Zusammenfassung der Diplomarbeit
«Sprachstrukturelle Unterschiede zwischen dem Stadt-Berndeutsch und der
deutschen Standardsprache»
In dieser
Arbeit ist vor allem das städtische Berndeutsch als ein sich aufgrund der Verkehrs- und
Arbeitssituation z.Z. ausbreitender Dialekt des Mittelbernischen im Vergleich mit der
deutschen Standardsprache Untersuchungsgegenstand.
Der
wesentlichste Unterschied zwischen Berndeutsch und Schriftdeutsch ist, dass ersteres eine
primär gesprochene Sprache ist, letzteres eine geschriebene. Berndeutsch wirkt daher sehr
viel heterogener, und präskriptive Berndeutsch-Grammatiken gibt es gar nicht erst; es
gilt aber festzuhalten, dass Schriftdeutsch, wenn es gesprochen wird, so einheitlich gar
nicht ist und innerhalb eines Sprechaktes kaum jemals allen Regeln der normativen
Duden-Grammatik Folge leistet.
Es ist auf
der einen Seite eben gerade interessant zu sehen, welche sprachliche Vielfalt das
Berndeutsch als eine fast ausschliesslich gesprochene Sprache, für die bis dato nie
schriftlich festgehaltene Regeln existiert haben, hervorbringt; auf der anderen Seite wird
auch sehr deutlich sichtbar, welche Menge an Regeln eine Sprache bei allen
Freiheiten sich selbst auferlegt, ja auferlegen muss, um ihren SprecherInnen als
brauchbarer Code für eine gut funktionierende Kommunikation zu dienen.
Die
Unterschiede zwischen Berndeutsch und Schriftdeutsch können im Prinzip vier Ebenen
zugewiesen werden: der lautlichen, morphologischen, syntaktischen und lexikalischen Ebene.
Die morphologische ist hier mit Absicht von der lautlichen Ebene getrennt, da sie bei
einem Vergleich dieser beiden Idiome sehr viel mehr umfasst, als dies in Grammatiken
üblich ist, und sich eine solche Trennung deshalb geradezu aufdrängt. Es muss allerdings
eingeräumt werden, dass die letzte der vier Ebenen im Rahmen dieser Studienarbeit nicht
behandelt werden konnte: Die zahlreichen lexikalischen Unterschiede zwischen
Standarddeutsch und Berndeutsch bleiben weitgehend unerwähnt.
Dafür
werden u.a. dem (Stadt-)Berndeutsch eigene soziolinguistische Phänomene mit einbezogen,
da diese für den Berner Alltag auch heute noch sehr wichtig sind; lautliche
Besonderheiten im Berndeutsch, das berndeutschen «Dihrzen», der fast gänzlich fehlende
Genitiv, das fehlende Präteritum, berndeutsche Konjunktivformen, die Wortstellung in
Relativsätzen und anderen Nebensätzen sind weitere Schwerpunkte.
Es gilt
noch hinzuzufügen, dass diese Untersuchung in erster Linie etwas aussagen soll über den
heutigen Zustand des Berndeutsch, insbesondere auch über den Einfluss, den das
Schriftdeutsch auf das Berndeutsch ausübt.
Martin
Reck, 30. April 1994
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