung zu „Wendels Bruder“ erfahren. Dieser sperrige Eindruck setzt sich im Erzählstil des Autors fort. Frank Neugebauer macht es dem Leser nicht immer leicht. Er verfolgt seine erzählerische und stilistische Philosophie konsequent. Auf mich wirkt sie oft gewollt künstlich. Aber manchmal entwickelt diese Philosophie eine komische Komponente, wie z. B. beim „Puppenspieler“ – bei der allerdings ein dunkelhäutiger Schlagersänger zitiert wird aber zum Glück nicht selbst auftritt.
Inhaltlich bewegt sich Frank sehr souverän in den verschiedenen Sujets des Genres und ihm gelingen sogar beachtliche Reminiszenzen. So erinnert der „Puppenspieler“ sehr an typische SF-Kurzgeschichten der fünfziger Jahre, wie sie auch z. B. Philip K. Dick geschrieben haben könnte, allerdings ohne dessen Prägnanz zu erreichen.
Manches ist so absurd, dass er schon wieder genial ist. So entwickelt in „Kappa“ der Froschlurch eines Planeten in bestimmten Intervallen einen Instinkt für Weltraumfahrt. Als das entdeckt wird, schließt sich natürlich eine metaphysische Diskussion über den Sinn des Lebens und über die Existenz eines Gottes an. Diskussionen mit Bordcomputern gehören mittlerweile auch zu den gängigen Versatzstoffen der Science Fiction.
Die ersten drei Geschichten des Bandes sind insgesamt überfüllt mit Ideen. Eine Fülle, unter der die Geschichte oft zusammen zu brechen droht und zu einer gewissen Langatmigkeit führt, die aber manchmal auch, wie in „Atombatterie“ oder „Warenhandlung“ zu einem stimmigen, sehr ausgefeilten Szenario führt.
Am feinsinnigsten und  auch am spannendsten zu lesen sind allerdings die „666 galaktische Kuriositäten“, von denen Frank einen kleinen Auszug präsentiert. Dahinter verbergen sich kurze historische oder biografische Skizzen, bei denen Frank Neugebauer seine Phantasie spielen lässt, mal eben die Weltgeschichte umschreibt, fremde Lebewesen und Planeten erfindet und den Zweiten Weltkrieg wiederholt ein anderes Ende nehmen lässt. Jeder einzelner Beitrag ist ein kleines Universum für sich.
Man merkt den Geschichten die Lust an zu fabulieren, Szenarios auszuspinnen und fremde Welten zu entdecken. Man muss sich darauf einlassen und den manchmal etwas sperrigen Stil akzeptieren. So ist diese Sammlung sicherlich nicht jedermanns Sache. Einen Blick wert ist sie auf alle Fälle.

Holger Marks, Marburg


BULLY 1
88 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 4,75 EUR, 4er-Abonnement 19,00 EUR.
Kontakt: Pascal Bothe, Weidenanger 21, 38640 Goslar, E-Mail: pascal.bothe@hotmail.de.
Internet: www.bully-fanzine.de.
Bankverbindung: Sparkasse Goslar (BLZ 268 500 01), Konto 154069280.

Neue Fanzines sind auf dem deutschen Markt selten geworden. Selbst zu Reihen oder Serien, die eigentlich sehr viele Fans haben wie zum Beispiel PERRY RHODAN, gibt es kaum noch gedruckte Werke. Zu groß ist das Angebot im Internet geworden, und auch die Ansprüche der Fans sind gewachsen. Es reichen nicht länger geheftete Kopien, um die Leser auf Dauer zu begeistern, ein vierfarbiges Cover und möglichst gedruckter Inhalt müssen her. Und so erscheint auch BULLY - „Das neue Perry-Rhodan-Fanzine” in einer Aufmachung, die mit den Produkten der meisten Kleinverlage mithalten kann.
Inhaltlich hat der Herausgeber Pascal Bothe einiges an bekannten Namen versammelt. Das Titelbild stammt von Michael Gottfried und zeigt Ascari da Vivo und Shallowain, die viele noch aus dem STERNENOZEAN-Zyklus kennen, für weitere Innenillustrationen zeichnen Klaus Schimanski, Andy Schmid, Reinhard Habeck und Norbert Reichinger verantwortlich.
Coverabbildung BULLY 1 Der Inhalt ist bunt gemischt. Neben einem Bericht zum GarchingCon, der vor allem durch seine durchaus kritischen Mutmaßungen zur Richtung, die der neue Zyklus einschlagen wird und darüber hinaus interessant ist, erzählt Gustav Gaisbauer von einem seiner ersten Besuche bei Walter Ernsting und hat seine Kondolenzrede zu dessen Tod beigesteuert.
Felix Schröder beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Jugendwahn und die dafür eingeleitete Verjüngung des Titelhelden auf die PERRY RHODAN-Serie selbst. Andy Schmid stellt die ersten drei Romane des POSBI-Zyklus vor, zunächst allgemein und dann detailliert, wobei er sich doch ein wenig zu oft wiederholt. Eine Straffung hätte dem Bericht sicherlich gut getan.
Die beiden Geschichten des Bandes spielen zwar nicht im Perryversum, bieten aber trotzdem unterhaltsame Science Fiction. Sie stammen von Wilfried A. Hary, der mit „Waffenbrüder“ eine kurze und pointierte Story erzählt, über die nicht mehr verraten werden soll, und von Andreas Adamus, der mit „Vorbereitungen zu einem seltsamen Besuch“ nur den ersten Teil einer viel längeren Erzählung um den kauzigen Raumfahrer Peer und seine Freunde bietet, so dass man noch nicht viel über Richtung und Ziel der Geschichte selbst sagen kann.
Für ein Debüt legt die ersten Ausgabe von BULLY einen durchaus beachtlichen Start hin, auch wenn das Fanzine noch nicht ganz seine Linie gefunden hat und die Zusammenstellung der Beiträge eher etwas willkürlich erscheint. Formal fallen noch einige Schwächen auf – so wird sehr oft Platz verschenkt, der noch mit Grafiken (oder Kleinanzeigen) hätte gefüllt werden können und die zweite Geschichte beginnt mitten auf der Seite anstatt am Anfang einer neuen, die Schrift ist zwar sehr augenfreundlich, aber auch sehr groß – doch die lassen sich sicher in den kommenden Ausgaben nach und nach beseitigen.
Artikel wie der von Felix Schröder und die stellenweise sehr kritischen Anmerkungen der jüngeren Autoren, die im Gegensatz zu den Lobreden und Erinnerungen Gustav Gaisbauers stehen, lassen darauf hoffen, dass sich das Fanzine inhaltlich noch mausern und seine Vielseitigkeit und Angebote ausbauen wird.
PERRY RHODAN-Fans sollten BULLY auf jeden Fall eine Chance geben, für normale SF-Fans ist es durch die extreme Gewichtung des Inhalts auf die Serie eher uninteressant.

Christel Scheja, Solingen


RETTUNGSKREUZER IKARUS SONDERBAND 3: NEGATIVES BEVÖLKERUNGSWACHSTUM
112 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 6,90 EUR.
Kontakt: Roman-Truhe Buchversand, Röntgenstr. 79, 50169 Kerpen.
Internet: www.rettungskreuzer-ikarus.de.


Mit dem Band NEGATIVES BEVÖLKERUNGSWACHSTUM legt die RETTUNGSKREUZER IKARUS-Redaktion einen weiteren Band mit Kurzgeschichten vor. Die titelgebende, gleichnamige Geschichte von Achim Hiltrop hat ihren humoristischen Reiz, läuft allerdings Gefahr, als trivialisierend bezeichnet zu werden, da sie den Begriff „Wachstum“ wörtlich auffasst und ins Individuelle wendet.
Coverabbildung RETTUNGSKREUZER IKARUS SONDERBAND 3 In „Vallanders letzter Fall“ spielt Armin Möhle mit der Idee, das Leben könnte mit Hilfe von Mikroorganismen drastisch generell verlängert werden, und bewegt sich in Richtung einer Kriminalgeschichte mit dem Gedanken, jemand könnte in die Natur dieser Helferlein eingreifen. Dabei handelt es sich zweifellos um eines der Highlights dieses Bandes.
Das Husarenstück, mit einem angeschossenen Wrack noch ein Piratenschiff zu entern, schildert Herrmann Ritter in „Raumpiraten“. In der Story überwiegen Strategie und Witz, nicht Action. Sie vermag zu überzeugen.
Mit „Killer-Virus“ hat Irene Salzmann ihre Geschichte nur teilweise treffend betitelt; neben jener Standardidee geht es vor allem um amouröse Verwicklungen, die durchaus originell dargeboten werden und dem Ganzen erst den richtigen „Biss“ geben.
Star des Bandes NEGATIVES BEVÖLKERUNGSWACHSTUM ist Dirk van den Boom. In „Schwerttraum“ präsentiert er eine gut konstruierte SF-Story, die mit einer sorgsam vorbereiteten, schlüssigen und verblüffenden Pointe aufwartet. Große Klasse! Es geht darum, jemanden aus einem Traum zurückzuholen. Näheres soll hier nicht verraten werden.
Die längste Geschichte ist gleichzeitig die schlechteste. Die Autorin Christel Scheja hat „Das Geheimnis der Ariadne“ offenbar kaum korrekturgelesen, und auch die Redaktion muss es weitgehend versäumt haben. Jedenfalls finden sich zu viele Fehler wie z. B. verstümmelte Sätze, unmotiviert eingeschobene Leerzeilen etc. Inhaltlich ist die Story zwar brauchbar, aber nicht so brillant, dass man dafür schwere Mängel in Kauf nehmen sollte.
Das Fazit für den Band NEGATIVES BEVÖLKERUNGSWACHSTUM bleibt dennoch positiv: Wieder einmal werden leicht verständliche, überwiegend humorige SF-Geschichten geboten, die vielfältig und einfallsreich sind.

Clemens Nissen s. ps., Schortens


SOL 48
68 Seiten DIN A 4, Mittelheftung.
Auflage: 1.400 Exemplare, 5,27 EUR, 4er-Abonnement 22,00 EUR.
Kontakt: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Internet: www.prfz.de.
Bankverbindung: Sparkasse Uelzen Lüchow-Dannenberg (BLZ 25850110), Konto 46042420.

Die SOL 48 präsentiert wieder die bekannte und vertraute Mischung. Neben Rüdiger Schäfer Gedanken zur PRFZ wird im Vorwort gleich die Beitragserhöhung angekündigt. Seltsam, dass Rüdiger Schäfer die Details nicht gleich mit vorgestellt hat. PERRY RHODAN-News und der Besuch von Rüdiger Schäfer bei Kurt Beck sind informativ und beweisen, dass mancher Politiker besser weiter repräsentieren als regieren sollte.
Der galaktische Beobachter Rainer Stache geht hart mit dem abgelaufenen TERRANOVA- Zyklus ins Gericht. Dabei bekommen im Grunde alle ihr Fett ab. Die Herren Frick, Feldhoff und Castor als Vordenker auf Abwegen und die Autorenschar, die sich als bequeme Technokraten entpuppen. Rainer Stache spricht in seiner berechtigt kritischen Kolumne das aus, was viele Leser zwischen den Zeilen denken. Da seinen intelligenten pointierten Anmerkungen ein Interview mit Rainer Castor folgt, empfiehlt es sich, erst mit dem Gespräch zwischen Roman Schleifer und Rainer Castor zu beginnen, dann die letzte SOL mit dem markanten Interview Robert Feldhoffs fortzufahren und dann erst den „galaktischen Beobachter“ zu lesen. Da helfen alle neuen Produkte und Marketingbestrebungen nichts, gegenwärtig wirken Frick/Feldhoff und Castor verbraucht. In der Fußballbundesliga – auch Rainer Stache kann sich einen Fußballvergleich nicht verkneifen –  würde über ein neues Trainerteam nachgedacht werden. Wie gut, dass Rastatt eher näher zu Bremen als Stuttgart liegt.
Zwei Interviews finden sich in der SOL 48. Zum einen plaudern die Freunde Rüdiger Schäfer und Michael Buchholz über die Erfahrungen, die ersten eigenen ATLAN-Taschenbücher in der Fanpro-Edition geschrieben zu haben. Michael Buchholz gibt dem Leser noch einige Einblicke in seine Arbeit als Mentaltrainer. Wer sich beruflich mit Trainern jeglicher Art auseinandergesetzt hat, wird in seinen Anmerkungen nichts Neues finden, der Laie staunt ein wenig. Roman Schleifer spricht mit Rainer Castor und verschenkt sehr viele kritische Ansätze. Fast staunend lässt er sich von Rainer Castors sicherlich eloquenten, aber kommerziellen Antworten einlullen und fragt an einigen kritischen Stellen – vor allem wenn sich Rainer Castor über die aktiven Leser und die anonyme Käuferschar erstaunlich offen und eine Steilvorlage für eine notwendige Diskussion äußert – überhaupt nicht nach.
Coverabbilung SOL 48 Zwei Artikel würdigen die 100. PERRY RHODAN-Buchausgabe. Hubert Haensels persönlicher Bericht wird aus dem PERRY RHODAN-REPORT nachgedruckt, eine Seitenverschwendung, denn es ist davon auszugehen, dass die SOL-Käufer auch den entsprechenden Beitrag in PR gelesen haben. Inge Mahn geht auf die Pionierarbeit ihres Mannes beim ersten PERRY RHODAN-Buch ein. Ein Großteil ihres Berichts besteht aus dem Zitat eines Artikel, den Willy Voltz für das damalige PR-MAGAZIN geschrieben hat. Karl Herbert Scheer wird nur in einem Dankeszitat erwähnt, der Voltz „Bereitwillig seine privaten Aufzeichnungen zur Verfügung gestellt hat“. Was niemand – nicht einmal der Herausgeber Klaus Bollhöfener – mit einem Wort erwähnt, ist, dass Karl Herbert Scheer auch schon PERRY RHODAN-Romane für die damalige Leihbuchausgabe zusammengefasst hat. Und Voltz hat insbesondere bei den ersten PR-Büchern auch aus Zeitnot auf diese Ausgabe zurückgegriffen. Es ist schade, dass insbesondere Magazine wie die SOL den Freiraum nicht nutzen, um sich mit der eigenen Geschichte in der Vor-Voltz Ära – die ja inzwischen vor allem in der laufenden Serie mit Erfindungen wie dem Neuen Mutantenkorps gründlich geplündert wird – auseinandersetzt. Der Grundstein hat K. H. Scheer gelegt, Willy Voltz hat auf Anregung des Verlages die neuen PERRY RHODAN-Bücher auf ein solides Fundament gestellt und dafür gebührt ihm Dank.
Mit drei unterschiedlichen Spielen setzen sich Michael Marcus Thuner, Rainer Nagel und Heinrich Glumper auseinander: „Ein Besuch bei Braingame“, „Allerlei Neues zur LFT“ und   „PERRY RHODAN – Die kosmische Hanse“ - auseinander. Insbesondere Heinrich Glumpers sehr kurzer Artikel über die Reifung einer Idee zu einem vom KOSMOS Verlag vertriebenen Spiel ist frei von den oft verlagshörigen Tönen. Auf der wissenschaftlichen Front ist Felix Schröders „Eine Art Hypnoschulung“ eine interessante Ergänzung zu Rüdiger Schäfers Interview mit Michael H. Buchholz. Robert Hectors sehr ausführlicher Artikel über „Super-Zeitmaschinen und Hyper-Phänomene“ schließt diesen dieses Mal sehr verstärkt vorhandenen Block ab. Unterhaltsamer ist Christian Montillons Besuch an seiner alten Uni. Zum einen berichtet der junge PERRY RHODAN-Autor von seinen Eindrücken, Christian Humberg schildert die gleiche Lehrstunde aus einer anderen Perspektive. Auch Montillons Besuch in Prag liest sich sehr gut. Immerhin hat Montillons die Studenten anscheinend nicht nur mit der Lektüre von PERRY RHODAN vertraut gemacht, sondern eine neue Übersetzergeneration herangezüchtet. Warum die Studenten dann aber einen Roman von Frank Borsch übersetzen mussten anstatt eines der wirklich positiv bahnbrechenden, noch nicht dort veröffentlichten Werke der Serie entzieht sich meiner Kenntnis.
Zwei Geschichten sind in der SOL 48 abgedruckt worden. Zum einen „Begegnungen“ von Marc A. Herren und zum anderen „Die Fuge“ von Frank G. Gerigk. Marc A. Herrens Story spielt ganz am Anfang in der Zeit der Gründung der Dritten Macht durch Perry Rhodan und beschreibt sehr kompakt die Begegnung zwischen einem durchschnittlichen Bürger und einem Mutanten in der russischen Eisenbahn auf dem Weg zur neuen Machtzentrale. Ein wenig zu mystisch geschrieben, aber für die Kürze unterhaltsam. Frank G. Gerigk macht rückblickend den Fehler, in seinem Storytitel einen Schlüssel zur Auflösung seiner Geschichte zu platzieren. Auf Ertrus ist ein Musikprofessor in seiner Wohnung ermordet worden. Die beiden ermittelnden Polizisten stehen vor einem Rätsel, da die Computerüberwachung keinen Eindringling angezeigt hat. Frank Gerigks Geschichte nimmt eine ähnliche Prämisse wie Ralf Isaus letzter Roman DIE DUNKLEN – die Kraft der Musik – und integriert sie unterhaltsam in das vielschichtige RHODAN-Universum.
Matthias Hinz versucht die neuen PERRY-Comics aus der Perspektive eines eingefleischten Comics-Fans zu besprechen. Leider geht der Autor viel zu wenig auf die für die Comics eigentümlichen Erzählstrukturen im Vergleich zu einem Buch ein und bleibt in seiner offensichtlich grenzenlosen Bewunderung unkritisch an der Oberfläche.
Christoph Dittert berichtet nicht nur über 200 Bände MADDRAX – ohne wirklich auf die Faszination dieser dunklen Science Fantasy Serie einzugehen. Die Auflistung der Fakten wirkt fannisch von Ehrfurcht geprägt; er ist sich nicht zu schade, schon vor einem spannenden und Furcht erregenden Mehrteiler zu sprechen, der bei Redaktionsschluss der SOL noch nicht erschienen ist. Ein kurzes Interview mit dem Rollenspielautor rundet diesen oberflächlichen Artikel ab. Warum nicht einmal ein Interview mit Michael Schönenbröcher, der seit vielen Jahren das Bastei-Heftromanprogramm erfolgreich leitet?
Im Vergleich zu einigen Vorgängerausgaben ist die implizierte Eigenwerbung des Pabel/ Moewig-Verlags und die Beweihräucherung eines jeden literarischen Produkts aus Rastatt deutlich zurückgefahren worden. Das Spektrum ist breiter, wenn auch bis auf Rainer Staches wohltuend ehrliche Worte nicht unbedingt kritischer. Insbesondere der Umgang mit Karl Herbert Scheers Pionierarbeit in Sachen Buchausgabe ist beschämend.

Thomas Harbach, Lübeck


DRACHENBRIEF 136
22 Seiten DIN A 4, Seitenheftung.
Auflage: 150 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Kontakt: Dieter Steinseifer, Dr. Geiger-Str. 1, 83022 Rosenheim.


Zu den aktivsten und größten Gruppen in FOLLOW gehört seit Jahrzehnten ohne Zweifel der Drachenclan. Der von Dieter Steinseifer Anfang der neunzehnhundertsiebziger Jahre gegründete Bund kann sogar auf Mitglieder blicken, die bereits in der zweiten Generation mit dabei sind. Simuliert wird eine indisch angehauchte Kultur, die in Zeichnungen, Gedichten, Geschichten, Rollenspielen auf dem Papier und auf Cons stetig erweitert wird.
Um den Kontakt zwischen den Mitgliedern aufrecht zu erhalten dient der DRACHENBRIEF als Newsletter und Plattform. Je nach dem was geliefert wird, kann der Inhalt des DRACHENBRIEFES ausgewogen sein, oder sich mehr oder weniger auf ein Betätigungsfeld der Gruppe konzentrieren.
Die aktuelle Nummer des DRACHENBRIEFES enthält neben den üblichen Interna die Lebensgeschichte von Friedhelm Amedicks Charakter Milamber, der sich auf eine Reise von Tempel zu Tempel gemacht hat, um herauszufinden, was das Erstrebenswerteste im Leben ist und dabei viele Weisheiten mit sich nimmt, aber auch gesellschaftliche und politische Entwicklungen hautnah miterlebt und in Worte fasst.
Simone Degelmann und Markus Kirchner die Erlebnisse der Rakunt-Expedition in Berichtsform erzählen und dabei die ein oder andere kulturelle Information einbinden, während sich Neumitglied Saira real vorstellt.
Das alles ist sehr clanspezifisch, und auch wenn man sich bemüht, einiges zu erklären, sind die Inhalte für Außenstehende nicht nur wenig interessant, sondern auch verwirrend. Daher sollte man sich als Interessent immer mehrere Ausgaben zusenden lassen, um wirklich einen Einblick in die Struktur und Interessen des Clans und seiner Mitglieder zu bekommen. Um einfach nur gelesen zu werden, dafür bietet der DRACHENBRIEF einfach zu wenig.

Christel Scheja, Solingen


WELT DER GESCHICHTEN – PULP MAGAZINE 3
68 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 5,00 EUR.
Kontakt: Bernd Rothe, Domeinerstr. 23, 31785 Hameln.
Homepage: www.welt-der-geschichten.eu.


Pulp-Magazine waren für ihren sensationslüsternen und reißerischen Inhalt bekannt. Das sie auch die Aufgabe hatten, den Leser zu verwirren, war mir bislang nicht bekannt. „Drei Phantastische Geschichten von Rainer Innreiter“ werden im Inhaltsverzeichnis angekündigt. Das dann aber prompt vier Geschichten verzeichnet. Was bedeutet das? Ist eine Geschichte nicht von Rainer Innreiter? Oder hat sie keinen phantastischen Inhalt? Ist es vielleicht gar keine Geschichte? Vielleicht wurde schlechthin vergessen, das Inhaltsverzeichnis entsprechend zu ändern. Denn auch die beiden vorangegangenen Bände des PULP MAGAZINES stammen von Rainer Innreiter, genauso wie weitere drei, die noch folgen sollen.
Über eine falsche Zahl kann ich allerdings wesentlich leichter hinweg sehen, als über die Tatsache, dass das Heft keinerlei Informationen über den Autor enthält. Für ein paar Zeilen Autorenvorstellung wäre schon noch Platz gewesen. Immerhin erfahre ich auf der Internetseite der unendlichen WELT DER GESCHICHTEN, dass der Autor 1972 in Oberösterreich geboren wurde und sich seit langer Zeit mit phantastischen Themen beschäftigt. Eine Information, die auch einige stilistische Eigenheiten erklären könnte.
Coverabbilung PULP MAGAZINE 3 Das Titelbild von Gaby Hylla steht ganz in der Tradition der alten Pulp-Magazine. Zeigt es doch eine nur leicht bekleidete junge Frau vor einem großen runden Fenster. Dessen feine Verstrebungen verschmelzen fast mit dem Körper, während das wallende Haar dem sonst sehr statischen Bild etwas Bewegung verleihen soll. Leider ist das nicht ganz gelungen und das Bild wirkt etwas verschwommen und unscharf.
„Noshkosh“ könnte der Name eines „Uralten“ in Lovecraftscher Tradition sein. Es ist auf alle Fälle der Titel der ersten Geschichte, die uns Rainer Innreiter diesmal präsentiert. Es ist eine Geschichte, die sich etwas von den aktuellen Horrorfilme à la HOSTEL abgeschaut hat, die zur Zeit ins Kino kommen. Eine junge Schauspielerin wird durch einen Trick in ein entlegenes Landhaus entführt und dort für perverse Spielchen missbraucht. Zum Glück werden diese nur am Rande erwähnt. Splattereffekte sucht man bei allen Geschichten vergebens. Der Autor bemüht sich redlich, die Charaktere und ihre Beziehungen untereinander auszuarbeiten. Er neigt allerdings zu Überzeichnungen, wodurch die Geschichte überfrachtet wirkt.
„Der Zug der Toten“ ist eine kürzere Geschichte. Die Toten erwachen und rächen sich an den Lebenden. Auch wenn nicht klar ist, welchen Grund diese Racheaktion hat, so gelingt es Rainer Innreiter immerhin eine beklemmende Stimmung zu erzeugen.
In „Kollektive Intelligenz“ verschlägt es drei Gauner auf einen fremden Planeten. Während sie noch überlegen, ob sie einen Notruf absetzen, um sich retten und ins Gefängnis stecken zu lassen oder doch lieber das freie, wenn auch nicht ganz so komfortable Leben auf dem unbekannten Planeten genießen wollen, schlägt die intelligente Fauna des Planeten unbarmherzig zu. Leider leidet die Geschichte an ein paar unlogischen  bzw. wenig glaubhaften Aussagen. Warum soll das Versagen des Computers bewirken, dass die Raumfahrer nicht feststellen können, auf welchem Planeten sie gelandet sind? War der Computer denn schon vor der Notlandung defekt? Auch bleibt vollkommen unklar, warum die intelligenten Wesen des Planeten sich eine Weile ruhig abschlachten lassen, bevor sie reagieren. Das hätte man mit ein wenig mehr Humor und ohne Tragik besser lösen können ...
In „Doc Ponch“ verfolgt ein manischer Androide ein symbiotisches Fremdwesen, das die Fähigkeit hat, menschliche Körper zu übernehmen und anschließend den leblosen Körper wieder zu beleben. Ach ja, und die Götter auf diesem fremden Planeten spielen dann auch noch eine Rolle. Es ist sicherlich die skurrilste Geschichte dieser kleinen Sammlung. Sie steckt voller Ideen, ist stilistisch am ausgereiftesten und man findet Sätze wie diesen: „Bedenkt man eure göttliche Herkunft, seid ihr erstaunlich karge informiert.” Das versöhnt dann mit den hin und wieder auftretenden stilistischen Schwächen der anderen Beiträge. Zum Schluss bleibt allerdings der Eindruck, dass die Geschichte nur ein Fragment ist und vollkommen ausgeformt und ausgearbeitet gut und gerne alleine dieses PULP MAGAZINE gefüllt hätte.
Vier Geschichten von Rainer Innreiter. Vier Geschichten, die sicherlich kein „Pulp“ (= Schund) sind. Vier Geschichten, die einen kurzweiligen, dunkel düsteren Lesenachmittag im Spätherbst garantieren. Vier Geschichten, die sich hinsichtlich des Horrors eine erfreuliche Zurückhaltung auferlegt haben die aber eine Menge skurrile ausufernde Situationen zu bieten haben. Mit den genannten Schwächen kann man leben, wenn man sich auch – wie so oft in letzter Zeit – ein wenig mehr Sorgfalt wünschen würde.

Holger Marks, Marburg


RETTUNGSKREUZER IKARUS 31: DAS PROJEKT
112 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 6,90 EUR.
Kontakt: Roman-Truhe Buchversand, Röntgenstr. 79, 50169 Kerpen.
Internet: www.rettungskreuzer-ikarus.de.


DAS PROJEKT, das Achim Hiltrop in dem neuen Roman der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie beschreibt, ist eine Zeitreise, um eine Waffe gegen die Outsider zu beschaffen. Zu diesem Zweck wird ein Asteroid in System von Vortex Outpost ausgehöhlt, ausgebaut und mit diversen Wissenschaftlern und einem Söldner bemannt. Die Besatzung der IKARUS ist selbstverständlich auch in die Angelegenheit involviert.
Coverabbildung RETTUNGSKREUZER IKARUS 31 Genau wie Sylke Brandt in dem vorangegangenen Band, HELD WIDER WILLEN, greift auch Achim Hiltrop auf das Black Box-Prinzip zurück. In HELD WIDER WILLEN war es ein Artefakt, in DAS PROJEKT ist eine Zeitmaschine, Pardon, ein Zeittriebwerk. Für beide gilt: Sie funktionieren, aber niemand weiß, wie und warum. Obwohl, Achim Hiltrop wandelt das Black Box-Prinzip immerhin ab: Es existiert zwar eine (pseudo-) wissenschaftliche Erklärung für das Zeittriebwerk, aber sie ist zu kompliziert, um sie zu verstehen. Zumindest für Sentenza und Co. Zugegebenmaßen ist diese Vorgehensweise, nämlich eine Zeitreise technisch nicht zu erklären und stattdessen ihren Verlauf und ihre Auswirkungen zu schildern, nicht untypisch für die SF. Eine Problemlösung wäre auch schwierig und anspruchsvoll.
DAS PROJEKT enthält aber weitere dramaturgische Oberflächlichkeiten. Leichtsinnigerweise wird die Verteidigung des Asteroiden abgeschaltet – Söldner hin, Söldner her – , so dass die Outsider die Gelegenheit nutzen, die Forschungsstation anzugreifen, während die Zeitmaschine außer Kontrolle gerät. Dass daraus diverse Zeitebenen oder Parallelwelten entstehen, wird erfahrene Leser sicherlich nicht überraschen.
Diese Unzulänglichkeiten mögen noch auf Vorgaben des Exposé-Redakteurs beruhen. Allerdings zeigt sich Achim Hiltrop auch in Details, auf die er selbst Einfluss hatte, wenig einfallsreich. Seine Behandlungsmethoden – bzw. die der Ärzte, die er schildert – ähneln der heutigen Medizin, wenn von „Infusionslösungen“ und „Venenverweilkanülen“ die Rede ist (ein Problem, das auch James White in seinen ORBIT HOSPITAL-Romanen nicht befriedigend lösen konnte). Geradezu innovativ ist dagegen seine Idee einer vorzeitigen Geburt, die freilich – wir ahnen es – nach dem Black Box-Prinzip funktioniert.
Es fällt schwer, eine Namenswahl wie „Shill Batner“ und „Lartin Mandau“ (für die Wissenschaftler) als Hommage an ihre Vorbilder zu verstehen. Zwar haben die Schauspieler ihren festen Platz in der TV-Serien-SF, doch eine Hommage sollte sich auf die Figuren beziehen, die sie verkörperten, und auch dann keine Verballhornung sein.
Immerhin, DAS PROJEKT bietet nicht nur Anlass zur Kritik: Der Roman ist kurzweilig geschrieben und bringt die RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie inhaltlich durchaus voran. Dem Black Box-Prinzip zum Trotz.

Armin Möhle, Wallenhorst


BULLY 2
76 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 4,75 EUR, 4er-Abonnement 19,00 EUR.
Kontakt: Pascal Bothe, Weidenanger 21, 38640 Goslar, E-Mail: pascal.bothe@hotmail.de.
Internet: www.bully-fanzine.de.
Bankverbindung: Sparkasse Goslar (BLZ 268 500 01), Konto 154069280.

Die zweite Ausgabe des „Perry Rhodan Fanzines“ präsentiert sich mit einem farbigen Cover Rüdiger Wicks, der ja schon die Neuauflagen aus dem Heinz Mohlberg- Verlag stimmig begleitet. Sein Zeichenstil ist aus heutiger Sicht eine wenig anachronistisch, aber zumindest ein Blickfang.
Alfred Bekker hat zwei sehr kurze, pointierte Geschichten beigetragen. Sie spielen nicht direkt im PERRY RHODAN-Universum und insbesondere die Auftaktgeschichte „Der Zauberer“ verläuft schnell im Nichts, aber es ist eine schöne Geste, dass ein viel beschäftigter Profi wie Alfred Bekker noch die Zeit hat, für ein Fanzine Texte zur Verfügung zu stellen. Im literarischen Teil findet sich noch der zweite Teil von Andreas Adamus' „Vorbereitungen zu einem seltsamen Besuch“ und Werner Hörbarts „Die Rückkehr der Sternengötter“. Insbesondere Werner Höbarts Geschichte wirkt stilistisch teilweise sehr steif, der Plot lässt sich schnell vorausahnen und das Ende ist nicht unbedingt überraschend.
Coverabbilung BULLY 2 Zwei Interviews bilden den Kern des sekundärliterarischen Teil. Christian Montillon erweist sich als echter Medienprofi, der gleich und profillos auf die eher seichten Fragen antwortet. Dabei versucht er sich teilweise in eher oberflächlichen Humor – der zeichnet ja inzwischen auch seinen PERRY RHODAN-Transmitter nicht immer überzeugend aus – und erweist sich als absoluter Teamplayer. Es finden sich in dem Interview keine weiteren Informationen, die man nicht schon anderswo über Montillon und seinen Werdegang gelesen hat. Erich Lloydl berichtet dann viel interessanter und auch für den Laien verständlich über den Aufgabe seiner Webpage „Forstrubin“, die in diesen Tagen immer ihren zehn Geburtstag feiert. Andy Schmidt stellt die Bände vier bis sechs des letzten Heyne-Zyklus DER POSBI-KRIEG vor. Dabei sind die Inhaltsangaben im Vergleich zum jeweiligen Fazit viel zu umfangreich geworden und es stellt sich die Frage, wer nach der intensiven Lektüre seiner Rezensionen die Taschenbücher überhaupt noch kaufen und lesen will. Das Fazit ist teilweise sehr ambivalent und emotional. Es ist verblüffend zu lesen, dass die Autoren selbst in unterdurchschnittlichen Romanen den Leser Andreas Schmid noch überraschen können. Und wenn ein Zyklus immerhin aus einem Drittel Füllmaterial besteht, dann kann es als Gesamturteil nicht mehr zu einem „gut“ reichen. Andreas Schmids Kritiken gehen auch zu wenig in die Details und oft bleibt er an der Oberfläche. Die Kritiken zeigen seinen Enthusiasmus, aber ein wenig mehr Reflektion als Nacherzählung der bekannten Plots würden seinen Arbeiten sehr gut tun.
Die „Kleine Geschichte des UFO-Phänomens“ besteht nur aus einer Auflistung von Fakten, Claas Wahlers Bericht von der Marsausstellung ist dagegen schon lesenswerter und interessanter.
Die zweite Ausgabe des BULLY überzeugt wieder auf der grafischen Front. Innenillustrationen von Michael Wittmann und Klaus Schimanski, Josef Dienst und Robert Strautmann lockern zwischen den einzelnen Artikeln das Heft sehr gut auf. Einige Zeichnungen hätten durchaus größer abgebildet werden können, damit der Leser die Details besser betrachten kann.
Die Mischung aus Artikeln und Stories ist sehr breit, das Niveau im Durchschnitt auch unterhaltend. Einige Beiträge wie zum Beispiel „Kleine Geschichte des UFO-Phänomens“ scheinen eher aus mangelndem Material als aus einer wirklichen Notwendigkeit heraus aufgenommen worden zu sein. Für die kommende dritte Ausgabe bietet der Herausgeber auch noch um weitere Mitarbeiter. BULLY ist ein solides PERRY RHODAN-Fanzine, drucktechnisch und vom Layout her überzeugend und im positiven Sinne einfach überschaubar gestaltet.

Thomas Harbach, Lübeck


ZWISCHEN DEN WELTEN
160 Seiten, Taschenbuch, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 9,80 EUR.
Kontakt: SCIENCE FICTION CLUB BADEN-WÜRTTEMBERG, Michael Baumgartner, Ostring 4, 67105 Schifferstadt, hmbaumgartner@yahoo.de.
Internet: www.sfcbw.de.
Bankverbindung: Postbank Stuttgart (BLZ 600 100 70), Konto 3483 51-700.

Die Anthologie ZWISCHEN DEN WELTEN des SF-CLUBS BADEN-WÜRRTEMBERG uns „Phantastische Erzählungen“ als Lesefutter schmackhaft machen. Geschichten, die laut Klappentext „längst nicht alle Antworten auf Ihre Fragen“ geben. „Aber sie bringen Sie dazu, weiterzudenken.“ Ein großer Anspruch, den sich die Herausgeber da gestellt haben. Das Cover ist in der Hinsicht sehr geschickt gewählt: Wir blicken auf einen Sternennebel, ein Gebilde also, das weit über das hinaus geht, was wir uns im Normalfall so vorstellen können. Es soll also auf die Dinge hingewiesen werden, die „darüber“, „dahinter“ oder eben „dazwischen“ liegen. So auch der Klappentext, der versucht, zu jeder Geschichte einen Kern herauszuarbeiten, der neugierig machen soll.
Seien wir also gespannt auf das, was uns, den Leser, erwartet.
Als erstes sei mal positiv (außer natürlich der erstklassigen Gestaltung des Covers) der für ein Taschenbuch sehr feste und strapazierfähige Einband genannt. Den kann so schnell nichts erschüttern.
Der erste negative Punkt ist: Die Schrift ist sehr klein. Also wirklich klein und damit leider schwer zu lesen.
Zu den Geschichten selbst:
José Vincente Ramos verarbeitet in „Ein Haus namens Emily“ eine altbekannte Idee, nämlich das Übersichhinauswachsen oder in diesem Fall besser gesagt, unwillkommene Eigenleben einer künstlichen Intelligenz. Was im schlimmsten aller Fälle bei so etwas geschehen kann, ist ja aus der TERMIMNATOR-Reihe bestens bekannt. Auch in diesem Fall müssen schwere Geschütze aufgefahren werden, um das Problem zu „beheben“. Wie gesagt, die Idee ist bekannt, aber durch die gute Umsetzung gut lesbar.
Man ahnt bei Angelika Walters „Der Tod eines Jungen“ bereits auf der zweiten Seite, welchen Beruf der Protagonist ausübt: Berufskiller. Das ist aber auch das einzigste, was man ahnt, denn die Geschichte läuft doch anders als Leser oder Protagonist denken. Angelika Walter beschäftigt sich hier mit dem immer wieder in den unterschiedlichsten (Sicht-) Weisen diskutierten Paradoxon der Zeitreisen und der sich daraus (möglicherweise) ergebenden Folgen auf eine sehr interessante Art und Weise. Ihr Ansatz, sich mit dem Thema zu befassen, ist durchaus ungewöhnlich und sehr gut umgesetzt und auf sprachlich hohem Niveau.
Coverabbildung ZWISCHEN DEN WELTEN Die „Black Magic Woman“ von Sabine Lang zeigt uns hervorragend, in wie vielfältiger Weise man mit den allseits bekannten Vorurteilen zum Thema „Hautfarbe“ arbeiten kann. Es gehört ein gewisser Mut dazu, das Thema in dieser Deutlichkeit zu veröffentlichen. Der Verlauf der Geschichte ist zwar zu einem gewissen Grad durchaus vorhersehbar, aber durch die sprachlich sehr dichte Umsetzung tut das der Lesefreude keinen Abbruch.
Ebenfalls sprachlich sehr dicht kommt uns „Der Alptraumplanet“ von Gerd Rödiger daher. Zwar handelt es sich hier „nur“ um eine reine SF-Geschichte, die bis auf den Aspekt einer gescheiterten Planetenbesiedlung, keinerlei Bezug des „darüber hinaus“ aufweist, aber die Geschichte eines Kopfgeldjägers, der sich einer Schar von intelligenten Ratten gegenübersieht, die zudem auch noch einen ungewöhnlichen Anführer haben, ist mehr als spannend erzählt.
Die zweite Geschichte von José Ramos macht uns mit dem „Kleinen Brad“ bekannt, der als Dauergeliebte einer Hexe so seine liebe Mühe hat, das als einzigen Lebensinhalt ansehen zu wollen. So schmiedet er also Pläne, seiner Dienste als Liebessklave zu entfliehen. Die eher als Horror einzustufende Geschichte besticht vor allem durch die äußerst amüsante Pointe.
Thomas Berger weiht uns in das Geheimnis ein, welches das Nummernschild „M-ND 1919“ in sich trägt. Die Story an sich beinhaltet aber nichts Neues und wurde in ähnlicher Form schon des öfteren vorgetragen. Gemeinsam mit „Heimkehr“ von Michael Baumgartner stellt sie gewissermaßen den Tiefpunkt der Anthologie dar, allerdings durchaus auf weiterhin hohem Niveau. Sagen wir: es sind die einzigen beiden „normalen“ Geschichten in diesem Band. Auch wenn die Idee der letztgenannten Story durchaus ungewöhnlich ist (Mensch verbindet sich in Symbiose mit einer Pflanze, um zu überleben), so packt einen der Protagonist doch nicht so recht und bleibt seltsam blass.
Ganz anders H.-W. Klemms „Kaczmarek-Dilemma“. Hier liegt ein weiterer, wenn nicht der Höhepunkt der Storysammlung vor. Geschliffene Dialoge, um die Ecke gedachte Sachverhalte,  spannend dargestellt, fühlt man sich „live“ dabei, wenn die beiden Agenten in einer scheinbar ausweglosen Situation ermitteln. So gut unterhalten fühlte sich der Rezensent selten. Bitte mehr davon!
Den Abschluss bildet passenderweise „Der Heldentod“ von Sabine Lang. Eine Auseinandersetzung über die Frage: Wer ist stärker? Der Odin der Germanen oder der Gott der Christen? Walhalla oder Himmel? Die Geschichte an sich ist relativ simpel gehalten, die Schlussfolgerungen wiederum haben es durchaus in sich.
Fazit: Man kann deutlich merken, dass an diesen Geschichten länger gefeilt wurde und man sich bemüht hat, erstklassige Geschichten abzuliefern (was auch der Sinn des dieser Anthologie zugrundeliegenden Projektes war, wie dem Vorwort zu entnehmen ist). Die Geschichten sind durchweg auf einem hohen sprachlichen Niveau und stellen somit eine Ausnahme im permanent andauernden Veröffentlichungsreigen dar. Einige Ideen sind durchaus ungewöhnlich und packend dargestellt. Allerdings können sie die hohen (philosophischen?) Anspruch nur bedingt erfüllen, den man nach Lesen von Klappentext und Vorwort etwa erwarten könnte. Nachdenken lohnt nicht über alles, aber so einiges regt dann doch dazu an.
Der Klappentext ist zum Großteil leider nicht gelungen, da er zum einen teilweise den Inhalt der Geschichten vorwegnimmt und zum anderen doch Erwartungen wecken könnte, die eben nicht erfüllt werden. Zusammen mit der kleinen Schrift stellt das aber die einzigen Minuspunkte dieser ansonsten hervorragenden Anthologie dar. Bleibt zu hoffen, dass es da noch mal Nachschlag gibt.
Also: Klappentext gar nicht erst lesen oder gleich wieder vergessen und ansonsten die wundervolle Sprache der Geschichten einfach nur genießen!

Dirk Ozanik, Hildesheim


PALADIN 162
20 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
GOLEM 83
28 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 2,00 EUR, 4er-Abonnement 8,00 EUR.
Kontakt: FUNTASY-CLUB THUNDERBOLT N. E. V., Theo Klein, Beckingsbusch 20 b, 59368 Werne, E-Mail: TheoKlein@web.de.
Internet: www.thunderbolt.de.


Der PALADIN ist das zwei- bis dreimonatlich erscheinende Clubheft des FUNTASY CLUB  THUNDERBOLT N. E. V., in dem die Mitglieder alles, was sie bewegt veröffentlichen können: Berichte, Kurzgeschichten, Artikel, Rezensionen, aber auch Zeichnungen und Gedichte. Er dient dazu, den Kontakt der Mitglieder aufrecht zu erhalten und sie zudem über Entwicklungen, die auch den Club betreffen, zu informieren.
Die 162. Ausgabe steht diesmal ganz im Zeichen der Frauen-Power, wenn auch mit einem gehörigen Augenzwinkern. Jenni Schreiner stellt in ihrer Geschichte „Lina Maria Charlotte Rapunzel Justus“ Märchenklischees und Geschlechterrollen auf den Kopf. Ebenso vergnüglich und pointiert fasst sie in „Sex-Bomb-Boogie“ oder „Ich bin immer noch schlecht“ zusammen, was ihr in ihrer Rolle als Autorin von erotischen Liebesromanen schon alles an schrägen Vorurteilen und seltsamen Vorstellungen zu Ohren gekommen oder sogar direkt ins Gesicht gesagt worden ist.
In eine ähnliche Kerbe schlägt schließlich auch noch Angelika Öhrlein mit ihren Überlegungen in „Recherchieren und dann Schreiben oder auch umgekehrt – Ein Werkstattbericht“. Es ist nicht immer leicht Autor zu sein und es auch den Leuten recht zu machen, die alles genauestens nachvollzieh- und beweisbar beschrieben haben wollen. Wenn man das wirklich durchziehen will, gerät man sehr schnell in Teufels Küche und eine Spirale aus der es schließlich nur ein Entkommen gibt.
Allein schon diese drei Texte sind diesmal auch für Außenstehende lesenswert, denn sie reizen immer wieder zum Schmunzeln und sind so nicht von der Hand zu weisen. Das macht den PALADIN diesmal als Einstieg in den Club besonders interessant.
Ebenso unermüdlich, wenn auch etwas seltener als den PALADIN gibt der THUNDERBOLT N. E. V. das Storymagazin GOLEM heraus. Dort sollen phantastische Erzählungen ihren Platz finden, die aus dem Einheitsbrei heraus ragen und irgend etwas besitzen, was sie anders oder besonders macht.
Vier Geschichten hat Uwe Post in der 83. Ausgabe in Zusammenarbeit mit der Webseite www. kurzgeschichten.de heraus gesucht:
„Das Optimum des Unwahrscheinlichen“ von Sami Salame entführt in eine von der Wahrscheinlichkeitsrechnung kontrollierten und optimierten Welt. Der Ich-Erzähler hat sich ihr angepasst und beginnt von ihr zu profitieren – allerdings ist er zu sehr ein Freigeist, um sich der Logik des Möglichen unterzuordnen und bricht aus. Die Geschichte fasziniert vor allem durch ihre normale Erzählweise, die in krassem Gegensatz zu ihrem Inhalt steht. Zwar muss man schon sehr genau lesen um den Sinn jeden Details zu begreifen, kann sich der skurrilen Atmosphäre aber dennoch nicht entziehen.
Gerade einmal siebzehn Jahre alt ist Sebastian Gaidus, der Autor von „Prospero und Kerberos“. Sie sind die Kinder von Künstlern und dazu erzogen worden, ihren Geist frei in einer nicht realen und von wilden Philosophien und Phantasien schweifen zu lassen. Auch der junge Ich-Erzähler gehört zu den Jugendlichen, die die Ideale der Boheme verinnerlicht haben und nun – ohne an die Folgen zu denken – den Schritt über die Grenze wagen. Die Geschichte fasziniert vor allem durch ihre klaren, eindringlichen Bilder, obwohl der Autor einiges unausgesprochen lässt. Die morbide Stimmung tut ihr übriges dazu, und so spürt man am Ende den Fatalismus des Unausweichlichen.
Auf ihre Weise ähnlich düster und die Spaß-Gesellschaft verspottend ist auch „Level Eclipse“ von Frauke Gimpel. Sue glaubte hier eine der angesagten Parties ohne Ende, gefunden zu haben, die Unterhaltung und Ekstase versprach, aber nun, nach einer bitteren Ernüchterung und unzähligen Drinks, ihren Glanz verloren hat. Gleichgültig verfolgt sie das wilde Treiben und hat doch schon resigniert, denn die Freiheit die sie sich erträumt hat, ist das hier nicht. Auch hier bleibt nach dem Lesen noch für einen Moment ein nachdenklich machendes, weil unangenehmes Stimmungsbild, zurück.
„Die allerletzte Revolution“ von Jan Große schließt den Reigen. Morschel arbeitet in einer Firma, dies es sich zur Aufgabe gemacht hat, kleinere Firmen im Textilbereich zugunsten des großen Kapitals finanziell auszubluten und so für eine Monopolstellung seines Konzern in der südostasiatischen Region zu sorgen. Zu den Aufgaben gehört es auch, die Kartellbehörden zu bestechen, wenn wieder eine Fusion ansteht, die nicht ganz legal ist.
Das macht er eigentlich ganz gerne – bis zu dem Tag, an dem ihm seine Arbeit verwerflich erscheint und er nicht mehr länger ein Handlanger der Mächtigen und Großen sein möchte. Er setzt sich zur Wehr und rebelliert –  mit überraschenden Folgen ... Die Idee ist zwar nicht die allerneuste aber gekonnt und unterhaltsam umgesetzt. Jan Große fängt den kaltschnäuzigen Zynismus des Establishments gelungen ein und führt jegliche Rebellion dagegen zu einem realistischen Schluss. Denn eines ist hier wirklich nicht mehr gefragt – die Freiheit des Geistes und der Gesinnung. Die wird eher als Krankheit angesehen.
Alles in allem wissen alle vier Geschichten auf ihre Art und Weise zu überzeugen. Sie gehen unter die Haut und hinterlassen Eindrücke, die nicht so schnell nach dem Lesen verblassen. Und gerade das macht ihre ungewöhnliche Qualität aus – und wird dem Ziel des Herausgeber von GOLEM mehr als gerecht.

Christel Scheja, Solingen


Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.

Preise der Printausgabe: Einzelexemplar 0,60 EUR, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 3,00 EUR (in Briefmarken oder per Überweisung [Bankverbindung bitte erfrage]). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo oder im Fanzinetausch zu beziehen. Auslandspreise auf Anfrage.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Thomas Harbach, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Dirk Ozanik, Christel Scheja.
Auflage der Printausgabe: 30 Exemplare.
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Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!
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