Aus der Perspektive des Krankenhausverbindungs-Komitees (KVK)

Eine Gruppe von KVK-Mitgliedern meldet sich zu Wort

 

KVKs (Krankenhaus-Verbindungskomitees) wurden nahezu auf der ganzen Erde von der Gesellschaft eingesetzt, um Zeugen Jehovas bei der Suche nach Ärzten beizustehen, die bereit sind, blutlose Behandlungsmethoden durchzuführen. Bei ihrem Umgang mit Ärzten werden sie oft mit den krassen Ungereimtheiten und Diskrepanzen der Blutpolitik der Gesellschaft konfrontiert. Eine Gruppe von Brüdern in KVKs tritt nun im folgenden mit ihrem Beitrag zur Blutdoktrin an die Öffentlichkeit. Sie haben uns gebeten, die folgenden Informationen zu veröffentlichen, die an alle Zeugen Jehovas gerichtet sind und speziell auch an den „Hospital Information Service“ in Brooklyn, New York, sowie ähnliche Einrichtungen anderer Zweigbüros. Diese Informationen dürfte auch für medizinisches und juristisches Fachpersonal von großem Interesse sein. Am Ende diese Artikels befindet sich auch ein link, der die Methoden aufzeigt, wie die Wachtturm-Gesellschaft diese Brüder darin ausbildet, auf die Medien zu reagieren, wenn das Leben eines Kindes in Gefahr ist.


Wir sind eine Gruppe von acht Brüdern, die zur Zeit an verschiedenen Orten und Ländern in Krankenhaus-Verbindungskomitees arbeiten. Wir hatten und haben weiterhin Gelegenheit, miteinander über unsere Arbeitszuteilung zu diskutieren und auch verschiedene Erfahrungen über die Arbeit, die geleistet wurde, untereinander auszutauschen. Es freut uns, dass dabei viel Gutes zum Nutzen unserer Brüder erreicht wurde. Viele, die nicht mit unserem Glauben verbunden sind, haben ebenfalls von dieser Vorkehrung profitiert.

Es ist unter Fachleuten, auch unter Ärzten, anerkannt, dass Behandlungen mit Blut oder Blutprodukten gefährliche medizinische Methoden sind. In vielen unserer Ausführungen in verschiedenen Krankenhäusern hören wir oft Kommentare, die eindeutig zeigen, dass Ärzte normalerweise alles tun, um eine Behandlung mit Blut oder Blutprodukten zu vermeiden. Und es ist erwähnenswert, dass diese Kommentare von Ärzten stammen, die auf dem Gebiet der Hämatologie arbeiten.

Wir können nicht abstreiten, dass auf dem Gebiet der medizinischen Geräte, der Operationstechnik und der Arzneimittelentwicklung gewaltige Fortschritte erzielt wurden. Das trug dazu bei, ja es ist der Hauptgrund dafür, dass der Bedarf an Blutprodukten zurückging. Darüber hinaus entwickeln viele pharmazeutische Firmen Produkte, die die Blutgerinnung heraufsetzen und zur Erhaltung des Blutvolumens beitragen. Überdrucktherapie mit Sauerstoff ist ein weiteres wichtiges Werkzeug, und obwohl viele Ärzte diese Methode nicht einsetzen wollen, so erkennen sie doch seinen Wert in der Behandlung von akuter Anämie an.

Die Gesellschaft hebt auch immer wieder den Gebrauch von Erythropoietin hervor, das die Bildung roter Blutkörperchen anregt, und es gibt Hinweise, dass diese Methode, in Verbindung mit der Gabe von Dextran-Eisen, bei Zeugen Jehovas zu sehr guten Behandlungsergebnissen geführt hat.

Viele haben sehr positive Erfahrungen mit alternativen blutfreien Therapiemöglichkeiten gemacht, dies lässt sich nicht abstreiten. Falls die medizinische Wissenschaft einen vollwertigen Ersatz für Blut finden würde, so wäre unsere Arbeit nicht mehr notwendig. Jetzt, im August 1997, ist Blut jedoch leider immer noch ein wertvolles lebensrettendes Produkt, und manchmal übersehen wir seinen Nutzen und die Wichtigkeit, davon Gebrauch zu machen. Selbst unter den Mitgliedern des KVK, die viele Jahre Erfahrung in ihrer Zuteilung haben, gibt es eine erschreckende Unkenntnis über den Grund, warum Blut überhaupt angewendet wird. Diese Brüder sind in den Seminaren I und II geschult worden und trotzdem wissen viele über die Verwendung von Blut nur, dass sie eine gefährliche medizinische Behandlung darstellt und deswegen vermieden werden müsse. Nicht vor allem aus biblischen Gründen lehnen sie Blut ab, sondern weil es ihrer Meinung nach eine gefährliche medizinische Behandlung ist und weil genügend Alternativmethoden zur Verfügung stehen.

Es gibt eine Richtlinie oder „Regel,” die Chirurgen entwickelt haben und anwenden. Sie besagt, dass Patienten eine Bluttransfusion erhalten sollten, wenn ihr Hämoglobinwert unter 10 oder der Hämatokrit unter 30 fällt. Man nennt sie die „10/30er-Regel.“ Viele Ärzte halten sich heute noch an diese Richtlinie und traurigerweise verabreichen manche Ärzte bereits vorher und ohne medizinische Notwendigkeit eine Bluttransfusion. Eine weitere zur Sorge Anlass gebende Frage ist, wie weit der Wert absinken kann, ohne das Leben des Patienten unnötigerweise aufs Spiel zu setzen. Nach Abschluss der Seminare, die (in den USA) von drei Brüdern des Hospital Information Services für Jehovas Zeugen in Brooklyn durchgeführt wird, hat es sich eingebürgert, dass die Brüder noch einige Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen besuchen

Bruder Major Spry, das Hauptsprachrohr im Zusammenhang mit der Blutfrage, versucht immer die Botschaft zu vermitteln, dass die 10/30er-Regel überholt ist und sein Lieblingsspruch ist: „Wir wollen sie niedriger ansetzen, viel viel niedriger.“ Oft stimmen die Ärzte dem zu, dass es berechtigt ist, „niedriger zu gehen, aber man nicht vergessen sollte, dass vieles vom Alter und der Verfassung des Patienten abhängt.“ Ein junger gesunder Patient hält wesentlich mehr aus als jemand, der bereits anämisch, unterernährt oder im vorgerückten Alter ist. Da es unmöglich ist, allgemein gültige Standardwerte festzulegen, muss für jeden Patienten individuell die Grenze abgewogen werden.

Die Brüder in Brooklyn haben durch ihre Arbeit wirklich einige sehr gute Ergebnisse erzielt. Ein Beispiel dafür findet man in der Veröffentlichung „The American Journal of Surgery Consensus Conference: Blood Management Surgical Practice Guidelines, Volume 170, No. 6A (Suppl) December 1995.“ Darin ist ein Entwurf mit 11 verschiedenen Grundsätzen zur Anwendung von Blut und Vorschlägen für Eingriffe enthalten, die das beabsichtigte Ergebnis je nach der Verfahrensweise erreichen sollen. „Die Verfahrensweisen wurden so ausgearbeitet, dass damit vier klinische Ziele erreicht werden können: Maximierung des Sauerstofftransportes, kosteneffektive Reduzierung von Transfusionsrisiken, Aus- und Weiterbildung von Chirurgen und Patienten und die zweckmäßige chirurgische Verfahrensweise mit einer besonderen chirurgischen Untergruppe, Patienten, die Jehovas Zeugen sind.“

In der gleichen Ausgabe der Fachzeitschrift auf der Seite 14 ist ein Abschnitt mit der Überschrift: „Grundsätze für die Behandlung von Zeugen Jehovas mit Blut“ enthalten. Der 2. Grundsatz stellt fest:

“Im allgemeinen verweigern Jehovas Zeugen alle allogenen Blutprodukte sowie auch jedes autologe Blut, das den Körper verlassen hat. Dieses Verbot hindert aber die meisten Zeugen Jehovas nicht daran, Bypassoperationen, Nierendialyse, intraoperative Blutwiederaufbereitung und Retransfusion anzunehmen. Obwohl der flüchtige Beobachter keinen Unterschied zwischen diesen Eingriffen und autologem Blut, das den Körper verlassen hat, feststellen würde, unterscheiden Jehovas Zeugen zwischen annehmbaren und unannehmbaren Behandlungsmethoden, je nachdem, ob das abgeleitete Blut noch ein Teil des Blutkreislaufes ist oder nicht. In der Dialyse oder bei Bypassoperationen bleibt das Blut Teil des Kreislaufes. Autotransfusionen können dieser Messlatte entsprechen, wenn eine intravenöse Leitung vom Sammelgerät zum Patienten gelegt wird und so ein Kreislauf aufrechterhalten bleibt. Bei Hämodilutionen kann ein ähnliches modifiziertes Verfahren angewendet werden.
Jehovas Zeugen nehmen bereitwillig die meisten Medikamente an, wie Dextran-Eisen, Aprotinin, Desmopressin und synthetische „Blutersatzstoffe“, da diese Mittel keine Produkte aus menschlichem Blut enthalten. Unannehmbar sind jedoch für Zeugen Jehovas auf der Basis von Hämoglobin hergestellte Blutersatzstoffe, solange sie auf menschlichem oder tierischem Blut beruhen.
Als eine Sache des Gewissens dürfen Zeugen Jehovas einige Produkte annehmen, die Blut enthalten, wie zum Beispiel Immunglobulin. Erythropoietin alpha, das eine winzige Menge Albumin enthält, ist für die meisten Zeugen Jehovas ein erlaubtes Präparat. Der Gebrauch von Albumin wird höchstwahrscheinlich verweigert, wenn es als Plasma-Volumenexpander eingesetzt wird, aber die Menge, die in Erythropoietin alpha enthalten ist, ist klein und daher im allgemeinen annehmbar.“

 

Was ist Blut?

Diese Beschreibung der Haltung unserer Organisation ist ziemlich genau. Doch es gibt eine Reihe von Problemen, die KVK-Mitglieder ansprechen müssen. Als erstes, und diese Frage wird häufig gestellt, die Frage, was ist Blut eigentlich? Das scheint eine einfache Frage zu sein, leicht zu beantworten, sie ist es aber nicht, denn es gibt eine Reihe von Blutkomponenten, welche die Gesellschaft Zeugen Jehovas anzuwenden erlaubt. Sind diese Bestandteile nicht auch Blut, und wie wird entschieden, welche Teile des Blutes annehmbar sind und welche nicht? Da es erlaubt ist, diese „genehmigten Bestandteile“ in unseren Körper aufzunehmen, kann man nur zu gut verstehen, dass sowohl Zeugen als auch medizinisches Personal durch unseren Standpunkt verunsichert sind. Obwohl sich viele Brüder mit diesen Fragen beschäftigen, wagt es niemand, diese Frage öffentlich anzusprechen.

Warum?

Hämodilution:

Nur die wenigsten KVK-Mitglieder haben sich die Mühe gemacht zu verstehen, wie die Methoden der Hämodilution (Blutverdünnung) und der intraoperativen Autotransfusionen funktionieren. Alle diese Apparaturen und Methoden, die einen Blutkreislauf außerhalb des Körpers aufrechterhalten, sollten zu der Frage Anlass geben, ob das Blut immer noch ein Teil des Körpers ist. Leider akzeptieren unsere Freunde einfach aus dem Grund diese Verfahren, weil die Gesellschaft sie nicht verbietet.

Es ist interessant, wie Brüder, die verzweifelt nach einer medizinischen Lösung ihres Gesundheitsproblemes suchen, reagieren, wenn man ihnen den Artikel ‘A Simplified Device For Intraoperative Autotransfusion’ (eine vereinfachte Apparatur für Autotransfusionen während der Operation) in der Zeitschrift „Obstetrics and Gynecology“, Band 72, Nummer 6 vom Dezember 1988 zu lesen gibt. In der Regel ist ihre erste Reaktion, wenn sie das Gerät sehen und erkennen, wie das Blut gesammelt, in einen normalen Transfusionsbeutel geleitet und dort gespeichert wird, die Apparatur strikt abzulehnen.

Das Verfahren funktioniert folgendermaßen: Während der Operation wird das ausgetretene Blut mit einem Antikoagulans versetzt und danach in ein Reservoir geleitet. Von dort fließt es in den Blutbeutel ab und wird dort aufbewahrt, bis der Blutbeutel voll ist. Bis hierher liegt der Blutbeutel niedriger als der Patient. Wenn er voll geworden ist, wird er angehoben, und das Blut wird wieder in den Patienten infundiert. Obwohl man schwerlich davon sprechen kann, dass das Blut noch ein Teil des Blutkreislaufes bildet, akzeptieren die Brüder diese Behandlung, sobald ihnen gesagt wird , dass die Gesellschaft ihre Anwendung billigt und dass es keine biblischen Grundsätze verletzt.

Albumin:

Albumin stellt ein weiteres Problem dar. Die Verwendung von Albumin ist eine Gewissenssache, obwohl Blut mehr Albumin enthält als weiße Blutkörperchen, die wir ablehnen müssen. Viele Ärzte verwirrt diese Einstellung, aber sie respektieren sie in der Regel. Die meisten von ihnen glauben, dass dieser Einstellung religiöse Grundsätze zugrunde liegen, obwohl auch dabei ein deutlicher Widerspruch zu erkennen ist. Was Ärzte nicht wissen und wir ihnen nicht erklären dürfen, ist, dass diese Haltung eindeutig eine organisatorische Regelung darstellt und ihr jegliche logische oder biblische Grundlage fehlt.

EPO:

Ein weiterer interessanter Punkt in Verbindung mit dem Gebrauch von Albumin, den auch viele KVK-Mitglieder schon angesprochen haben, ist der, dass wir niemals für andere eine Entscheidung treffen oder uns in eine Gewissensentscheidung einmischen sollten. Das Problem dabei ist, dass die Gesellschaft den Nutzen von Erythropoietin (EPO) so sehr herausstellt, dass die Mitglieder des KVK oft vergessen zu erwähnen oder es schlicht übergehen, dass Eprex, einer der beiden gebräuchlichsten Formen von EPO (Eprex und Recormon) Albumin enthält. Aber in der Regel scheinen es die meisten KVK-Mitglieder nicht für nötig zu halten, die Brüder darüber zu informieren. Ein weiterer trauriger Punkt ist, dass die Brüder und sogar viele KVK-Mitglieder über die Rolle von EPO in unserem Körper nicht Bescheid wissen und so den Nutzen bei der Behandlung medizinischer Problemfälle überschätzen. EPO dient dazu, den Hämatokritwert zu erhöhen und die Produktion roter Blutkörperchen, die den Blutsauerstoff transportieren, anzuregen. Einige Mitglieder des KVK habe das starke Empfinden, dass die Gesellschaft den Nutzen von EPO zu sehr herausgestellt hat. Die empfohlene Dosis in Notfällen liegt zwischen 200 und 1000 IU/ kg und Tag und das dreimal die Woche, wenn die Behandlung anschlägt. Einige Firmen, die das Produkt herstellen, empfehlen auch einen höhere Dosierung. Leider liegt bis heute noch kein eindeutiger Nachweis für den wirklichen Nutzen von EPO vor, die Hinweise dafür sind bestenfalls vage. Die Behandlung wird meistens Patienten mit Nierenfunktionsstörungen verschrieben, auch können Patienten, die ihr eigenes Blut etwa vier Wochen vor der Operation für eine autologe Transfusion gespendet haben, eine EPO-Behandlung erhalten. Aber falls der Patient in guter Verfassung ist oder solange keine ernsthaften Infektionen auftreten, ist EPO in der Regel nicht notwendig. Selbst unter Mitgliedern des KVK herrscht einige Verwirrung über den wirklichen Nutzen. Einige empfehlen hohe Dosierungen und das nicht deswegen, weil ein Zeuge Jehovas es benötigt oder weil EPO-Behandlungen keine schwerwiegenden Nebenwirkungen aufweisen, solange der Hämatokrit niedrig ist, sondern deswegen, weil sie sich wohler fühlen, dass es, falls etwas schiefgeht, wenigstens nicht an einer fehlenden EPO-Behandung gelegen haben kann. Dieser Mangel an Wissen und der Mangel an wissenschaftlichen Beweisen unter KVK-Mitgliedern sollte für die Brüder wirklich Anlass zu ernsthafter Besorgnis geben. Zum einen wissen viele Brüder nicht, dass der volle Nutzen von EPO erst nach zwei bis vier Wochen einsetzt.

Nach etwa drei Tagen kann man einen leichten Anstieg von Retikulozyten beobachten, innerhalb von sieben Tagen ergibt sich ein Anstieg im Hämatokritwert, aber der endgültige und notwendige Effekt setzt erst nach zwei bis vier Wochen ein. Dies ist besonders wichtig, um den Nutzen bei einem akuten Blutverlust einschätzen zu können. Ein weiterer Punkt in Verbindung mit EPO ist die Kosten-Nutzen-Relation. Einige Ärzte empfehlen eine niedrige Dosierung von 80 IU/kg dreimal die Woche. Gleichzeitig kann es sein, dass ein KVK-Mitglied ohne wissenschaftliche oder medizinische Grundlage eine Dosierung von 600 U/kg, und das jeden Tag während der ersten Woche, empfiehlt. Nicht überall übernimmt die Krankenkasse die Kosten der Behandlung (Die folgende Abschätzung gilt für die USA). Die Kosten können von Ort zu Ort unterschiedlich sein, aber bei einer konservativen Abschätzung würde die höhere Dosierung, die das KVK-Mitglied empfiehlt, die Kosten auf eine Höhe von etwa 4 000 US-$ treiben, und das ohne irgendwelche wissenschaftliche Rechtfertigung, solange noch keine optimalen Dosierungsschemata für EPO aufgestellt sind.

Nabelschnur- und Plazentablut:

Eine weitere Frage, die sowohl von einigen Zeugen Jehovas als auch von Mitgliedern des KVK gestellt wurde, erhebt sich im Zusammenhang mit der Verwendung von Nabelschnur- und Plazentablut. Heute befassen sich Wissenschaftler mit der medizinischen Anwendung dieses Blutes, und es gibt Hinweise für einen lebensrettenden medizinischen Nutzen der darin enthaltenen Gammaglobuline. Die Gesellschaft ist jedoch, wie in vielen anderen Fällen, strikt dagegen, dass wir als Zeugen Jehovas oder unsere Kinder solche Produkte empfangen dürfen, geschweige denn es zu spenden (siehe dazu WT vom 1. Feb. 1997 - S. 29). Da jedoch einige der Bestandteile, die daraus isoliert und angewendet werden, erlaubt sind, ist es schwer, daraus irgendeine interne Logik zu sehen oder eine biblische Grundlage zu erkennen.

Probleme mit „alternativen Behandlungen ohne Blut.“

Eine Therapie, die eine Verwendung von Blut vermeidet, erfordert in der Regel eine Suche nach einer qualitativ hochwertigen medizinischen Behandlung. Aber gegenwärtig ist es leider nicht möglich, einen Ersatz für Blut anzubieten. Ärzte sind sich dieser Situation wohl bewusst und auch sie erkennen den Bedarf, einen Blutersatz zu finden. Sobald eine gute Alternative zu Blut gefunden wird, werden Ärzte sie einsetzen. Heute sind die einzigen wirklichen Alternativen eng mit dem chirurgischen Geschick des Arztes verbunden, verknüpft mit der Anwendung einiger Medikamente, technischer Geräte und Abläufen, die in einigen Krankenhäusern zur Verfügung stehen. Auch Operationen außerhalb der anerkannten kritischen Grenzen fallen darunter.

Als KVK-Mitglieder sollten wir uns fragen, ob unsere Arbeit allein darin besteht, kooperationsbereite Ärzte zu finden. Der folgende Kommentar, der von Brüdern geäußert wurde, stammt von der noblood-Site im Internet (‘Bloodless Coordinator’s Corner’ www.noblood.com): [noblood.com ist seit Herbst 1999 nicht mehr im Netz erreichbar]

Manchmal nehmen Ärzte die Herausforderung, uns mit Alternativmethoden zu behandeln, an, aber das könnte tödlich enden, wenn es dem Team an der dazu notwendigen Erfahrung oder den Geräten fehlt. Manche Ärzte sind auch sehr daran interessiert, Jehovas Zeugen als Versuchskaninchen zu gewinnen. Ein Beispiel dafür findet sich in dem erwähnten Forum ‘Bloodless Coordinator’ s Corner’ und das ist heute auch die Realität für viele Zeugen in vielen Ländern, wenn das Krankenhaus sich dafür entscheidet, auch wenn die Voraussetzungen dafür fehlen. Als KVK-Mitglied kann das jeder von uns aus eigener Erfahrung bestätigen. Nun die Erfahrung:

Unser Gasteditorial stammt von Bernice Goldstein, Koordinatorin für Blutlose Medizin und Chirurgie am Medical Center in Richland, Washington, USA. Wir danken Bernice für ihren Beitrag!
... Die sogenannte blutlose Chirurgie ist in Wirklichkeit nicht blutfrei. Blut w i r d vergossen. 'Blutlos' wird im Sinne eines Fachbegriffes für transfusionsfreie Medizin gebraucht. Blutlose Chirurgie wird von einer steigenden Anzahl Patienten, die erkennen, dass es Alternativen zu Bluttransfusionen gibt, verlangt.
In der Vergangenheit war das Höchste, was man von einem Arzt erhoffen konnte, seine Zustimmung, bei der Behandlung kein Blut zu verwenden. Gemäß Dr. Estioko, Herzchirurg und medizinischer Direktor von Bloodless Medicine „ist ein Versprechen, kein Blut zu geben, nicht ausreichend. Ein kooperativer Arzt könnte Dich unabsichtlich umbringen.” Wovon sprach er? Was bietet der Arzt statt dessen für Behandlungsmethoden an, wenn er seine Zustimmung gibt, kein Blut zu verwenden? Es gibt viel, was er tun kann! Viel viel mehr!
... Natürlich muss eine Vorkehrung für eine blutlose medizinische medizinisches Verfahren weit über das Versprechen eines Arztes, kein Blut zu geben, hinausgehen. Es muss das Engagement des gesamten Krankenhauses miteinschließen.”

Obwohl die Gesellschaft gute Arbeit bei der Informationsbeschaffung über Alternativmethoden leistet, besteht die Wirklichkeit heute doch darin, dass in den meisten Staaten die Ärzte und Krankenhäuser nicht immer darauf vorbereitet sind oder manchmal auch nicht gewillt sind, im Bedarfsfall alternative Therapiemethoden anzuwenden. Viele Fälle sind tragisch ausgegangen, gerade Fälle, in denen unsere Brüder von kooperationswilligen Ärzten betreut wurden. Die Ärzte waren für diese Methoden einfach nicht qualifiziert und/oder es mangelte ihnen an Erfahrung im Umgang damit. Oftmals scheiterte es auch daran, dass der Arzt nicht in der Lage war, etwa anzubieten, das eine Behandlung mit Blut ersetzen konnte. Der traurige Teil der Geschichte ist der, dass viele KVK-Mitglieder nicht erkennen, dass Zeugen-Patienten aufgrund eines Mangels an Engagement oder an Verfügbarkeit alternativer Behandlungsmethoden sterben. Die einzige Zusammenarbeit besteht oft darin, den Patienten sterben zu lassen und das kann man nicht hinnehmen. Das medizinische Personal sollte zusammenarbeiten und wissen, ob ein anderer Arzt der Klinik in der Lage ist zu helfen, aber dies passiert nicht immer und tragischerweise sind viele KVK-Mitglieder nicht qualifiziert genug, um die Lage richtig einschätzen und entsprechend reagieren zu können.

Minderjährige Kinder:

Das Bedrückendste an der Mitarbeit im KVK tritt dann auf, wenn es um Kinder geht. Warum hat die Gesellschaft es nicht in einem einzigen Fall geschafft, einen Gerichtsfall in Verbindung mit minderjährigen Kindern zu gewinnen? Offensichtlich gibt es nichts, was so effektiv Sauerstoff transportiert wie Blut und bis heute gibt es nichts, was es im medizinischen Bereich ersetzen könnte. Wir schätzen, dass das Gesetz unsere Kinder schützt. Selbst wir als Mitglieder des KVK sehen ein, dass es für uns viel leichter ist, mit Ärzten zusammenzuarbeiten, die die Regeln und Gesetze über minderjährige Kinder kennen. Jeder Zeuge Jehovas sollte wissen, dass, obwohl es Fälle gegeben hat, wo Eltern, die Zeugen sind, dagegen gearbeitet haben, die elterliche Autorität nicht absolut ist, und dass im allgemeinen eine blutlose Behandlung minderjähriger Kinder nicht garantiert ist [Stand: USA 1998]. Sie sollten einsehen, dass der Staat das Recht hat, für eine Behandlung zu sorgen, die nach bestem Wissen und Gewissen notwendig ist, um das Leben oder die Gesundheit eines Kindes zu schützen.

Wenn es effektive Alternativmethoden gibt, wenn aus mehreren Möglichkeiten ausgewählt werden kann, dann sollte diese Wahl von den Eltern und nicht vom Arzt, Sozialarbeiter oder Richter getroffen werden. Aber hier gilt es, eine wichtige Frage zu stellen. Wer ist qualifiziert, eine Entscheidung über alternative blutlose Methoden zu treffen, und wird diese Entscheidung adäquat die Bedürfnisse des Kindes berücksichtigen? Als Mitglieder des KVK sind wir immer wieder Augenzeugen von Fällen, in denen kooperative Ärzte auf die Wünsche der Eltern nach alternativen blutlosen Therapien eingegangen sind. Die Ergebnisse sind manchmal tragisch, unnötige Todesfälle sind die unvermeidbare Folge.

Wir sollten in der Frage, welchen Nutzen und welche positiven Ergebnisse durch den Gebrauch von Blutprodukten zu erzielen sind, nicht zu dogmatisch sein, aber eines ist sicher: Solange nichts Gleichwertiges vorhanden ist, das Blut und Blutprodukte ersetzen kann, werden sie auch angewendet werden, und viele Kinder werden durch ihren Gebrauch gerettet werden. Richter werden weiterhin bei ihren Entscheidungen zugunsten der Anwendung von Blutprodukten entscheiden und so die Gesundheit der Kinder schützen und dies unabhängig von der religiösen Überzeugung der Eltern.

Eine Frage des Gewissens?

Eines der Argumente, das wir benutzen und mit den Ärzten besprechen, hat mit dem emotionellen Schaden zu tun, der entsteht, wenn jemandem eine medizinische Behandlung in Form von menschlichem Blut aufgezwungen wird. Jeder vernünftig denkende Mensch sieht ein, dass es unannehmbar ist, jemandem eine Behandlung aufzuzwingen, die gegen sein Gewissen verstößt. Bei den meisten Zeugen spielt das eigene Gewissen in dieser Frage allerdings gar keine Rolle. Sie reagieren einfach auf eine Situation so wie die Gesellschaft es für sie entschieden hat.

Wenn wir als Zeugen Jehovas zurückblicken und uns an die verwundeten und toten Brüder erinnern, die Impfungen, Blutseren, Organverpflanzungen oder Hämophiliebehandlungen ablehnten, müssen wir anerkennen, dass sie ihre Haltung hauptsächlich wegen einer organisatorischen Politik und wegen des ihnen aufgezwungenen Verbotes einnahmen. Die ablehnende Haltung ist inzwischen von der Leitung aufgegeben worden und wir sehen heutzutage kaum jemals einen Bruder, der Impfungen, Organverpflanzungen oder einen der Blutbestandteile, den die Gesellschaft billigt, ablehnen würde. Allein diese Tatsache sollte jeden, der mit diesen Situationen umgehen muss, aufhorchen lassen, und er sollte ernsthaft über die damit verbundenen Angelegenheiten nachdenken. Geht es wirklich um eine Entscheidung des Gewissens und, falls ja, wessen Gewissens?

Schlussbemerkungen:

Wir sind eine Gruppe von acht KVK-Mitgliedern, die sich sorgfältig mit diesem Thema auseinandergesetzt haben, und wir möchten diese Überlegungen mit folgendem Gedanken abschließen. Insbesondere wendet sich unser Kommentar an die Adresse des 'Hospital Information Services' für Jehovas Zeugen in Brooklyn:

Wir sollen, um eure eigenen Worte aus den Seminaren I und II zu zitieren, ausgebildete Fachleute in unserem Spezialgebiet sein und sollten in dieser Funktion Informationen über alternative blutfreie Verfahrensweisen und kooperative Ärzte vermitteln. Das ist eine gute Sache und wir haben daraus viele Segnungen und sehr gute Ergebnisse erwachsen sehen. Wir hoffen auch, dass die medizinischen Wissenschaften etwas finden mögen, das die gegenwärtig in der Medizin verwendeten Blutprodukte ersetzt. Was für ein Segen wäre das nicht nur für uns Zeugen Jehovas sondern für alle Menschen auf der Erde. Bestimmt würden auch alle Ärzte in den Jubel miteinstimmen, wenn ein Ersatz für Blut erhältlich werden würde, und sie würden sicherlich sofort in den Krankenhäusern und auch bei Notfällen angewendet werden.

Aber ungeachtet dessen, was die nahe Zukunft bringen mag - die Entwicklung neuer synthetischer Blutprodukte, neue Infektionskrankheiten, oder etwas anderes - es bleibt immer noch die wirkliche Frage zu bedenken: Ist die Blutdoktrin der Gesellschaft wirklich richtig? Warum geraten in dieser Angelegenheit so viele Brüder in einen inneren Konflikt, wenn sie die biblischen Tatsachen in Betracht ziehen? Hat die Gesellschaft uns in Verbindung mit Blut wirklich mit der ganzen Wahrheit und allen Fakten versorgt? Sieht sie ein, dass sie durch die Erlaubnis einiger untergeordneter Blutbestandteile einen gewaltigen Widerspruch in ihrem scheinbar festen Standpunkt erzeugt haben? Welche ernsthaften und stichhaltigen Einwände gibt es gegen autologe Bluttransfusionen? Erkennt sie, dass ihr Standpunkt viele kostbare minderjährige Kinder dem Tod weiht, sofern nicht das Rechtssystem einschreitet und ihr Leben und ihre Gesundheit unter ihren Schutz stellt? Sollte es unsere Hauptsorge als Zeugen Jehovas sein, sich um alternative Behandlungsmethoden zu kümmern oder eher, uns mit den biblische Aussagen über Leben und Blut auseinandersetzen?

Eure Brüder,

eine Gruppe von KVK-Mitgliedern


Auf die Medien reagieren - Wie die Wachtturm-Gesellschaft KVK-Mitglieder schult


Es folgt ein Brief, den wir von einem Bruder im KVK erhielten, der diese Probleme hautnah erlebte und der an die Öffentlichkeit tritt, um seine Bedenken zu äußern:

Ich bin ein regelmäßiger Leser verschiedener Informationen, die im Internet über Blut erhältlich sind. Ich habe auch das besondere Vorrecht, im KVK (Krankenhaus-Verbindungskomitee) zu sein. Ich verstehe jedoch auch, dass wir auf einem sehr gefährlichen Gebiet arbeiten, da unsere Blutdoktrin so viele Widersprüche aufweist. Persönlich leide ich darunter und arbeite oft mit einem tiefen Schuldgefühl und das insbesondere dann, wenn unsere Brüder dadurch unnötigen Schmerz oder sogar den Tod erleiden müssen. Persönlich kann ich vier Todesfälle unter meinen Brüdern bezeugen, deren Leben man hätte retten können. Wie? Diese Brüder und Schwestern hätten gerettet werden können, falls einige verfügbare Behandlungsmethoden angewendet worden wären, die sogar von der Gesellschaft gebilligt wurden. Aber warum wandten sie sie nicht an? Die Ärzte konnten sie nicht anwenden, weil die Zeugen ihre Zustimmung zur Behandlung verweigerten, da sie Bestandteile aus menschlichem Blut enthielten. Diese Patienten waren nicht in der Lage zu erklären, warum die Gesellschaft diese Behandlungsmethoden billigt, aber nachdem das KVK den Brüdern - und den Ärzten - den Standpunkt der Gesellschaft erklärt hatte, stimmten sie einer Behandlung zu. Traurigerweise starben die Patienten in diesen vier Fällen, die ich miterlebte, da die lebensnotwendige Behandlung zu spät erfolgte.

Ich teilte den Schmerz und den Verlust mit diesen Brüdern, umarmte sie, tröstete sie, harrte mit ihnen zusammen in kalten Krankenhauskorridoren aus, um ihnen etwas menschlichen Beistand und Mitgefühl zu geben. Diese armen unschuldigen Brüder sind Opfer und sie können ihre Entscheidung nicht erklären, außer mit dem Hinweis, dass sie sich loyal an organisatorische Richtlinien halten. Zunächst enthalten sie sich gänzlich aller alternativer Blutprodukte, aber wenn die Organisation die Zustimmung erteilt, ändern sie innerhalb eines Sekundenbruchteiles ihren Sinn und ihre Herzenseinstellung.

Eines möchte ich noch klarstellen: Ich bin soweit, dass ich diese Zuteilung aufgeben will, ich kann diese grausame Praxis nicht mehr unterstützen. Kostbare Kinder und wertvolle Zeugen Jehovas sterben einen sinnlosen Tod. Nur eines hält mich noch im KVK. Wir sind insgesamt drei Brüder in verschiedenen Orten, die die Ansicht der Gesellschaft nicht unterstützen. Wenn jemand in Brooklyn diese Information liest, so soll er wissen, dass wir bei Ärzten und Brüdern in dem Bemühen sehr erfolgreich waren, Informationen über unsere internen Schwierigkeiten zu verbreiten. Wir drängen in dieser Angelegenheit nicht weiter vorwärts, wir respektieren die Entscheidung jedes einzelnen. Aber wir hoffen auch, dass die Gesellschaft zur Kenntnis nimmt, was hier vor sich geht und dass sie im Namen der Wahrheit, der Liebe und der Gerechtigkeit die Schritte unternimmt, die nötig sind.

Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um Liberal Elder [der Älteste, der für diese Web-Site verantwortlich ist, d. Ü.] und anderen im Internet zu danken, die hoffentlich ein wertvolles Werkzeug sein konnten, um Leben zu retten und fehlerhafte Lehren zu bereinigen.

Euer Bruder, ein KVK-Mitglied


Es ist unsere Hoffnung und unser fester Glaube, dass auch im deutschen Sprachraum sich aufrichtige Brüder melden werden und uns in dem Bemühen unterstützen werden, dem sinnlosen Leiden und Sterben ein Ende zu setzen. Wir möchten als Bindeglied für KVK-Mitglieder und/oder offiziellen Vertretern der Gesellschaft dienen, die mit den KVK-Mitgliedern, die diese Abhandlung verfasst haben, in Kontakt zu treten.

** Übersetzung des Artikels und der Zitate aus dem Englischen durch uns. **

Unsere E-Mail-Adressen:
jwreformers@anon.nymserver.com (englisch)
loyaler_reformer@hotmail.com (deutsch)


letzte Aktualisierung: 28. 12. 1999
Web-Adresse: http://geocities.datacellar.net/athens/ithaca/6236/kvk.htm

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