Leserfrage im WT vom 15. 10. 2000
zum Thema
Eigenbluttransfusionen

 

Die Wachtturmausgabe vom 15.10.2000 enthält einen Artikel, der die Frage der Eigenbluttransfusionen und -verwendung im weitesten Sinne (einschließlich diagnostischer Verfahren und neuerer Blutrückgewinnungsmethoden) behandelt. Die radikal ablehnende Haltung zu präoperativen Eigenblutspenden wird darin genauso bestätigt wie die vorsichtige "Erlaubnis" medizinischer Verfahren, bei denen Eigenblut nur vorübergehend den Körper verlässt.

Etwas zweideutig ist dagegen die folgende Passage, mit der der Verfasser meiner Meinung nach andeutet, dass selbst die Entnahme einer Blutprobe durch einen Arzt eine Sünde gegen Gottes Grundsätze, wenn auch anscheinend eine etwas weniger schwer wiegende darstellt:

Andere Verfahren oder Untersuchungsmethoden, bei denen das Eigenblut einer Person eine Rolle spielt, stehen nicht so deutlich im Widerspruch zu den ausdrücklichen Grundsätzen Gottes. Beispielsweise haben sich viele Christen Blut zu Untersuchungszwecken abnehmen lassen ...

 


DER WACHTTURM
vom 15. Oktober 2000; S. 30-31

Fragen von Lesern

Wie sind Jehovas Zeugen angesichts biblischer Gebote über die passende Verwendung von Blut zu medizinischen Verfahren eingestellt, bei denen Eigenblut verwendet wird?

Statt ausschließlich auf der Grundlage persönlicher Vorlieben oder medizinischer Empfehlungen zu entscheiden, sollte jeder Christ ernstlich untersuchen, was die Bibel sagt. Es handelt sich dabei um eine Angelegenheit zwischen ihm und Jehova.

Jehova, dem wir unser Leben verdanken, gebot, daß man Blut nicht zu sich nehmen dürfe (1. Mose 9:3, 4). In dem Gesetz, das Gott in alter Zeit der Nation Israel gab, schränkte er die Verwendung von Blut ein, da es das Leben darstellt. Er gebot: „Die Seele [oder das Leben] des Fleisches ist im Blut, und ich selbst habe es für euch auf den Altar gegeben, damit Sühne geleistet wird für eure Seelen.“ Was sollte geschehen, wenn ein Mann ein Tier zu Nahrungszwecken tötete? „Er soll in diesem Fall sein Blut ausgießen und es mit Staub bedecken“ (3. Mose 17:11, 13). [*1] Jehova wiederholte dieses Gebot immer und immer wieder (5. Mose 12:16, 24; 15:23). In dem jüdischen Werk The Soncino Chumash wird festgestellt: „Das Blut darf nicht gelagert werden, sondern muß für den Verzehr untauglich gemacht werden, indem es auf den Boden ausgegossen wird.“ Kein Israelit durfte sich das Blut eines anderen Geschöpfs, dessen Leben Gott gehörte, aneignen, es lagern und verwenden.

Die Verpflichtung, das mosaische Gesetz zu halten, endete mit dem Tod des Messias. Gottes Ansicht über die Heiligkeit des Blutes gilt indes nach wie vor. Angetrieben von Gottes heiligem Geist wiesen die Apostel Christen an, sich 'von Blut zu enthalten'. Dieses Gebot durfte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Es war moralisch genauso wichtig wie das Gebot, sich von Unsittlichkeit oder Götzendienst zu enthalten (Apostelgeschichte 15:28, 29; 21:15). Als es im 20. Jahrhundert üblich wurde, Blut zu spenden und zu übertragen, verstanden Jehovas Zeugen, daß diese Praxis dem Wort Gottes widerspricht. [*2]

Gelegentlich fordern Ärzte einen Patienten auf, sein eigenes Blut einige Wochen vor einer geplanten Operation zu spenden (präoperative Eigenblutspende), so daß im Bedarfsfall das patienteneigene, gelagerte Blut übertragen werden könne. Doch Blut auf diese Weise zu sammeln, zu lagern und zu übertragen widerspricht geradewegs dem, was im dritten und fünften Buch Mose gesagt wird. Blut darf nicht gelagert werden; es muß ausgegossen werden - gleichsam Gott zurückgegeben werden. Zwar ist das mosaische Gesetz nicht mehr in Kraft. Dennoch achten Jehovas Zeugen die Grundsätze, die Gott darin verankerte, und sie sind entschlossen, sich 'von Blut zu enthalten'. Deshalb spenden wir kein Blut und lassen auch unser Blut das 'ausgegossen' werden sollte, nicht für eine spätere Transfusion lagern. Ein solches Verfahren widerspricht dem Gesetz Gottes.

Andere Verfahren oder Untersuchungsmethoden, bei denen das Eigenblut einer Person eine Rolle spielt, stehen nicht so deutlich im Widerspruch zu den ausdrücklichen Grundsätzen Gottes. Beispielsweise haben sich viele Christen Blut zu Untersuchungszwecken abnehmen lassen; nach der Untersuchung wird die Blutprobe entsorgt. Es kann auch durchaus vorkommen, daß kompliziertere Verfahren vorgeschlagen werden, bei denen das eigene Blut eine Rolle spielt.

Bei bestimmten Operationen zum Beispiel kann Blut zum Zweck der sogenannten Hämodilution aus dem Körper ausgeleitet werden. Das im Körper des Patienten verbleibende Blut wird verdünnt. Später leitet man das im äußeren Kreislauf befindliche Eigenblut wieder in den Körper und bringt auf diese Weise die Blutwerte näher an den Normalbereich. In ähnlicher Weise kann Blut, das aus einer Wunde austritt, aufgefangen und gefiltert werden, damit die roten Blutkörperchen dem Patienten wieder zugeführt werden können; dieses Verfahren nennt man "cell salvage". Bei einem anderen Verfahren wird Blut in eine Maschine geleitet die vorübergehend die Funktion von Körperorganen wie Herz, Lunge oder Nieren übernimmt. Das Blut wird dann aus der Maschine wieder dem Patienten zugeführt. In anderen Verfahren wird Blut in einen Separator (Zentrifuge) abgeleitet, damit schädliche oder schadhafte Bestandteile entfernt werden können. Oder man verfolgt das Ziel, einen bestimmten Blutbestandteil zu isolieren und an anderer Stelle im Körper zu verwenden. Darüber hinaus gibt es Untersuchungsverfahren, bei denen eine gewisse Blutmenge entnommen und markiert oder mit Medikamenten vermischt und dann dem Patienten wieder zugeführt wird.

Die Einzelheiten weichen voneinander ab, und neue Verfahren, Behandlungs- und Untersuchungsmethoden werden zweifellos entwickelt werden. Es ist nicht unsere Aufgabe, jede Variante zu untersuchen und eine Entscheidung zu fällen. Ein Christ muß selbst entscheiden, wie sein eigenes Blut im Verlauf eines chirurgischen Eingriffs, eines medizinischen Untersuchungsverfahrens oder einer gängigen Therapie verwendet werden soll. Rechtzeitig sollte er bei Ärzten oder Technikern Informationen darüber einholen, was während des Verfahrens mit seinem Blut geschieht. Dann muß er gemäß dem entscheiden, was sein Gewissen zuläßt. (Siehe Kasten.)

Christen sollten im Sinn behalten, daß sie sich Gott hingegeben haben und verpflichtet sind, ihn 'mit ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzer Kraft und ganzem Sinn' zu lieben (Lukas 10:27). Anders als die meisten Menschen in der Welt halten Jehovas Zeugen ihr gutes Verhältnis zu Gott für äußerst kostbar. Der Lebengeber fordert alle auf, auf das von Jesus vergossene Blut zu vertrauen. Wir lesen: "Durch ihn [Jesus Christus] haben wir die Befreiung durch Lösegeld mittels des Blutes dieses einen, ja die Vergebung unserer Verfehlungen" (Epheser 1:7).
 

 
FRAGEN, DIE MAN SICH STELLEN SOLLTE
 
Für den Fall, daß ein Teil meines Blutes aus meinem Körper geleitet und der Blutfluß womöglich zeitweilig unterbrochen wird, erlaubt mir dann mein Gewissen, dieses Blut nach wie vor als einen Teil von mir anzusehen, so daß es nicht erforderlich ist, es 'auf den Boden auszugießen'?
Wäre mein biblisch geschultes Gewissen beunruhigt, wenn während eines Diagnose- oder Therapieverfahrens eine gewisse Menge meines Blutes entnommen, verändert und dann meinem Körper über den Blutkreislauf oder anderweitig wieder zugeführt würde?

 
[*1]  Professor Frank H. Gorman schreibt: "Das Ausgießen des Blutes ist am besten als ehrerbietige Handlung zu verstehen, durch die der Achtung vor dem Leben des Tieres und damit der Achtung vor Gott Ausdruck verliehen wird, der jenes Leben geschaffen und fortlaufend dafür gesorgt hat.

[*2]  Im Wachtturm vom 1. November 1951 wurden grundlegende Fragen zu diesem Thema beantwortet. Es wurde gezeigt, weshalb Transfusionen von Spenderblut nicht richtig sind.



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letzte Aktualisierung: 5. 10. 2000
Web-Adresse: http://geocities.datacellar.net/athens/ithaca/6236/wt151000.htm

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