Online
120

Nov.2004

Werte Leserinnen und Leser,
Dieter Steinseifer, Dr.-Wurm-Str. 9, 33104 Paderborn, wünscht seine FANZINE-KURIER-Sammlung zu komplettieren. Nachdem er sämtliche Ausgaben erhalten hat, die sich noch in meinen Beständen befanden, fehlen ihm noch folgende Nummern: 1 bis 7, 21 bis 23 (seinerzeit als SF-KURIER), 29 bis 36, 38, 46 bis 48, 50 und 51, 54, 59, 63, 65 und 66, 68 bis 83, 87 bis 96, 99, 102, 107 und 108, 112 bis 114. Er ist bereit, 0,60 EUR pro Exemplar zu bezahlen. Wer diese Ausgaben abgeben kann, wende sich bitte an Dieter.
Für den FANZINE-KURIER 121 sind Besprechungen über WALFRED GORENG, FUTURE MAGIC 45, RETTUNGSKREUZER IKARUS 20, INTERN 246 u. a. vorgesehen.
Viele Grüße
Armin




MUNICH ROUND UP 173
SOL 36
GOLEM 74
PERRY RHODAN PERSPEKTIVE 72
SCIENCE FICTION OKULAR 223, 224
AD ASTRA 63: DAS SCHIFF DER AHNEN
PERRY RHODAN STUDIES: SPURENSUCHE IM ALL
MAN GÖNNT SICH JA SONST NICHTS...
BADEN-WÜRTTEMBERG AKTUELL 252
RISSZEICHNUNGS-JOURNAL 120
PHANTASTISCH! 16
LEGENDENSÄNGER-EDITION SONDERBAND 33: ALY & CAL 1, 2
ENPUNKT 41
WELLENSANG
DIE SYMMETRIE DES BÖSEN


MUNICH ROUND UP 173
42 Seiten DIN A 4, Kopie, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 3,00 €, 2er-Abonnement 5,50 €, 3er-Abonnement 7,00 €.
Bezug: Waldemar Kumming, Engadiner Str. 24, 81475 München.
Bankverbindung: Postbank München (BLZ 700 100 80), Konto 1478 14 802.


MRU ist "das jährlich erscheinende Science Fiction Magazin", wie der Untertitel im Impressum verlautet. Wie es auf diese Weise die hohe Heftnummer erreicht hat, bleibt jedoch unklar. Wahrscheinlich war es nicht immer so. Ganz klar ist jedoch, daß der Herausgeber Waldemar Kumming zu den Urgesteinen des deutschen Fandoms zählt. Und dazu noch einer der wenigen ist, die international orientiert sind.
In dieser Ausgabe ist das unübersehbar. Die Titelseite ziert Larry Niven, das Backcover Harry Harrison (anscheinend mit einer Vorliebe für bunte Hemden), beide in großformatigen Farbfotografien, aufgenommen auf der Welt-SF-Convention 2003 in Toronto. Die farbige Titel- und Rückseite ist ein Experiment, das sich als viel zu kostspielig erwiesen habe und daher wohl nicht wiederholt wird, so Waldemar Kumming in seinem kurzen Vorwort. Es folgen jede Menge weiterer Fotos (in schwarz/weiß) von der Welt-SF-Convention 2003 sowie ein Bericht Waldemars über die Veranstaltung.
Damit ist der fannische Teil beendet und es geht ans Eingemachte.
"Menschen im All – eine frische Vision der Raumfahrt" von Jesco von Puttkamer greift die jüngsten Ankündigungen des US-Präsidenten zur Entwicklung der Raumfahrt auf. Er begründet enthusiastisch, warum es unbedingt wichtig ist, daß die Menschen in den nächsten Jahren zum Mond zurückkehren (sic!) und langfristig auch den Mars und weitere Planeten erreichen. Wenn man den Text liest könnte man denken, die Raumfahrt sei die Lösung aller menschlicher Probleme: "Denn die kulturellen, ja kulturanthropologischen Auswirkungen der horizont- und bewußtseinserweiternden Besiedlung des Alls wirken als Regelkreis vom neuen Grenzland bis auf den Erdboden herunter, wo sie langfristig der Menschheitsentwicklung zugute kommen." (Seite 16). Man muß von Puttkamer zwar recht geben, wenn er sagt, daß die Raumfahrt heute unter anderen Bedingungen stattfindet, als zu Zeiten des Kalten Krieges. Kooperationen wie bei der ISS sind zur Regel geworden, und er hat auch recht, wenn er sagt, daß die Raumfahrt zum festen praktischen und unentbehrlichen Bestandteil unseres Lebens geworden ist. Aber letzteres trifft nur auf die Satellitentechnik zu, also lediglich auf Teile der Raumfahrt.
Aber es geht von Puttkamer nicht nur um die technologische Entwicklung. Raumfahrt wird seiner Meinung nach getrieben von dem "immanente(n) Wunsch nach Seinsbereichserweiterung. (…) Im Ureigenen ist Raumfahrt ein gesellschaftskultureller Wandlungs- und Wachstumsprozeß, der dem Gemeinwesen künftige Potentiale erschließt und daher als Kulturaufgabe not tut." (Seite 18). Bemannte Raumfahrt ist danach für ihn in "erster Linie Gesinnungssache und eine Visions-Verpflichtung für die Zukunft. Außerdem schulden wir unseren Nachkommen diese Visions-Umsetzung, weil wir sie unseren Vorfahren verdanken…" Und nebenbei schimpft er auf Deutschland, mit seiner verkrusteten Durchstaatlichung von Wissenschaft und Forschung und versteigt sich dann zu der Behauptung, daß die Raumfahrt den Bürgern und insbesondere den Jugendlichen als nationale Gemeinschaftsaufgabe, den verlorenen gegangenen "Wir"-Bezug zurückgeben könnte. Eine Vision, die der Jugend die Perspektive wiedergeben kann…
Vielleicht, so mein Gedanke, sollten demnächst bei den Casting-Shows keine Popstars mehr gesucht werden. Lange nicht mehr einen solchen Quatsch gelesen. Der Text erklärt sich nur dadurch, daß da ein Budgetverantwortlicher verzweifelt alle möglichen, denkbaren Argumente zusammensucht, um eine Kürzung seines Etats zu verhindern. Gute Aussichten, bleibt er doch so noch einige Zeit von menschlichen Fußtritten verschont.
Der nachfolgende Artikel "Paralleluniversen" von Max Tegmark ist dagegen wirklich starker Tobak. Der Autor ist nicht umsonst Professor für Physik und Astronomie an der University of Pennsylvania in Philadelphia und gilt als Experte für kosmische Hintergrundstrahlung und Galaxienverteilung. Für mich blieb der Text auf weite Strecken unverständlich. Aus einer kurzen Replik Waldemar Kummings wird jedoch deutlich, daß Tegmark eine sehr deterministische Sicht auf das Universum hat, die wenig Platz für den freien Willen eines Menschen läßt. Wenn es jedoch so sein sollte, daß diese deterministischen Ansätze auf dem Vormarsch sind, wird es Zeit, ein paar gute Argumente dagegen zu finden…
Von einem ganz anderen Universum handelt der letzte Artikel. Heinz J. Galle stellt die Geschichte des Verlages Arkham House vor, schildert die Entstehungs- und Publikationsgeschichte. Leider liest sich der Text stellenweise wie eine Aufzählung von Veröffentlichungsdaten. Aber aus literaturhistorischer Sicht ist auch das interessant und wer heute ein Originalexemplar in seinem Besitz hat, darf sich ohnehin glücklich schätzen – je nach Anschauung nicht nur, wegen der Preise, die dafür bei Auktionen zu erzielen sind.
Um beim Doppelsinn zu bleiben: MRU 173 ist in vielerlei Hinsicht lesenswert!

Holger Marks, Marburg


SOL 36
68 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 2.400 Exemplare, 5,27 EUR, 4er-Abonnement 22,00 EUR.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Kreissparkasse Hitzacker (BLZ 258 513 35), Konto 4042420.
Internet: www.prfz.de.


Die SOL ist das offizielle Vereinsmagazin der PERRY RHODAN FANZENTRALE E. V. und nur im Rahmen des Mitgliedsbeitrages erhältlich. Dementsprechend sind die Themen vor allem für Leser der ältesten SF-Heftserie der Welt interessant, sie finden hier Hintergrundartikel, Essays und Rückblicke, meist zu einem bestimmten Thema.
In dieser Ausgabe beschäftigt man sich schwerpunktmäßig mit dem Volk der Lemurer, die direkte Vorfahren der Terraner sind. Nicht nur ihre Geschichte wird in einer ausführlichen Zeittafel vorgestellt, man berichtet auch über den kommenden, bei Heyne erscheinenden neuen Sechsteiler. Ohne zu viel über die Handlung zu verraten werden genügend Andeutungen gemacht, um die Aufmerksamkeit des interessierten Lesers zu wecken.
Des weiteren finden sich eine Fan-Kurzgeschichte von Dietmar Doering, Grafiken und Cartoons zum Thema PERRY RHODAN. Hermann Ritter blickt auf zehn Jahre FANZENTRALE zurück und Rüdiger Schäfer stellt die ATLAN-FAN-SERIE vor, die nun in aufwendigerer Ausstattung in der FANZENTRALE erscheint und nicht mehr in Eigenregie. Einige ausführliche Rezension runden das ausgewogene Heft ab, das seinem Zweck als Vereinsblatt voll und ganz gerecht wird.

Christel Scheja, Solingen


GOLEM 74
20 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 1,00 EUR.
Bezug: FUNTASY-CLUB THUNDERBOLT N. E. V., Uwe Post, Schalker Str. 113, 45881 Gelsenkirchen, E-Mail: uwe@thunderbolt.de.


Die 74. GOLEM-Anthologie des THUNDERBOLT enthält vier kleine Geschichten:
Theo Klein beschreibt in "Der Biss der Sonne" einen Vampir, der zu verhungern droht.
In "Oops, wrong planet!" entdeckt Heike Hohl einen tiefen Sinn hinter verwirrender Verkehrsführung. (Nichts ist, wie es scheint.)
Ein Hund wird zum Helden in Stefan Wogawas "Freitag, im Mai". Lassie lässt grüßen. Sein entfernter Verwandter hat allerdings mit phantastischeren Problemen zu kämpfen, und wir erleben das Geschehen aus seiner Sicht. Undank ist der Menschen Lohn...
Mit der "Fummelei in der Drusilla-Kurve" verlässt Uwe Post das fantastische Genre und nimmt den Autorennen-Zirkus auf die Schippe. Rennfahrer "Pappo" verdient zwar nicht mit Siegen Geld, wohl aber mit fragwürdigen Geschichten für Revolverblätter.
Die vier Stories weisen alle die selben Qualitäten auf: ein klares Konzept, eine gut vorbereitete Pointe und leichte Lesbarkeit. Der Leser blickt nicht wirklich in Abgründe, wird aber abwechslungsreich und interessant unterhalten. Eine leichte, gelungene Lektüre für zwischendurch.

Clemens Nissen s. ps., Schortens



PERRY RHODAN PERSPEKTIVE 72
76 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,50 €, 5er-Abonnement 15,50 €.
Bezug: Achim Havemann, Harlinger Str. 119, 29456 Hitzacker, E-Mail: ahavemann@t-online.de.
Internet: www.light-edition.net/magazin/.


Nach Abschluss der Lektüre dieser PERSPEKTIVE stellt sich wieder eine wichtige Frage: Welche Aufgabe hat ein Chefredakteur? Wieder finden sich eine Reihe mit Meldungen und Mitteilungen – dieses Mal zur Rückkehr von Thomas Ziegler und dem Abschied einer Reihe von PR-Autoren – kreuz und quer durch das Heft verteilt. Wahrscheinlich glaubt Frank nicht an die Möglichkeit, dass seine Mitarbeiter auch damit einverstanden wären, wenn ihre Beiträge nicht aufgeteilt werden würden.
Im Mittelpunkt steht wieder die ausführliche Darstellung der PR Ausgaben, diesmal 2227 bis 2235. Die Arbeit der Kritiker ist wieder genau und ordentlich mit dem krönenden und inzwischen traurigen Abschlussband von Thomas Ziegler. Wo Thomas für seine lesenswerte, aber nicht herausragende Arbeit überschwänglich gelobt wird, entwickelt sich Arndt Ellmer mehr und mehr zum Buhmann der Kritiker Marcus Kubach und Andreas Nordiek. Dabei rutschen die Kritiken schon mehr als einmal in den Bereich der Polemik ab.
PERRY RHODAN PERSPEKTIVE 72Schön ist die genau Betrachtung der neuen ATLAN-Miniserie OBSIDIAN mit der bekannten dualen Kritik an den Titelbildern und einer Sololeistung von Andreas Nordiek.
Stefan Barton setzt sich in seiner zu kurzen und leider zu persönlich gefärbten Kritik mit den Titelbildern des THOREGON-Zyklusses auseinander. Nach dem die Serie ihr Gesicht Johnny Bruck verloren hatte, versuchte eine Kombination von Zeichnern ihr ein neues zu verleihen. Stefan gibt schon selbst zu, dass eine aktuellere Betrachtung und kleinere Anzahl der Titelbilder hilfreich wäre. Aber seine kritischen Ansätze wirken distanziert und unkonkret.
Christian Matz liefert zwei sehr unterschiedliche Beiträge ab. Während seine kurze Vorstellung von "Abteilung PSI" aus Kurt Mahrs Feder in einem für ihn so typischen Naseweisspruch gehalten ist, der zweite dagegen ist historisch auch noch vollkommen falsch und unwissend umgesetzt worden. Warum soll die PR Serie mit ihrer Zukunftschronik anders ablaufen als die menschliche Geschichte? Seine Raffung der verlorenen Generation wirkt auf den ersten Blick nachvollziehbar, erst im Laufe des Textes schält sich heraus, dass Christians Thesen über die Fiktion einer Heftromanserie die Realität arg strapazieren. Er bespricht hier einen Abschnitt von mehr als 60 Jahren, in denen die meisten Menschen von ihrem Schicksal nicht einmal etwas wussten. Welch ein Vergleich zu z. B. der verlorenen Generation von 1914 bis 1945 in Europa.
Mit Claas Wahlers begrüßt das Team einen neuen Mitarbeiter, dessen Rezensionen mit drei Zeilen Fazit eine einzige Katastrophe sind.
Sehr schön ist die Ausweitung des BAD EARTH-Kritikparts durch Andreas Nordiek. Im Gegensatz zu einigen anderen Lesern ist BAD EARTH als zweite deutsche und im All in ferner Zukunft spielende Heftromanserie – ATLAN und PR sind hier als die Nummer eins zu verstehen – eine wichtige Ergänzung, ein Sammelbecken für Ex-PR-Autoren oder für zukünftige PR-Autoren ein Spielplatz.
Werner Höbarts Interview mit Alfred Kelsner liest sich leicht, wenn auch die Durchnummerierung der Fragen – erinnert irgendwie an Schule – und das Durcheinander der Themengebiete irritiert. Auf der anderen Seite gibt der Zeichner kurz und präzise Auskünfte über seine Arbeitsweise, die ersten Begegnung mit William Voltz und eine Einstellung zu PR. Damit stellt dieses Interview das Highlight der Ausgabe dar.
Dr. Robert Hector überrascht mit einem verspäteten Aprilscherz zum PR-Themenpark. Schade, dass nicht alle seine Beiträge so derb unterhaltsam sind. Nach dem Scheitern des Space Parks in Bremen braucht man das Thema nicht mehr aufzuwärmen. Aber da Robert auf Zahlen besteht: Jeder PR Leser müsste sechsmal im Jahr mit Frau, Kind und Gucky in den Park kommen, damit zumindest die Unkosten und ein kleiner Teil der Zinsen gedeckt wird. Andersherum hätte man dann schnell ein anderes Ziel erreicht: PR würde kein 51. Jahr mehr erleben.
Um Forrest Gump zu zitieren, die PR-PERSPEKTIVE ist wie eine Pralinenschachtel und da dieses Mal erfreulich wenig Christian Matz und noch weniger Dr. Robert Hector drin ist, schmeckt diese Ausgabe cremig leicht.

Thomas Harbach, Lübeck


SCIENCE FICTION OKULAR 223, 224
12, 14 Seiten DIN A 4, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Bezug: SCIENCE FICTION CLUB NORDRHEIN-WESTFALEN E. V., Irma Leu, Berliner Str. 206, 45144 Essen, E-Mail: Irma.Leu@freenet.de.
Internet: www.cspp.com/sfo/.


Das SCIENCE FICTION OKULAR hält an dem unhandlichen, teuren und ressoucenfressenden DIN A 4-Format fest (die Beiträge sind unverkleinert). Die Ausgabe 223 bietet durchweg kürzere Beiträge, von denen die Besprechung über den Film I ROBOT von Britta Burmester noch die umfangreichste ist. Im August nahmen allerdings auch nur fünf Mitglieder am allmonatlichen Treffen des Clubs teil, was ebenfalls deutlich macht, daß auch der SFC NRW nicht gegen die typischen jahreszeitlichen Schwankungen fannischer Aktivität gefeit ist.
Die Folgeausgabe enthält den ersten Teil des Vortrages "Das alte Testament – Version 6.0" von Natascha Schlüter. Sie versucht eine eigene Darstellung der Vor- und Frühgeschichte der Menschheit, ausgehend von allgemeinen wissenschaftlichen Erkenntnissen, dem Alten Testament und zweier Buchveröffentlichungen. Es wäre vermessen, in dem Artikel neue Informationen und Schlußfolgerungen zu erwarten, eine übersichtlichere, klarere Struktur des Textes würde dem Leser die Überlegungen der Autorin besser vermitteln. Außerdem präsentiert das SFO 144 die "50 beliebtesten Bücher der Deutschen", das mit der (kleinen) Überraschung aufwartet, daß DER HERR RINGE der Bibel den Rang abgelaufen hat.
Das SCIENCE FICTION OKULAR ist wie jedes andere Clubzine ein Spiegel und ein Medium des Clublebens, das im Fall des SFC NRW in der Beschäftigung mit der SF und verwandter Gebiete besteht. Ob die Clubmitglieder mit dem Dargebotenen zufrieden sind, müssen sie selbst beurteilen; Außenstehende müssen je nach ihrer Interessenlage entscheiden, ob sie die vorliegenden dünnen Hefte erwerben wollen (sofern möglich, versteht sich).

Armin Möhle, Wallenhorst



AD ASTRA 63: DAS SCHIFF DER AHNEN
76 Seiten DIN A 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 5,00 EUR.
Bezug: HARY PRODUCTION, Waldwiesenstr. 22, 66538 Neunkirchen.
Internet: www.HaryPro.de.


Die MORDOSA befindet sich nach erledigter Mission auf dem Heimflug. Ein mysteriöser Funkspruch führt zu Entdeckung einer Raumstation. Als einige Besatzungsmitglieder die scheinbar verlassene Station betreten, um sie zu erforschen, erwacht diese zu unheilvollem Leben, denn sie stuft die Eindringlinge als Feinde ein...
Ein bisschen Vertrautes aus PERRY RHODAN, STAR TREK, BABYLON 5 etc., jede Menge eigene Ideen und das Flair der Heftchen-Romane der sechziger Jahre prägen die SF-Reihen von HaryPro. Hier wird man nicht durch endlose Diskussionen zwischen den Protagonisten gelangweilt, stattdessen wird eine Handlung nach altem Schrot und Korn geboten: Action, Schießereien, Raumschlachten, böse Aliens, fremde Kulturen – alles, was der Genre-Fan schätzt und schon seit längerem in der deutschen Verlagsszene vergeblich sucht.
Verschiedene Autoren schreiben für AD ASTRA und können innerhalb dieser Reihe ihre Ideen realisieren, so auch Jeannot Bildgen, der seine Crew das Geheimnis einer alten Station lösen lässt. Leser, die Stories schätzen, die eine spannende Handlung haben und in die unbekannten Weiten des Weltraums entführen, sich dabei nicht an Tipp- und Grammatikfehlern stören, finden sicher schnell ihre Lieblingsautoren in einer Serie, die bereits mehr als 70 – zumeist in sich abgeschlossene – Titel offeriert.

Irene Salzmann, Kranzberg


PERRY RHODAN STUDIES: SPURENSUCHE IM ALL
184 Seiten, Offset, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 20,00 EUR.
Bezug: ARCHIV DER JUGENDKULTUREN E. V., Fidicinstr. 3, 10965 Berlin.
Internet: www.jugendkulturen.de, pr-studies.perry-rhodan.net.


Es ist schon witzig. Mit den ANDROMEDA NACHRICHTEN 204 erreichte mich der Band PERRY RHODAN STUDIES: SPURENSUCHE IM ALL, herausgegeben von Klaus Bollhöfener, Klaus Farin und Dierk Spreen. Ich wog ihn zunächst eine Weile unschlüssig in der Hand. Schließlich lese ich PR seit einigen Jahren nicht mehr, und mit Rainer Staches Buch ÜBERLEGUNGEN ZUM WANDEL EINER HEFTROMANSERIE schien mir das Thema eigentlich hinreichend aufbereitet. Dann las ich den Band aber doch in wenigen Schüben binnen einiger Tage durch, eingedenk der vielen Jahre, in denen ich die Serie genossen hatte – acht Jahre Lektüre, acht Jahre Pause, dann wieder fünf Jahre Lektüre – und im Bewusstsein, dass vermutlich irgendwann (im Rentenalter?) ein neuer Anlauf beginnen wird.
Wir sind alle älter geworden, und die Zeit hat uns nicht nur eine erhebliche Wegstrecke im PERRY RHODAN-Kosmos zurücklegen, sondern auch Ausbildungen absolvieren und Berufe ergreifen lassen. Diejenigen, die offen sind – und das nimmt wohl jeder SF-Fan für sich in Anspruch – haben Eindrücke und Erfahrungen gesammelt, die ihre Anschauungen zu vielen Themen um die Serie und ihre Inhalte erweitert und vertieft haben. Gleichzeitig wurden ihre Ansichten und die Art, wie sie Dinge interpretieren und aufbereiten, durch den beruflichen Werdegang geprägt.
Wer sich einst als Fan atemlos Woche für Woche in die phantastischen Welten und Abenteuer von PERRY RHODAN entführen ließ und zur Autorenschaft auch deshalb emporblickte, weil er selbst noch keine Stellung im Erwerbsleben gefunden hatte, der steht heute nicht mehr mit offenem Mund da, sondern verleiht seiner Begeisterung in aller Differenziertheit mit wissenschaftlichen Mitteln Ausdruck. Man wird nicht dümmer dadurch. Der Band SPURENSUCHE IM ALL verrät in zehn Aufsätzen viel Hintergrundwissen, zeigt, dass die Ausgangsidee der Serie nicht völlig neu war, nennt kulturelle, politische und sogar religiöse Bezüge, die zum Fundament des PR-Kosmos und des Erfolges der Serie wurden.
Unvermeidlich war aber wohl, dass in dem wissenschaftlichen Ehrgeiz, den die PERRY RHODAN STUDIES verkörpern, eine Verständnisschwelle für den Leser aufgebaut wurde, die stellenweise nur sehr mühsam zu überwinden ist – ich muss gestehen, dass ich mich schlicht geweigert habe, ein Fremdwörterlexikon hinzuzuziehen, und mir deshalb einige Passagen unverständlich geblieben sind. Meine Schuld? Wie man’s nimmt.
Den akademischen Alltag in den Fächern, von denen aus die Serie in der SPURENSUCHE IM ALL beleuchtet wird, kenne ich nicht und weiß dementsprechend auch nicht, ob eine mit vielen Fremdwörtern gespickte und z. T. sehr geschraubte Ausdrucksweise unentbehrlich ist, um dort Anerkennung zu erzielen und die Auseinandersetzung mit dem Gegner – den wissenschaftlichen Schmähern aller Trivialliteratur – zu bestehen. Wenn dies so ist, zeigt sich in dem Band ein Problem dieser wissenschaftlichen Disziplinen.
Dennoch scheint mir, dass auch der Laie – sogar ohne Lexikon – ihm genug entnehmen kann, um sein Wissen um die Serie zu erweitern und um zu erkennen, dass die Gelehrten in den Aufsätzen ihren Respekt vor der Leistung der PR-Autoren, vor der Tiefe des PR-Kosmos in weltanschaulicher und menschlicher Hinsicht und ihre Angst vor einer Verflachung desselben bezeugen. Das, was die meisten Fans ohnehin umtreibt, suchen sie in gediegener Weise zu artikulieren und aus ihrem fachlichen Erfahrungsschatz heraus zu erläutern.
Weil dies – trotz der gelegentlichen Verständnishürden – im wesentlichen gelungen ist, bleibt die SPURENSUCHE IM ALL für Interessierte zu empfehlen, nämlich für gestandene SF-Fans und für Gelehrte der Disziplinen, deren Wertung die Serie unterzogen wird.

Clemens Nissen s. ps., Schortens


MAN GÖNNT SICH JA SONST NICHTS...
214 Seiten, Taschenbuch, Offset, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 12,00 EUR.
Bezug: Web-Site-Verlag, Glinder Str. 2, 27432 Ebersdorf, E-Mail: kontakt@web-site-verlag.de.
Internet: www.Web-Site-Buecher.de.


Eigentlich sind Anthologien in Deutschland nur schwer verkäuflich. Diese Erfahrung haben vor allem große Verlage wie Heyne machen müssen, deren vom Herausgeber zusammengestellte monatliche Anthos ein permanentes Zuschussgeschäft waren. Die Form der Kurzgeschichte hat sich in der deutschen Science Fiction nie in dem Maße etabliert wie etwa in den USA, Grund dafür mag die verkümmerte Magazinkultur der deutschen Szene sein. In letzter Zeit tut sich aber wieder etwas für diese literarische Form. Magazine wie NOVA haben sich die Reanimation der Kurzgeschichte auf die Fahne geschrieben und viele Kleinverlage versuchen sich mit ambitionierten Anthologien.
MAN GÖNNT SICH JA SONST NICHTS...Die vorliegende Sammlung mit 27 Kurzgeschichten von 18 bisher weitgehend unbekannter Autorinnen und Autoren fällt unter diese Kategorie. Der etwas sperrige Titel des Buches gibt keinen Ausblick auf den Inhalt, und das ist schon das grundsätzliche Problem dieser Sammlung: Ohne jede thematische Klammer enthält sie "für jeden etwas", und das dann auch noch auf höchst unterschiedlichem Niveau. Zwar ist es bei Anthologien beinahe zwangsläufig der Fall, dass einem nicht alles gefällt, bei diesem Band ist die inhaltliche wie stilistische Heterogenität jedoch besonders augenfällig und macht die Gesamtlektüre zu einem ständigen Auf und Ab. Völlig sinnlose und bemüht witzige Miszellen wie Bernd Hutschenreuthers "Erde ersteigert", das dummerweise auch noch in das Buch einleitet, wechseln sich ab mit durchaus lesbaren, mit mehr stilistischem Aufwand verfassten Werken wie Anna Rinn-Schads "Eine Woche ohne Stimme" – wenngleich bei dieser Öko-SF-Story die Botschaft schon mit großen Schaufeln über den Leser abgeladen wird. Volker Hagelsteins Story "Der Defekt" zeigt, wie man sich irren kann: Da dachte ich doch erst, die leicht humoreske Story um sprechende Küchengeräte sei mal wieder der übliche dumme Slapstick, aber dann wird aus ihr doch noch ein schöner kleiner Mord unter Kollegen – es ist die Stärke dieser Anthologie, ein paar nette Überraschungen auf Lager zu haben, es ist ihre Schwäche, dass manche dieser Überraschungen leider eher böse sind, und zwar böse im Sinne von enttäuschend. So mag ich eigentlich First Contact-Geschichten. "Geliebte Maid" von Michael Schmidt jedoch bedient leider nur Klischees: Ein hoffnungsvoller Siedler will sich in eine marsianische Kultur integrieren und muss feststellen, dass diese ein großes Kollektiv ist. Nicht nur recht unspannend geschrieben, sondern auch noch ohne ein richtiges Ende, einer der unbefriedigenden Beiträge dieses Buches.
Alles in allem: MAN GÖNNT SICH JA SONST NICHTS... wird für jeden Leser etwas bereit halten. Leider hat der Herausgeber nicht auf ein gleichmäßiges Niveau der Beiträge in Hinsicht auf die Originalität der Ideen, ihrer stilistischen Umsetzung und der allgemeinen Sprachfertigkeit der Beitragenden geachtet. Dies mag erklärbar sein, wenn man die Anthologie als Ergebnis des LESELUPEN-Literaturforums sieht und sich dort Heterogenität nahezu zwangsläufig ergibt. Für zwölf EUR hätte ich mir jedoch eine etwas sorgfältigere Auswahl gewünscht. So bleibt ein zwiespältiges Urteil, ein "Ja, aber..."

Dirk van den Boom, Saarbrücken


BADEN-WÜRTTEMBERG AKTUELL 252
72 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 50 Exemplare, 2,60 €, 6er-Abonnement 16,00 €, 12er-Abonnement 30,00 €.
Bezug: SCIENCE FICTION CLUB BADEN-WÜRTTEMBERG, Martin Hahn, Ledergasse 59, 73525 Schwäbisch Gmünd.
Bankverbindung: Postbank Stuttgart (BLZ 600 100 70), Konto 3483 51-700.
Internet: www.sfcbw.de.


Der SFCBW ist einer der wenigen Clubs, denen es noch gelingt, ein monatliches Fanzine herauszugeben, da sich die Mitglieder sehr aktiv durch eigene kreative Beiträge und Leserbriefe beteiligen. Gastautoren und Künstler lockern das Bild auf und bieten neuen Diskussionsstoff. So schmücken diesmal die hübschen, holzschnittartigen und lange nicht mehr gesehenen Fantasy-Illustration von Heidi Koch das Heft. Anstatt eines normalen Editorials beschäftigt sich Uwe Lammers mit dem "Zauber von Biographien" und stellt die neue König Artus-Verfilmung aus diesem Herbst mitsamt seiner Hauptdarstellerin Keira Knightley vor. Die Geschichte "Der Tunnel" wird mit dem dritten Teil fortgesetzt, daneben gibt es noch einen Märchen-Comic von Heidi Koch, einige Rezensionen und viele Leserbriefe.
Insgesamt ist diese Ausgabe ziemlich dünn, nicht nur in seiner äußeren Form, beweist aber auch, daß es selbst in so regen Clubs einmal eine Flaute geben kann.
Dennoch gilt das, was ich schon in früheren Rezensionen gesagt habe. Die Hefte zeigen immer noch sehr deutlich, wie lebendig der Club und seine Mitglieder sind, und durch die Leserbriefe, welcher Ton und welche Stimmung zwischen ihnen herrscht. Der positive Eindruck bleibt und zeigt, das es auch heute noch Clubs gibt, denen vor allem das harmonische Miteinander wichtig ist.

Christel Scheja, Solingen


RISSZEICHNUNGS-JOURNAL 120
40 Seiten DIN A 4 quer, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 500 Exemplare, 6,50 €, 4er-Abonnement 22,00 €.
Bezug: RISSZEICHNER CLUB DEUTSCHLAND (RCD), Georg Joergens, Talstr. 60a, 40217 Düsseldorf, E-Mail: GJoergens@aol.com.
Bankverbindung: Postbank Essen (BLZ 360 100 43), Konto 3687 44-437.
Internet: www.rz-journal.de.


Unwillkürlich fallen einem neuen Leser bzw. Käufer die alten und ersten Risszeichnungsbände des Pabel Verlags ein: dicke, schlecht gebundene Übergrößen mit der faszinierenden Innenansichten der großartigen Raumschiffe des PERRY RHODAN-Universums.
Nicht minder betrachtenswert, doch in einem gehefteten und natürlich optisch schöner gestalteten Rahmen erscheinen unter der Ägide Georg Joergens die Hefte zum 120. Mal. Nach einer kurzen Einleitung kommen die Leserbriefe. An denen ist schon zu erkennen, wie schwer die Aufgabe für einen begabten Unzeichner ist, die folgenden Werke zu besprechen. Otto Metz weist noch einmal auf die immer wieder vorkommenden und erheiternden zeichnerischen Jokes der Künstler hin. Noch schöner als Coca Cola wäre natürlich Vurguzz, damit ließen sich einige der die Zeichnungen begleitenden Romane besser ertragen.
Anschließend kommen Christoph Anczykowski und Georg Joergens dazu, vier Risszeichnungen zu rezensieren. Dabei handelt es sich mehr um kompakte Betrachtungen denn eingehende Besprechungen. Sehr unglücklich ist die Bemerkung von Joergens-Niveau zu einer schwächer besprochenen Arbeit von Daniel Schwarz. Da sollte doch eine neutralere Haltung eingenommen und die Arbeit als solche kritisiert werden.
Die dreizehn Risszeichnungen – z. T. mit gesonderten Schemazeichnungen – unterstreichen die rasante technische Entwicklung der Computergrafiken. Wurde früher per Hand gezeichnet, hilft heute der Blechkumpel doch, manche unsaubere Arbeit auszugleichen. Die Kreativität des Künstlers ist aber weiter gefragt. Wie im PERRY RHODAN-Universum üblich beherrschen Großraumschiffe jeglicher geometrischer Figur diesen Band. Dabei kommt nicht Langeweile auf. Diese Konzentration ermöglicht es dem Betrachter, die unterschiedlichen Zeichenansätze der Künstler zu vergleichen. So wirkt Andreas Weiß Zeichnung der TRAJAN, des Flaggschiffs der USO, in seiner inneren Mehrdimensionalität (Einblick in das Schiff und gleichzeitig Querschnitt durch das Schiff) aufregend. Der Blick des Betrachters fängt sich in den verschiedenen Ebenen. Christoph Anczykowskis Schlachtkreuzer der NOVA-Klasse wirkt dagegen dicht gedrängt und im hier vorliegenden Abdruck leicht verwaschen. Die Zeichnung eines Tiviargewehrs der Algorian wirkt zwischen den ganzen Schiffen deplaziert.
Für den oberflächlichen Technikfreak sind die verschiedenen kurzen Erläuterungen bei Zeichnungen angenehm kurzweilig zu lesen. Der Hinweis auf den jeweiligen PERRY RHODAN-Band und die Nummerierung der PR-RZs ermöglichen es dem interessierten Betrachter, die überzeugende Wiedergabequalität in diesem Magazin mit den originalen Abdrucken in den jeweiligen Heften zu vergleichen.
Natürlich hat die Konzentration der Zeichnungen auch einen Nachteil: für den normalen Leser und Betrachter kommt schnell Langeweile auf. Die Wenigsten werden mit der Lupe über den Datenblättern sitzen, nach Fehlern und versteckten Hinweisen suchen und erfreut vorsichtig das Heft auf den großen Stapel legen. Die Risszeichnungen sind immer ein wichtiger Begleitteil der Romanserie gewesen und hier fehlt natürlich die fließende Handlung. Man muss schon sehr genau die Romane kennen und gelesen haben, um die letzten Bestandteile zuordnen zu können. Wer sich diese Mühe macht, wird hier immer wieder an spannende Weltraumabenteuer erinnert werden. Wer PR als Unterhaltungslektüre unterschiedlichstem Niveau goutiert , wird mit diesem für Insider sehr liebevoll gemachten Magazin – im Gegensatz zur breiter angelegten PERRY RHODAN PERSPEKTIVE – weniger anfangen können.
Es empfiehlt sich zumindest mal ein Probeexemplar zu bestellen und einfach hineinzutauchen in den gewaltigen Rumpf eines Schlachtschiffes der MARCO POLO-Klasse oder mit einer kleinen SpaceJet um die Sonne zu fliegen.

Thomas Harbach, Lübeck


PHANTASTISCH! 16
68 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 1.200 Exemplare, 4,90 €, 4er-Abonnement 17,00 €.
Bezug: Verlag Achim Havemann, Harlingen 119, 29456 Hitzacker.
Internet: www.phantastisch.net.


Andreas Eschbach präsentiert in PHANTASTISCH! 16 den ersten Teil seiner "Werkstattnotizen": "Der Sinn der Standard-Manuskript-Seite" und wie sie auszusehen habe, damit ein Lektor mit der Lektüre beginnt... Nun, im Schwestermagazin SOL erschien eine ähnliche Serie ("Tipps für angehende Autoren"), wenn auch von einem weniger prominenten Autor, nämlich "nur" von Klaus N. Frick, so daß hier ein Heißgetränk nur nochmals aufgebrüht wird.
PHANTASTISCH! 16"Auf experimentellen Künstlermeilen" wandelt Nicole Rensmann, sie stellt ein "Buch mit Soundtrack" vor. Es ist ein großer Aufwand, der dafür betrieben wurde: Monika Felten schrieb das Buch, ein achtköpfiges Team produzierte die Musik – d. .h., eine CD mit lediglich vier Songs. Die Frage, ob dieses Ergebnis einen siebenseitigen Artikel rechtfertigt, drängt sich förmlich auf. Zu einem gewissen Grad ist auch der Artikel von Uwe Anton über die neue Philip K. Dick-Edition des Heyne Verlags Promotion. Aber zum einen ist der Beitrag erfreulich kompakt, und zum anderen liest sicherlich nicht jeder PHANTASTISCH!-Käufer seit etwa drei Jahrzehnten SF und hat seinen Dick komplett im Regal stehen... (Und nun vor der Entscheidung steht, ob er sich die Editions-Bände wegen der überarbeiteten oder neuen Übersetzungen zulegen soll.)
Von den drei Interviewten ist der US-Amerikaner Michael McCollum der einzige Genre-Autor, dessen ANTARES-Romane in einem Sammelband bei Heyne erschienen sind und der als der "Military-SF" zugehörig angesehen wird – vom Interviewer, der Interviewte widerspricht nicht. Folgerichtig ist McCollum auch Befürworter des Irakkrieges. Thomas R. P. Mielkes letzte (Erst-) Veröffentlichungen in der SF liegen dagegen Jahrzehnte zurück; es handelt sich um die ungewöhnlichen Romane GRAND ORIENTALE 3301, DER PFLANZENHEILAND und DAS SAKRIVERSUM, bevor er sich den offensichtlich kommerziell erfolgreicheren historischen Romanen zuwandte (was nicht unverständlich ist). Überraschend ist die Info, daß Mielke sich erst vor einigen Jahren als Autor selbständig gemacht hat. Ralf Isau ist dagegen Autor von Jugendbüchern und phantastischen Romanen, die zuletzt im Universum der UNENDLICHEN GESCHICHTE angesiedelt sind.
In "Wenn GIGANTEN KÄMPFEN... Heyne vs. Piper" dröselt Nicole Rensmann zunächst die Verkäufe von Heyne an Bertelsmann und die diversen Weiterverkäufe von Verlagen und Programmbestandteilen auf, bevor die Lektoren Sascha Mamczak und Friedel Wahren Gelegenheit zu Stellungnahmen erhalten. Der Leser durchschaut die Verlagsverflechtungen danach etwas besser. In SF-literaturhistorischer Hinsicht ist der Artikel von Alexander Pechmann über den US-amerikanischen Autoren Charles Brockden Brown hochinteressant. Brown lebte von 1771 bis 1810, versuchte in seinen Romane u. a., phantastische Phänomene rational zu erklären (und nahm damit ein Standardverfahren der modernen SF vorweg), beeinflußte spätere Autoren wie Edgar Allen Poe, geriet aber in Vergessenheit (von seinen acht Romane wurden nur zwei ins Deutsche übersetzt).
Es ist erfreulich, daß PHANTASTISCH! den Rezensionen inzwischen viel Platz einräumt, wenn auch, aufgrund de Fülle des Materials, durchweg in einer kleinen Schrifttype. Besprochen werden außerdem überwiegend Bücher aus Kleinverlagen. Es macht freilich keinen Sinn, in einer Rezension einer Story-Anthologie jede Kurzgeschichte anzusprechen; es ist besser, besonders herausragende oder schlechte Stories herauszugreifen und/oder Gemeinsamkeiten von diversen Kurzgeschichten herauszuarbeiten. Diesen Fehler wiederholt auch Thomas Harbach in seiner Kolumne "Trash & Tresasury", in der er diesmal – was wohl?! – Storysammlungen bespricht. Nicht viel besser sind auch manche Rezensionen von Romanen, in denen die Inhaltsangaben viel zu umfangreich sind.
Helmuth W. Mommers läßt sich selbst in "Zeitbeben" durch Zukunft und Vergangenheit katapultieren. Im abschließenden Monolog offenbart er, daß dieses Phänomen nicht nur ihn betrifft, sondern globale Auswirkungen hat. Schade, denn dann hätte es kein SF-Autor sein müssen, der durch die Zeit geschleudert wird, zumal diese Auflösung handwerklich einfach ist. In "Der Engel der verlorenen Seelen" von Arthur Gordon Wolf wird der Protagonist, dessen Tochter an Halloween ermordet wurde, selbst zu einem Kindesentführer (und -mörder?!), ohne daß ihm dies bewußt wird. Die Pointe ist zwar auch etwas simpel, die Story ist aber stimmiger als die "Zeitbeben".
PHANTASTISCH! 16 ist mit Beiträgen vollgestopft. Die Auswahl ist reichhaltig und vielfältig, die Qualität der Beiträge manchmal allerdings auch, ohne daß deshalb die Spitzenposition (die auch, aber nicht nur auf der Qualität der Beiträge beruht) von PHANTASTISCH! in dem Markt der Fanzines und der semiprofessionellen Magazine gefährdet wäre.

Armin Möhle, Wallenhorst
LEGENSÄNGER-EDITION SONDERBAND 33: ALY & CAL 1, 2
56, 52 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 30 Exemplare, 6,00 EUR.
Bezug: Christel Scheja, Lenbachstr. 8, 42719 Solingen, E-Mail: kris.scheja@t-online.de.


Eines Tages findet Alastair, der junge Schüler des mysteriösen Mikhal Scotus, einen fremden Krieger im Stall. Dieser ist verletzt und hat Schwierigkeiten, sich daran zu erinnern, was ihm widerfahren ist. Alastair bringt Malcom – oder Calumn? – zum Priester, der die Wunden des Mannes versorgt. Und damit beginnt für Alastair auch schon das große Abenteuer: Zusammen mit dem neuen Freund muss er die Highlands und schließlich Großbritannien verlassen, verfolgt von seinem Lehrmeister und anderen, die den Jungen auf Grund seiner geheimnisvollen Herkunft für ihre Zwecke missbrauchen wollen...
Die auf zwei Fanzines verteilte Saga – eventuell werden weitere Teile folgen – über das Schicksal zweier junger Männer beruht auf einem Briefspiel von Christel Scheja/Krys und Uta Hesse/Freawyn. Die Handlung ist in den schottischen Highlands des späten Mittelalters angesiedelt, und obwohl sie wie ein Historienroman erscheint, handelt es sich doch um eine Fantasy-Erzählung, in der sich geschichtliche Fakten, Mythen und phantasievolle Ideen zu einer unterhaltsamen Longstory mischen, an der Genre-Fans ihre Freude haben dürften.
Die Geschehnisse werden aus den Perspektiven der beiden Hauptfiguren wiedergegeben, die eine Menge erleben und durchleiden, bis sie die ersten Geheimnisse enthüllen und erfahren, auf welche Weise ihre Schicksale miteinander verknüpft sind. Obwohl die einzelnen Teile keine tief greifende Bearbeitung erfuhren, ist die Geschichte flüssig geschrieben, die Charaktere erscheinen lebendig, ihre Motive sind nachvollziehbar.
Im Gegensatz zu den meisten Fanzines der LS-EDI weisen die beiden Sonderbände keine weiteren Illustrationen auf, sieht man von den Porträts der Protagonisten und den Coverzeichnungen einmal ab. Schade, schon kleine Vignetten hätten die Bleiwüste ein wenig auflockern können.
Nicht minder interessant zu lesen als die Story sind die beiden Anhänge, in denen der historische Kontext erläutert und auf reale Personen, sowie auf die eingeflochtenen Mythen eingegangen wird.
Besser noch als in ihren Kurzgeschichten zeigen die Autorinnen mit diesem Episodenroman, dass sie interessante Charaktere kreieren und eine längere spannende Handlung aufbauen können. Wer genug hat vom Fantasy-Einheitsbrei der deutschen Verlagsszene, darf dankbar sein, dass es noch einzelne Fanzines gibt, die besseres zu bieten haben.

Irene Salzmann, Kranzberg


ENPUNKT 41
64 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: 500 Exemplare, 2,00 €, 4er-Abonnement 6,00 €.
Bezug: Klaus N. Frick, Postfach 2468, 76012 Karlsruhe, E-Mail: klaus@enpunkt.de.
Bankverbindung: Kreissparkasse Freudenstadt (BLZ 642 510 60), Konto 187 954.


Auch ein Dauergast! Wieder einmal 64 bis auf das letzte Umschlagblatt prall gefüllte Seiten von dem unermüdlichen Konzertbesucher, Afrikareisenden und Biertrinker aus Karlsruhe. Und wieder einmal könnte man gleich zu dem Vorwort eine ganze Rezension schreiben, nicht nur, weil Klaus mir und wahrscheinlich viel anderen so recht aus dem Herzen schreibt…
"Die Zahl der Zeit: dreihundertfünfundvierzig" lautet die Überschrift. Wer gleich weiß, was es mit dieser Zahl auf sich hat, ist wahrscheinlich nicht zu beneiden – oder Sozialarbeiter. 345 EUR ist der Betrag, der künftig zum Leben ausreichen muß, wenn nach HARTZ IV Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zusammengelegt werden. Klaus nennt es ein "widerliches Spiel", das zur Zeit abläuft, auch wenn "zur Zeit" eher eine Dauerbeschreibung ist.
ENPUNKT 41Die Entwicklung geht nun mal in eine Richtung, die der normale ENPUNKT-Leser nur als widerwärtig empfinden kann, denn dieser ist eher kritisch und aufgeschlossen und tendenziell eher links eingestellt. Klaus stellt erstaunt fest, daß er wahrscheinlich als "Linksradikaler" durchgehen würde, denn in einer "Gesellschaft, in der Asozialität in den Führungspositionen von Unternehmen, Parteien und Behörden zum Maß aller Dinge geworden ist, wird eine durchschnittliche Meinung zu den aktuellen Entwicklungen zur linksradikalen Weltansicht."
Und zum Schluß gibt er dann noch einen versöhnlichen Ausblick auf eine mögliche Zukunft, in der die neue Generation von Punks, die derzeit überall heranwächst, mit neuer Wut und neuer Energie etwas bewegen und hoffentlich auch den einen oder anderen altgewordenen Punkerarsch wieder vom Sofa hochjagen wird.
Allein dieses Vorwort, in dem Klaus viel von den Gedanken und Gefühlen wiedergibt, die nicht nur den Punks, sondern wahrscheinlich – hoffentlich – auch den Nischeninsassen einer anderen Subkultur, nämlich dem Fandom, durch den Kopf gehen, macht den ENPUNKT zu einer lohnenswerten Lektüre.
Aber da sind ja auch noch die vielen anderen Beiträge. Herausragend wieder einmal – immer wieder – die Reiseberichte aus Afrika, wenn auch nicht immer mit positiven Unterton. Die Geschichte vom Überfall in Johannesburg macht deutlich, wieviel in den letzten Jahren in diesem Land schief gelaufen ist. Auch wenn Klaus letztlich mit heiler Haut davon gekommen ist, so erschreckt besonders die Gleichgültigkeit und Ignoranz, mit der Ordnungskräfte und Polizei mit der alltäglichen Kriminalität (nicht) umgehen. Aber wenn man liest (SZ vom 25./26.09 2004), daß die südafrikanische Gesundheitsministerin schon mal behauptet, AIDS sei von Außerirdischen eingeschleppt worden und könne bekämpft werden, indem man viel Rote Beete, Knoblauch und Olivenöl ißt, erklärt sich einiges. Warum sollte bei solch einer "politische Elite" das gemeine Fußvolk auch nur einen Finger mehr als nötig krumm machen und ausgerechnet einem reichen, weißen europäischen Touristen helfen, der diese Hilfe gar nicht wirklich benötigt?
Diese immer unterhaltsamen und informativen Einblicke in fremde Länder machen für mich den ENPUNKT immer wieder lesenswert. Es ist erstaunlich wie Klaus selbst aus kleinsten Begebenheiten noch eine Geschichte herausholt. Und natürlich sind dabei die kleinen, alltäglichen Peinlichkeiten, die jedem passieren und die jeder gerne verschweigt, die besten Vorlagen. Klaus Punkerherz schreckt eben nicht davor zurück, sie in aller Deutlichkeit auszumalen.
Das übliche Programm darf natürlich nicht fehlen: jede Menge Plattenbesprechungen von Bands, die kaum einer kennt, eine große Zahl von Konzertberichten und der eine oder andere kritische Blick eines Altpunk auf die "Jungen", macht auch diese Ausgabe zu einem Gesamtkunstwerk. Und wenn es die südafrikanische Gesundheitsministerin nicht gegeben hätte, hätte selbst diese Besprechung rein gar nichts mit Science Fiction zu tun…

Holger Marks, Marburg


WELLENSANG
258 Seiten, Taschenbuch, Offset, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 9,90 EUR.
Bezug: Schreiblust-Verlag, Andreas Schröter, Semerteichstr. 75, 44141 Dortmund, E-Mail: postmaster@schreib-lust.de.
Internet: www.schreib-lust.de/Verlag.htm.


An dieser Sammlung mit 18 Stories und einem Essay aus dem Fantasy-Bereich haben bekannte Autoren wie Alisha Bionda, Christel Scheja und Barbara Jung mitgewirkt. Das thematische Spektrum ist breit gefächert und verknüpft einerseits alltägliche Situationen mit fantastischen Welten, wartet aber auch mit Stories auf, die aus dem frühesten und dunkelsten Mittelalter zu stammen scheinen. Dabei war es den Herausgebern ein wichtiges Anliegen, dem Leser nicht nur den üblichen Fantasy-Einheitsbrei zu präsentieren, sondern ihn in die vielfältigen Weiten der fantastischen Welten einzuführen.
Schwerpunktmäßig haben die Autoren offensichtlich Situationen kreiert, die nur wenig vom realen Alltag abweichen. Meist wird am Schluss im Zuge der Pointe die Story erst zur fantastischen Erzählung.
Jede Kurzgeschichte wird mit einer passenden Illustration des Zeichners Patrick Hachfeld eingeleitet.
Die Story "Wellensang" gab der Anthologie den Titel. Linda Budinger erzählt die Legende des gleichnamigen Segelschiffes, das einzige Schiff der Werft von Adele Moebius. Nach einem schweren Schicksalsschlag, bei dem ihr Mann umgekommen ist, muss die junge Frau die Geschäfte alleine weiterführen.
Nach und nach mustert die ganze Mannschaft der "Wellensang" ab, bis Adele zusammen mit dem alten Steuermann die unrentablen Aufträge selbst fahren muss. Irgendwann entschließt sie sich, vom Meeresgott Sühne für ihren toten Mann zu fordern. Eine magische Galionsfigur scheint fortan das Schiff zu beschützen...
Der Leser wird durch die Erzählweise der Autorin schnell in die geschilderte Welt eingeführt und identifiziert sich mit ihr.
Locker geschriebene Kurzgeschichten wie diese - mit mehr oder minder ausgeprägter Pointe - prägen den ganzen Band.
Realitätsbezogener ist "Mohnblumenkönigin" von Heike Reiter. Der arbeitslose, an Depressionen leidende Alvaro wird an einem Buchladen von einem abgegriffenen alten Buch mit dem Titel "Mohnblumenkönigin" in den Bann gezogen. Obwohl er wenig Geld zur Verfügung hat, kauft er spontan den Wälzer und kommt zu Hause – von Frustration und allgemeiner Unlust keine Spur mehr – aus dem Lesen nicht mehr heraus. Vor dem Einschlafen, das Alvaro irgendwann nicht mehr aufschieben kann, legt er den Roman unter sein Kopfkissen. Im Traum erscheint ihm schließlich die Mohnblumenkönigin, die Hauptfigur des Buches. Er nimmt ihre Einladung an, in ihre Welt zu wechseln...
Es finden sich noch weitere Geschichten, die dieser vom Aufbau her (fantastische Elemente erst am Schluss) ähneln und Parallelen zum Alltag aufweisen. Die dargestellte Person existiert so oder ähnlich in jeder beliebigen Stadt. Der Leser kann sich aufgrund der Realitätsnähe leicht mit ihr identifizieren.
WELLENSANG ist eine empfehlenswerte Anthologie voller unterhaltsamer und anregender Stories. Nicht nur eingeschworene Fantasy-Fans werden an dieser Zusammenstellung ihre Freude haben, denn viele Erzählungen weisen einen deutlichen Bezug zur Wirklichkeit auf, der auch die Leser der allgemeinen Unterhaltungsliteratur ansprechen dürfte.

Richard Salzmann, Kranzberg


DIE SYMMETRIE DES BÖSEN
140 Seiten DIN A 5, Offset, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 9,90 EUR.
Bezug: EDITION NOCTURNO im VirPriv Verlag, Markus Kastenholz, Rothenbergstr. 39, 65366 Geisenheim/Rhg.


Während die Fanzines im Laufe der letzten Jahre immer mehr aus der Szene verschwunden sind, wurden die Klein- und Kleinstverlage um so reger, da heutige Drucktechniken auch geringe Auflagen zu moderaten Preisen erlauben. Teilweise sehr edel aufgemachte Bücher wurden der staunenden Szene präsentiert, eine ISBN ließ das Gefühl aufkommen, mehr als semiprofessionell zu sein.
Auch der VirPriv-Verlag profitierte von dieser Entwicklung. In Zusammenarbeit mit Markus Kastenholz ist nun die EDITION NOCTURNO ins Leben gerufen worden, in der vor allem Romane und Anthologien mit düsterer Phantastik und Fantasy erscheinen sollen. Den Anfang macht der Roman DIE SYMMETRIE DES BÖSEN von Markus Saxer.
Vor mehr als vier Jahren verlor der Antiquitätenhändler Pascal Caviezel seine Frau Salome durch einen Autounfall. Diesen Schock hat er bis heute nicht überwunden, weil er sich einerseits gerade zu diesem Zeitpunkt mit einer anderen Frau vergnügte, zum anderen, weil seine Ehefrau schwanger gewesen ist. Nun führt er eher ein Schattendasein.
Dann aber tritt der geheimnisvolle Lou in sein Leben, als Pascal vor einem Schneesturm in die Kathedrale seines Heimatortes flüchtet. Der seltsame Fremde verwickelt Pascal in ein philosophisches Gespräch über Gut und Böse, die Grausamkeit und Dunkelheit, die in jedem Menschen steckt, aber auch über Adam, Eva und ihren Sündenfall.
Caviezel ist gleichzeitig von dem Mann fasziniert und abgestoßen. Er versucht den Kontakt abzubrechen, aber Lou läßt das nicht zu und konfrontiert ihn immer wieder damit über diese Dinge nachzudenken. Ist er wirklich Luzifer, der den untreuen Ehemann noch schwerer mit seiner Schuld belasten will oder vielleicht mehr?
DIE SYMMETRIE DES BÖSEN ist eine stark erweiterte Fassung von Markus Saxers gleichnamiger Kurzgeschichte in der ebenfalls bei VirPriv erschienenen Anthologie EISZEIT, in der er die dort begonnene Handlung mit einigen weiteren Erlebnissen und Begegnungen des Protagonisten verknüpft und zu einem etwas anderen Ende als in der Erzählung führt. Insgesamt löst er sich jedoch nicht sehr von seiner Vorlage. Es finden sich wieder viele philosophischer Diskurse über das Licht und Dunkel, das die Seele des Menschen umgibt und die Grausamkeiten zu denen er fähig ist. Adam Eva, der Sündenfall und die Erbsünde spielen ebenso eine große Rolle, neben der ganz persönlichen Schuld des Helden. Garniert wird das ganze mit einigen grausigen Schilderungen von Unfalltoden, Alpträumen, den obligatorischen erotischen Szenen und seltsamen Geschehnissen, die zunächst keinen Sinn ergeben. Insgesamt geschieht ziemlich wenig, die Figuren bleiben blaß, undurchsichtig und dienen nur als Träger der weitschweifigen Dialoge. Leser, die überraschende Wendungen oder Spannung und Action erwarten werden enttäuscht und könnten sich fragen, welchen tieferen Sinn dieses Buch nun eigentlich hat.
Man muß schon ein Faible und vor allem das Interesse haben, sich auf seitenlange philosophische Diskussionen einzulassen, die einerseits zeigen, was der Autor schon alles gelesen hat, andererseits aber auch auf eingefahrenen Bahnen bewegen und nicht mehr viel neues bieten.

Christel Scheja, Solingen


Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.

Preise: Einzelexemplar 0,60 EUR, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 3,00 EUR (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo oder im Fanzinetausch zu beziehen.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dirk van den Boom, Thomas Harbach, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Irene Salzmann, Richard Salzmann, Christel Scheja.
Auflage der Printausgabe: 80 Exemplare.
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