MIT
OFFENEN KARTEN SPEZIAL RUANDA 1
La Sept ARTE
Geopolitisches Magazin von Jean-Christophe Victor
Frankreich 1997
Umfang und Tragik der Ereignisse in Ruanda zwingen dazu, den Ursachen
der Konflikte auf den Grund zu gehen und die politischen und geistigen
Urheber herauszufinden. Der Völkermord dauert an, noch ist keine
abschließende Analyse möglich. MIT OFFENEN KARTEN erläutert zuerst die
Geographie Zentralafrikas, um dann an der Besiedlungsgeschichte zu zeigen,
daß die Gebiete, die Sprachen und die historischen Entwicklungen sehr eng
miteinander verbunden sind. Wie kam es dennoch zu den ethnischen
Unterscheidungen, und was hat schließlich die Konfrontation zwischen den
Volksgruppen hervorgerufen? Wie werden die Staaten und die Eliten Afrikas
diesen grausamen Abschnitt ihrer Geschichte verarbeiten? Wie werden sie am
Wiederaufbau der ruandischen Gesellschaft mitwirken?
21.00, Donnerstag, 12.2.1998
80 MIN.
VERFLUCHT SEI, WER DIE AUGEN SCHLIEßT VÖLKERMORD IN RUANDA
Frankreich 1995
Dokumentation von Frédéric Laffont
Monate nach den Massakern in Ruanda ist das Gras
nachgewachsen. Beim Gehen muß man allerdings fürchten, auf Gebeine zu
treten. In der Nähe eines Klassenzimmers, wo die Kinder noch immer in
Totenstarre liegen, fällt der Blick auf ein Buch. Körperteile eines
Schülers liegen neben einem Lesebuch. Eine große Ameise läuft über das
Buch, das bei einem Auszug aus dem "Roman de Renard"
(Fuchsroman) aufgeschlagen geblieben ist. Auf Seite 125 unten, der Seite,
die das Kind nicht mehr hatte umblättern können, entgegnet Chantecler
dem Fuchs: "Verflucht sei, wer die Augen schließt..." Nie
wieder! Trotz dieses feierlichen Versprechens und trotz der
internationalen Menschenrechtskonvention ist es fünfzig Jahre nach den
Todeslagern der Nazis wieder geschehen. Wieder ein Völkermord. Menschen
werden umgebracht - nicht weil sie etwas getan hätten, sondern weil sie
sind, was sie sind. Ihr einziger "Fehler": Sie sind Tutsi, wie
andere Juden, Zigeuner oder Armenier sind. Wer wird Gerechtigkeit üben?
Nach ihrer Passivität während dieses Völkermordes versagt die
internationale Staatengemeinschaft erneut und entscheidet sich damit für
die Lüge: Vor den Leichenhaufen und in internationalen Organisationen
müssen leere Versprechungen für die Ehrung der Toten herhalten. Nur
Einzelpersonen versuchen, die Vorkommnisse nachzuzeichnen, Aussagen zu
sammeln und sie festzuhalten, die Geschichte niederzuschreiben. Zu denen,
die Sand im Getriebe des Schweigens sind, zählen Françoise, Joseph und
François-Xavier. Eine europäische Juristin, ein ruandischer Verfechter
der Menschenrechte und ein Staatsanwalt aus der Hauptstadt Kigali
schildern ein Jahr ihrer Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit.
22.20, Donnerstag, 12.2.1998
9 MIN.
MIT OFFENEN KARTEN SPEZIAL RUANDA 2
La Sept ARTE
Geopolitisches Magazin von Jean-Christophe Victor
Frankreich 1997
Umfang und Tragik der Ereignisse in Ruanda zwingen dazu, den Ursachen
der Konflikte auf den Grund zu gehen und die politischen und geistigen
Urheber herauszufinden. Der Völkermord dauert an, noch ist keine
abschließende Analyse möglich. MIT OFFENEN KARTEN erläutert zuerst die
Geographie Zentralafrikas, um dann an der Besiedlungsgeschichte zu zeigen,
daß die Gebiete, die Sprachen und die historischen Entwicklungen sehr eng
miteinander verbunden sind. Wie kam es dennoch zu den ethnischen
Unterscheidungen, und was hat schließlich die Konfrontation zwischen den
Volksgruppen hervorgerufen? Wie werden die Staaten und die Eliten Afrikas
diesen grausamen Abschnitt ihrer Geschichte verarbeiten? Wie werden sie am
Wiederaufbau der ruandischen Gesellschaft mitwirken?
22.30, Donnerstag, 12.2.1998
31 MIN.
MIT OFFENEN AUGEN
Frankreich 1997
Interviews und Regie: Frédéric Laffont
Wie soll man im Jahre 1998 von dem 1994 begonnenen und noch immer nicht
beendeten Völkermord sprechen? Auf diese Frage antworten drei
Augenzeugen: Ahmedou Ould Abdallah, UNO-Vertreter in Burundi von 1993 bis
1995. Er wird in der Presse als derjenige dargestellt, "der dem Land
der Hutu und Tutsi einen zweiten Völkermord erspart hat". Françoise
Saulnier, Juristin bei "Médecins Sans Frontières" (Ärzte ohne
Grenzen). Sie war mehrfach nach Ruanda entsandt. Claudine Vidal,
Forschungsdirektorin am CNRS, Soziologin, Spezialgebiet: Geographie
Afrikas, erfüllt zahlreiche Forschungsaufträge in Ruanda und an der
Elfenbeinküste. Was sind die Ursachen des Völkermords? Was bedeutet er
für die ruandische Gesellschaft? Welche politische und ideologische
Verantwortung tragen die ehemaligen Kolonialländer, die Verbündeten und
die Wirtschaftspartner?
23.05, Donnerstag, 12.2.1998
72 MIN.
EIN LAND DREHT DURCH RUANDA 1894-1996
Belgien 1996
Dokumentation von Luc de Heusch
1954 drehte der Ethnologe und Filmregisseur Luc de
Heusch in Ruanda einen Film über die traditionellen Beziehungen zwischen
den viehzüchtenden Tutsi und den Ackerbau treibenden Hutu in dem sehr
alten zentralafrikanischen Königreich, das damals belgisches Protektorat
war. Genau vierzig Jahre später starben über 500 000 Tutsi, Männer,
Frauen und Kinder, in diesem ersten Genozid der afrikanischen Geschichte.
Das Drama ist jedoch nicht das letzte Kapitel eines jahrhundertealten
Kampfes zwischen zwei feindlichen "Ethnien", wie es sich die
schlecht informierte Öffentlichkeit hat einreden lassen. Luc de Heusch
zeigt in seinem historischen Film das wahre Gesicht dieser zuerst vom
Kolonialismus, dann vom republikanischen Regime deformierten Gesellschaft.
Hutu und Tutsi bildeten eine einzige Nation, in der Sprache, Religion,
Verbote und Anerkennung der Autorität eines heiligen Königs allen gemein
waren.
Der Film erzählt die Geschichte des Landes von der deutschen
Kolonialisierung an, behandelt dann die Zeit der belgischen Verwaltung,
das Drama der Unabhängigkeit, die Machtergreifung von Grégoire Kayibanda
und die Diktatur von General Juvénal Habyarimana.
00.15, Donnerstag, 12.2.1998
13 MIN.
ITSEMBATSEMBA RUANDA NACH DEM VÖLKERMORD
Frankreich 1996
Dokumentation von Alexis Cordesse und Eyal Sivan
Die Bilder des Films entstanden zwei Jahre nach dem Völkermord, im
April 1996. Die Tonausschnitte stammen von "Radio Télévision Libre
Mille Collines" (RTLM) aus den Monaten April und Mai 1994. RTLM, der
1991 seinen Sendebetrieb mit Hilfe der Regierung aufgenommen hatte,
spielte eine wichtige Rolle beim Ausbruch und bei der Koordination des
Gemetzels. Seit der Machtübernahme durch die neue Regierung haben in
Ruanda Massenerschießungen stattgefunden, und Zehntausende von Menschen
sind gefangengenommen worden. Es wurde kein einziges Urteil gesprochen.
Die Hauptverantwortlichen für die Völkermordhetze, darunter die
Moderatoren von RTLM, sind auf freiem Fuß.