Pfeil dänisches Fernsehen (6.6.2000)
Pfeil THE TIMES - Artikel (14.6.2000)
Pfeil Leserbriefe zum TIMES-Artikel
Pfeil Pressemitteilung WTG (14.6.2000)
Pfeil AP-Meldung (22.6.2000)
Pfeil Kurier-online (15.6.2000)


 

Eine Reform, keine Reform oder ein großer Bluff?

Eine dramatische Entwicklung in der Blutfrage begann sich anzukündigen, als Ende Mai durch "gewöhnlich gut informierte Kreise" bekannt wurde, dass die Leitende Körperschaft (LK) der Zeugen Jehovas in ihrer Sitzung vom 24. Mai 2000 entschieden hätte, die Annahme von Bluttransfusionen nicht mehr durch einen Gemeinschaftsentzug zu ahnden. Die Wogen der Erwartung, dies sei die lang erwartete grundsätzliche Reform der Blutdoktrin, gingen hoch, insbesondere auch unter den AJWRB-Mitgliedern. Ein Brief sollte an alle Ältesten gesandt werden, in dem die neue Haltung erklärt würde; die Verkündiger selbst jedoch würden davon jedoch nur durch Mund zu Mund - Propaganda erfahren. Eine Pfeil dänische Fernsehsendung, in dem auch ein Bethelmitglied zu Wort kam, sowie ein Artikel in Pfeil THE TIMES schien die Hoffnung auf ein Stillhaltabkommen zu bestätigen. Aber die Hoffnung sollte nicht langer Dauer sein.

Leider liegt uns der Brief an die Ältestenschaften immer noch nicht vor, aber es ist inzwischen klar geworden: Der Berg kreißte zwar, aber heraus kam nur ein graues, häßliches Mäuslein. Der TIMES-Artikel wurde postwendend von den offiziellen Vertretern der WTG in einer Pfeil Pressemitteilung zerpflückt und zurechtgerückt. Statt des erwarteten Übernahme der von Dr. Muramoto vorgeschlagenen don`t ask - don`t tell - Verfahrensweise hatte die LK lediglich einen taktischen Schachzug gemacht. Sie strich zwar eine absichtliche Annahme der offiziell verbotenen vier Hauptblutbestandteile aus der Liste der Gründe für einen Gemeinschaftsentzug, aber betrachtet jetzt Personen, die eine akzeptierte Transfusion nicht bereuen, als Menschen, die die Glaubensbasis der Zeugen Jehovas durch ihre Aktion in Abrede gestellt haben. Solche Brüder und Schwestern werden deshalb nach dieser prozeduralen Änderung automatisch als solche angesehen, die aus eigenem Antrieb die Gemeinschaft verlassen haben.

Zeitungsartikel von Pfeil Associated Press (AP) und Pfeil Kurier-online griffen die Meldung in der korrigierten Form ebenfalls auf, verkannten allerdings, dass es de facto bei Zeugen Jehovas keinen praktisch erkennbaren Unterschied zwischen einem Gemeinschaftsentzug und einem mehr oder weniger automatisch erfolgenden Verlasen der Gemeinschaft gibt. Das Ergebnis, die soziale Ächtung durch die Glieder der Glaubensgemeinschaft, ist genau das selbe (siehe dazu auch die Pfeil Leserbriefseite der TIMES).

Was ist wohl der Grund für diese sogenannte "Präzisierung" (s.u.) der Verfahrensweise: Sicherlich möchte sich die WTG von den Folgen eines Gemeinschaftsentzuges gegen ihre Mitglieder distanzieren und sich so vor möglichen kostspieligen und unangenehmen Gerichtsverfahren und Schadensersatzprozessen schützen.

Gleichzeitig kann die WTG nach außen den Schein wahren, dass es in der Blutfrage bei den Zeugen Jehovas keine "automatischen Sanktionen" gegen diejenigen gibt, die gegen die Blutdoktrin verstoßen. Die Initiative geht ja in Zukunft nicht mehr von der Glaubensgemeisnschaft aus, sondern der Austritt aus der Glaubensgemeinschaft erfolgt durch eine Handlung des Mitglieds, die willentliche Zustimmung zur Transfusion eines der vier Hauptblutbestandteile.

Was bleibt also übrig an Reformen nach der Entwicklung der letzten Monate mit der Leserfrage im WT und der Entscheidung der LK?

  1. Es ist klar geworden, dass die WTG ausdrücklich dem Gebrauch von Hämoglobin-Lösungen, einem vielversprechenden Blutersatzstoff, der auch in Fällen massiven Blutverlustes Todesfälle durch Verbluten verhindern könnte, nicht im Weg stehen will. Dies ist für Brüder und Schwestern in solchen Situationen möglicherweise lebensrettend.
     
  2. Die WTG scheint also begriffen zu haben, dass sie alles tun muss, und sei es nur aus Publizitätsgründen, um Todesfälle aufgrund verweigerter Bluttransfusionenen auf ein Minimum zu reduzieren. In diesem Bemühen geht sie sogar so weit, Hämoglobin, den Teil des Blutes zu einer Transfusion zuzulassen, der dem Laien als Inbegriff von Blut erscheinen müsste, auch wenn Hämoglobin erst durch Aufarbeitung von roten Blutkörperchen hergestellt werden muss.
     
  3. Gerade durch die Rechtfertigung dieser Komponente sollte die Absurdität der Blutdoktrin auch vielen Verkündigern in den Versammlungen bewusst werden. Dadurch könnte der Reformdruck auch von der Basis her enorm zunehmen.
     
  4. Auch wenn die LK erkannt haben sollte, dass die Blutdoktrin auf einem Irrtum beruht, so wird sie dies doch nie öffentlich zugeben. Sie wird weiterhin höchstens in kleinen Schritten vorwärts gehen, wobei sie als geschickte Taktiker stets versuchen werden, ihre wahren Absichten gegenüber ihren Mitgliedern zu verschleiern und so Unruhe unter den Mitbrüdern zu vermeiden.
 

dänischer Fernsehbericht vom 6. Juni 2000

Original in Dänisch (Real-Audio)
Dienstag, den 6. Juni 2000

Newschannel DR 1, 20:00
[Englische Übersetzung von Jette Svane und Poul Dahl (Kr.Frihed@post5.tele.dk)

Sprecher Sten Bostrup:
Jehovas Zeugen erlauben jetzt ihren Mitgliedern, im Verlauf von Operationen Bluttransfusionen zu erhalten, und Ärzte meinen, dass dadurch Menschenleben gerettet werden.

weibliche Sprecherin:
Noch 1996 starb eine 24-jährige Frau, da sie während einer Entbindung eine Bluttransfusion ablehnte. Die Frau war eine Zeugin Jehovas und gemäß ihrem Glauben war es ihr nicht erlaubt, Bluttransfusionen zu erhalten. In Zukunft können ähnliche kritische Situationen vermieden werden. Inzwischen ist es möglich, aus Blut Blutbestandteile zu gewinnen, und Zeugen Jehovas überlassen jetzt die Entscheidung, ob sie Bluttransfusionen erhalten wollen oder nicht, dem Gewissen des Einzelnen. Der Facharzt Henning Sorensen glaubt, dass dies einige Menschenleben retten wird.

Facharzt Henning Sorensen:
Menschen mussten ihr Leben lassen, da man ihnen nicht erlaubte, Bluttransfusionen zu erhalten. Einige starben aufgrund großen Blutverlustes, aber ähnliche Fälle werden wahrscheinlich mit Hilfe dieser Substanzen verhindert werden können. Ja, es wird möglich sein, Menschenleben zu retten.

weibliche Sprecherin:
Gemäß der Bibel dürfen Zeugen Jehovas kein Blut einer anderen Person erhalten, aber ein neues Produkt, das aus dem Hämoglobin aus roten Blutkörperchen hergestellt wird, wird inzwischen von der religiösen Gemeinschaft akzeptiert. Die roten Blutkörperchen sind wichtig, da sie für die Zirkulation von Sauerstoff innerhalb des Körpers sorgen, und jetzt kann auch jeder einzelne Zeuge Jehovas entscheiden, ob er eine Behandlung mit diesem Produkt erhalten will. Jehovas Zeugen wollen nicht darüber entscheiden, ob dies als wirkliches Blut gilt oder nicht.

Tommy Jensen, Wachtturm-Gesellschaft, Holbæk:
Als religiöse Gemeinschaft entscheiden Jehovas Zeugen nicht darüber, ob Hämoglobin, das aus roten Blutkörperchen gewonnen wird, Blut im biblischen Sinne darstellt und deswegen unter das biblische Gebot fällt, sondern diese Frage muss von jedem einzelnen selbst entschieden werden.

weibliche Sprecherin:
Jehovas Zeugen glauben, dass dadurch keinerlei biblische Regel gebeugt wird, auch wenn die Mitglieder jetzt selbst entscheiden dürfen, ob sie eine Behandlung mit diesem Produkt erhalten wollen oder nicht.

Tommy Jensen, Wachtturm-Gesellschaft, Holbæk:
Ja, es wird aus Blut hergestellt, und Blut besteht aus so vielen Anteilen - aus Wasser, Salzen, Mineralien usw. - und wenn wir daraus Fraktionen herstellen oder es Schritt für Schritt in sehr kleine Fraktionen auftrennen, stellt es kein Blut mehr dar, und uns als religiöser Gemeinschaft steht es nicht zu, zu entscheiden, ob es sich um Blut handelt oder nicht.

Facharzt Henning Sorensen:
Das ist Haarspalterei. Aber es handelt sich um Hämoglobin, und damit ein Teil des Blutes, und es stammt aus Blut, wenn es abgenommen wird, und demnach ist es Blut; und genauso bestimmen wir Blut, indem wir das Hämoglobin nachweisen.

Sprecher Sten Bostrup:
Es gibt ungefähr 15 000 Zeugen Jehovas in Dänemark.

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THE TIMES
Kehrtwendung unter den Zeugen bei Bluttransfusionen

Link: (englisches Original)
http://www.the-times.co.uk/news/pages/tim/2000/06/14/timfgnusa01004.html
Mittwoch, den 14. Juni 2000

von RUTH GLEDHILL, Korrespondent für Religion

Jehovas Zeugen dürfen in Zukunft Bluttransfusionen annehmen, nachdem die Führer der kontroversen Religionsgemeinschaft eine außergewöhnliche Kehrtwendung vollzogen haben. Die Ältesten wurden angewiesen, dass Zeugen Jehovas, die sich in Situationen, bei denen es um Leben und Tod geht, Bluttransfusionen verabreichen lassen, weiterhin nicht mehr mit einer Exkommunikation aus ihrer Religion zu rechnen haben.

Der Schritt stellt der größte Rückzug der Bewegung dar, seitdem das für 1975 vorhergesagte Harmagedon ausblieb.

Durch die Veränderung der Wachtturm-Vorgehensweise werden Bluttransfusionen offiziell zu einem Ereignis heruntergestuft, das keinen Ausschlussgrund mehr darstellt.

Die Entscheidung, die bei einer geheimen Zusammenkunft der zwölfköpfigen Leitenden Körperschaft im Welthauptquartier der Bewegung in New York gefällt worden war, wurde von den religiösen Führern als eine "geringfügige Anpassung" abgetan.

Sie folgt Jahrzehnten abträglicher Publizität um Erwachsene und Kinder, die aufgrund ihres Glaubens gestorben sind oder beinahe zu Tode gekommen wären. Erst letzte Woche widerrief ein Zeuge Jehovas, Brent Bond aus Nottingham, der bei einer Angriff mit einem Messer 2.5 Liter Blut verloren hatte, nur Sekunden bevor er bewusstlos wurde, seinen Glauben, so dass er eine lebensrettende Transfusion erhalten konnte. Da ihm klar war, dass seine Mutter niemals in eine Transfusion einwilligen würde, gab er dem Personal Bescheid: „Ich bin kein Zeuge Jehovas mehr. Ich gebe meine Zustimmung zu einer Transfusion.“

Im Januar starb eine junge Mutter, Beverly Matthews, 33, aus Stockport, nachdem sie bei einem Notall eine Transfusion verweigert hatte.

Im März letzten Jahres gab die Vereinigung der Anästhesisten (Association of Anaesthetists) neue Richtlinien heraus, die besagten, dass man Zeugen Jehovas sterben lassen darf, wenn sie Transfusionen verweigern.

Briefe sind bereits an Älteste in ganz Großbritannien, wo es etwa 130.000 Zeugen Jehovas gibt, versandt, in denen erklärt wird, dass sie Mitglieder, die Blut akzeptieren, nicht mehr ausschließen sollen; gleiches gilt für die Ältesten der sechs Millionen Anhänger weltweit. Die Ältesten werden dann wiederum ihre lokalen Mitglieder der Krankenhaus-Verbindungskomitees, die zwischen Zeugen Jehovas und dem medizinischen Personal vermitteln, anweisen.

Jehovas Zeugen betrachten das Leben als ein Geschenk Gottes, das durch das Blut dargestellt wird. Sie interpretieren gewisse Bibelstellen in dem Sinne, dass sie keinerlei Arten von Bluttransfusionen annehmen dürfen. Die Lehre in bezug auf Blut selbst hat sich nicht geändert, aber bis jetzt hatte jeder Zeuge Jehovas, der sich bewusst Blut verabreichen ließ oder bei einem seiner Kinder einer Bluttransfusion zustimmte, einen "Gemeinschaftsentzug" zu gewärtigen.

Paul Gillies, der Sprecher der Zeugen Jehovas, die ihr britisches Hauptquartier in Mill Hill, Nord-London, haben, sagte, die Verweigerung von Blut bliebe immer noch ein "Grundwert" der Religion. „Es ist durchaus möglich, dass jemand unter Druck auf dem Operationstisch einer Bluttransfusion zustimmt, da er nicht sterben will. Am nächsten Tag könnte er vielleicht sagen, dass ihm seine Entscheidung leid tue. Wir würden dann geistigen Trost und Hilfe verabreichen. Es würden gegen ihn keine Schritte unternommen werden. Wir würden es einfach als einen Moment der Schwäche ansehen.“ Er sagte, dass selbst wenn ein Zeuge Jehovas nicht bereuen würde, er nicht ausgeschlossen würde, sondern er würde nur als jemand angesehen, der von sich aus die "Gemeinschaft verlassen" hat.

Geoffrey Unwin, ein früherer Zeuge Jehovas, der jetzt zum Thema Religion unter dem Namen James King schreibt, sagte: „Jehovas Zeugen, die exkommuniziert sind, werden dann als Abtrünnige gebrandmarkt oder als Antichrist bezeichnet, und die Freunde und Verwandte innerhalb der Bewegung werden angewiesen, die Gemeinschaft mit ihnen zu meiden, ja selbst nicht mit ihnen zu sprechen, wenn sie sich zufällig auf der Straße begegnen.“

Er sagte eine weitverbreitete Verärgerung über die Veränderung voraus und gab an, er kenne zwei frühere Mitglieder, die sich überlegten, ob sie gesetzliche Schritte einleiten sollten. „Ich kenne jemanden, der nur deswegen ausgeschlossen wurde, weil er die Lehre in Frage stellte. Sie wurden von all ihren Freunden und Nachbarn gemieden und mussten umziehen.“

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Pressemitteilung der WTG nach dem Artikel der TIMES
(14. Juni 2000)

In der Ausgabe einer britischen Tageszeitung vom 14. Juni erschien ein sachlich nicht gerechtfertigter Artikel über eine angebliche größere Veränderung der religiösen Lehrmeinung von Jehovas Zeugen in bezug auf Bluttransfusionen. Um diese Fehlinformation zu berichtigen, legen Jehovas Zeugen das folgende Statement vor.

Die Bibel gebietet Christen, sich "des Blutes zu enthalten" (Apostelgeschichte 15:20). Jehovas Zeugen glauben, dass es sich gegenseitig ausschließt, sich von Blut zu enthalten und gleichzeitig Bluttransfusionen anzunehmen. Seitdem Transfusionen in den 1940er Jahren in der zivilen Medizin weite Verbreitung fanden, haben sie konsequent Spenderblut verweigert, und diese biblische Haltung hat sich nicht geändert.

Wenn ein Zeuge oder eine Zeugin Jehovas gegen seinen oder ihren Willen eine Transfusion aufgezwungen bekommt, so glauben Zeugen Jehovas, dass dem Individuum keinerlei Sünde zuzuschreiben ist. Diese Haltung hat sich nicht geändert.

Wenn ein Zeuge Jehovas aus einer momentanen Schwäche heraus eine Bluttransfusion annimmt und seine Handlungsweise später bereut, würde dies als eine ernste Angelegenheit angesehen werden. Der Person würde geistigen Beistand angeboten, damit sie ihre geistige Stärke wiedererlangen kann. Diese Haltung hat sich nicht geändert.

Wenn ein getauftes Glied der Glaubensgemeinschaft absichtlich und ohne zu bereuen Bluttransfusionen akzeptiert, zeigt er durch seine eigene Handlungsweise an, dass er kein Zeuge Jehovas mehr sein will. Dieses Individuum selbst widerruft durch seine Tat seine Mitgliedschaft, statt dass die Versammlung diesen Schritt initiiert. Das stellt eine Verfahrensänderung dar, die im April 2000 in Kraft getreten ist und gemäß der die Versammlung in Zukunft nicht mehr die Partei darstellt, die in solchen Fällen einen Widerruf der Mitgliedschaft einleitet. Das Endergebnis ist jedoch das gleiche geblieben: das Individuum gilt nicht länger als ein Zeuge Jehova, da er nicht mehr an einer Zentrallehre des Glaubens festhält und sie befolgt. Wenn ein solches Individuum jedoch später seine Auffassung ändert, kann er wieder als ein Zeuge Jehovas aufgenommen werden. Diese Haltung hat sich nicht geändert.

Jehovas Zeugen lassen sich gemäß den Methoden der moderne Medizin behandeln und akzeptieren medizinische Alternativen zu Bluttransfusionen. Ihre Mitglieder erhalten darin Unterstützung, die medizinische Behandlung zu erhalten, die ihre religiösen Überzeugungen respektiert.

Kontaktadresse: James N. Pellechia, Tel. [USA] (718) 560-5600

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AP-Meldung vom 22. Juni 2000

Link: (englisches Original)
http://dailynews.yahoo.com/h/ap/20000622/us/religion_briefs_1.html
Donnerstag, den 22. Juni 2000

NEW YORK (AP)

Die Zeugen Jehovas werden weiterhin diejenigen Mitglieder aus ihren Reihen verweisen, die sich dem Verbot der meisten Bluttransfusionen, wie es die Gruppe lehrt, widersetzen, sagte ein Vertreter der Religionsgemeinschaft.

Ihr Sprecher James Pellechia wies damit Zeitungsberichte als irreführend zurück, die davon gesprochen hatten, dass die seit langem praktizierte Haltung aufgehoben worden war.

Die Gruppe erkennt an, dass sie Mitglieder, die Bluttransfusionen erhalten, seit neuestem nicht mehr "ausschließt", d. h. exkommuniziert. Pellechia sagte aber, dass ein Zeuge Jehovas, der eine Transfusion erlaubt, automatisch "seine Mitgliedschaft widerruft."

„Es kommt auf dasselbe heraus,“ sagte Pellechia.

Warum die semantische Änderung? Pellechia sagte, die Gruppe präzisiere lediglich, dass jemand, der ihre Glaubensziele verwirft, freiwillig die Gemeinschaft verlassen hat.

Aber Raymond Franz, ein ehemaliger Zeuge Jehovas, der früher in der Leitenden Körperschaft der Gruppe gedient hatte, glaubt, die Führung der Zeugen Jehovas hoffe, die öffentlichkeitswirksame Beendigung der Ausschlusspraxis würde dem schlechten Ansehen der Gruppe in Europa entgegentreten.

Pellechia merkt an, dass seit zwei Jahrzehnten einige Zeugen Jehovas glauben, dass eine Transfusion von Fraaktionen erlaubt ist, die aus den Hauptbestandteilen des Blutes gewonnen wurden.

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Transfusion ohne Folgen
VEREINIGTE STAATEN

Im österreichischen Kurier-Online vom 15.6.2000 ist der folgende Artikel über die vermeintliche Entscheidung der LK, bei Bluttransfusionen keinen Gemeinschaftsentzug mehr durchzuführen, zu finden:

Zeugen Jehovas, die sich Bluttransfusionen verabreichen lassen, werden nicht mehr aus der Glaubensgemeinschaft ausgeschlossen – das beschloss das weltweite Leitungsgremium der Zeugen bei einer geheimen Sitzung in New York.

Das Dekret der zwölf Leiter sieht vor, dass Bluttransfusionen bei Lebensgefahr kein Grund für eine Exkommunizierung sind. "Das ist der größte Rückzieher in der Geschichte der Glaubensgemeinschaft seit dem für 1975 prophezeiten Armageddon", so die britische Times.

Das Verbot hatte außerhalb der Glaubensgemeinschaft jahrzehntelang für Empörung gesorgt: Immer wieder starben Erwachsene und Kinder, weil sie Blutübertragungen verweigerten. Erst vergangene Woche verwarf ein Zeuge aus Nottingham nach einem Mordanschlag, wenige Sekunden bevor er das Bewusstsein verlor, seinen Glauben. Wissend, dass seine Mutter einer lebensrettenden Bluttransfusion nicht zustimmen würde, sagte er den Ärzten: "Ich bin nicht länger ein Zeuge Jehovas.

Ich gebe meine Zustimmung zu einer Transfusion."

"An unserer grundsätzlichen Ablehnung einer Bluttransfusion hat sich aber nichts geändert", betont Bernd Gsell, Sprecher der Zeugen Jehovas Österreichs.

Keine Sünde ist es für einen Zeugen, wenn er ohne seine Zustimmung Blut verabreicht bekommt. Stimmt er einer Transfusion zu und bereut diesen Schritt später, gilt dies als "ernste Angelegenheit", ein Ausschluss droht aber nicht – diese beiden Regelungen galten schon bisher.

Neu ist, dass die Glaubensgemeinschaft ihre Mitglieder auch dann nicht mehr ausschließt, wenn diese eine Transfusion im Nachhinein nicht bereuen. Doch würden sich diese mit einer solchen Entscheidung selbst von ihren Glaubensgeschwistern entfremden, heißt es in einer Verlautbarung. Was das in der Praxis bedeutet, bleibt aber unklar.

Die Ablehnung von Bluttransfusionen begründen die Zeugen mit der Bibelstelle "(. . .) dass ihr euch enthaltet vom (. . .) Blut" (Apostelgeschichte 15,29) – eine höchst umstrittene Auslegung. Die Zeugen Jehovas haben in Österreich 21.000, weltweit rund sechs Millionen Mitglieder.

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THE TIMES
Leserbriefe zum Artikel vom 14. Juni

Link: (englisches Original)
http://www.the-times.co.uk/news/pages/tim/2000/06/21/timopnolt01001.html
Mittwoch, den 21. Juni 2000

 

"freie Wahl für Zeugen"

von Mr Paul Gillies

Sir,
ich wollte einen falschen Eindruck korrigieren, der durch die Schlagzeile "Kehrtwendung unter den Zeugen bei Bluttransfusionen" (14. Juni) hervorgerufen werden könnte.

Wenn ein getauftes Glied unseres Glaubens absichtlich eine Bluttransfusion annimmt und keine Reue bekundet, zeigt er durch sein eigenes Verhalten an, dass er kein Zeuge Jehovas mehr sein will. Das Individuum widerruft durch seine Handlungsweise seine Mitgliedschaft, statt dass dieser Schritt von der Versammlung eingeleitet wird.

Diese Vorgehensweise in einer im übrigen sehr selten auftretenden Situation stellt eine verfahrenstechnische Veränderung dar, insofern dass in solchen Fällen nicht mehr die Versammlung die Initiative ergreift, um die Mitgliedsschaft zu widerrufen. Das Endergebnis ist jedoch dasselbe; das Individuum wird nicht mehr als Glied der christlichen Versammlung der Zeugen Jehovas angesehen, da er das biblische Verbot, sich des Blutes zu enthalten, nicht mehr akzeptiert und befolgt.

Wenn so jemand später seinen Sinn ändert, kann er wieder als ein Zeuge Jehovas aufgenommen werden.

Mit freundlichen Grüßen,

PAUL GILLIES
(Koordinator der Abt. für Öffentlichkeitsarbeit),
Jehovah's Witnesses in Britain,
Watchtower House,
The Ridgeway, NW7 1RN.


von Dr Clive Lennox

Sir,
der Entscheidung der Leitung der Zeugen Jehovas, Bluttransfusionen ohne automatische Exkommunikation ("Ausschluss") zu erlauben, sollte man applaudieren. Die Veränderung ist jedoch aufgrund drohender Schadensersatzprozesse (besonders in de USA) zustande gekommen und aufgrund des Wunsches, den steuerbegünstigten Status einer Hauptreligion beizubehalten.

Vor Monaten experimentierte die Leitung der Zeugen Jehovas in Bulgarien mit einer Veränderung der Verfahrensweise bei Bluttransfusionen, um die Auswirkungen auf die Mitglieder abschätzen zu können.

Bei diesen Veränderung in der Verfahrensweise scheinen mir eher finanzielle und public relations-Überlegungen im Mittelpunkt zu stehen als das physische oder geistige Wohlergehen der Anhänger.

Hochachtungsvoll

CLIVE LENNOX,
University of Bristol,
8 Woodland Road,
Bristol BS8 1TN.


 

von Mr Klaus Brunner

Sir,
wenn die Leitung der Wachtturm-Gesellschaft Bluttransfusionen annehmbar machen würde, oder sie wenigstens weniger streng bestrafen würde, dann würde es sich wirklich um eine bedeutende Nachricht handeln. Es hat sich jedoch nur herzlich wenig verändert.

In Wirklichkeit gibt es keinen Unterschied in der Behandlung "ausgeschlossener" und "ausgetretener" Mitglieder. Alle solche Personen werden als Abtrünnige und Antichristen angesehen, und müssen von den Mitgliedern gemieden werden.

Die Wachtturm-Gesellschaft spielt mit Worten, während Menschenleben auf dem Spiel stehen.

Hochachtungsvoll

KLAUS BRUNNER,
Schluesselgasse 11/43,
Wien 1040, Österreich.

 

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letzte Aktualisierung: 25. 6. 2000
Web-Adresse: http://geocities.datacellar.net/athens/ithaca/6236/bluff.htm

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