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Rückblick auf den Hilfsgütertransport nach Rumänien, Moldavien und in die Ukraine vom
27.04. 97 bis 10. / 17. 05. 97
Ursula Honeck
......der Berg auf meinem Schreibtisch ist etwas kleiner geworden. Das Leergut von unserem Hilfstransport ist fast versorgt. Die Abrechnung ist
erledigt. Die Fahrernachbesprechung haben wir hinter uns. Auch die erste Vorstandsitzung nach dem Transport ist schon im Protokoll festgehalten. Die umfangreichen Fragebogen des DZI für das Spendensiegel sind
ausgefüllt und liegen nun beim Wirtschaftsprüfer. Das Städtlifest ist in groben Zügen vorbereitet...... Mir wird doch nicht langweilig werden? Diese Befürchtung ist unbegründet, denn nun mache ich mich an den schon
lange angekündigten Bericht, was nicht einfach ist, wenn man schon seit Jahren solche Reiseberichte schreibt und sich nicht wiederholen möchte. Ich werde mein Bestes versuchen. Vor genau sechs Wochen, am 17. Mai
bin ich als Mitfahrerin der Ukraine-Mannschaft nach Hause zurückgekommen (für die Moldavienfahrer war, bis auf zwei Ausnahmen, die Reise am 10. Mai zu Ende), und hatte das Gefühl, mich noch nie nach einem Transport
so gut gefühlt zu haben, wie dieses mal. Lag das an der sehr ausgeglichenen Mannschaft, an dem gelungenen Hilfsgütertransport, oder einfach daran, daß in den Wochen vor dem Transport die Hölle los war, und dadurch
meine Nerven so dünn wie Seidenfäden waren, und ich deshalb die Strapazen des anschließenden Transportes nicht so sehr empfunden habe? Ich denke, alles spielte eine Rolle, aber diesmal haben mir die Schwierigkeiten
bei den Vorbereitungen besonders zugesetzt. Saß ich erst mal im LKW, ließ ich alle bedrückenden Gedanken und selbst eine ekelhafte Erkältung, wegen der ich am liebsten zu Hause geblieben wäre, hinter mir......
.......Am Sonntag, dem 27.April starten wir mit 120 Tonnen Hilfsgütern, verteilt auf neun 40-Tonner-LKW, drei Begleitfahrzeugen, von denen zwei in Moldavien bleiben sollen, und 25 Mann (Frau) Besatzung, pünktlich um
10.45 Uhr in Richtung Osten. Es ist schon zur Tradition geworden, daß nach der vorverlegten Messe, bzw. Gottesdienst, eine sehr feierliche ökumenische Verabschiedung des Konvois auf dem Marktplatz in Todtnau
stattfindet. Diesmal habe ich das Gefühl, daß noch mehr Leute anwesend sind, als in den vergangenen Jahren, obwohl es kalt ist und regnet . Mit soviel "seelischem" Begleitschutz muß ein solches Unternehmen
doch gelingen. Besonders freut es mich, daß die Seelscheider Mannschaft die zusätzlichen Strapazen von sieben Stunden Fahrt auf sich genommen hat, um eine gemeinsame Abfahrt zu ermöglichen. Bis zur ungarischen
Grenze begleitet uns das Schmuddelwetter, und trotzdem ist die Stimmung in der Mannschaft gut. Sechs Stunden kostet uns der Grenzübertritt von Österreich nach Ungarn, obwohl ich alles bestens vorbereitet hatte.
Außerdem müssen wir bei den Ungarn 250,00 DM Gebühren bezahlen für ein überladenes Fahrzeug. Während des langen Wartens kommt die Sonne heraus und erleichtert uns die unabänderliche Situation. Zeit um sich näher
kennen zu lernen, Zeit um die Einzelnen vorzustellen. Wagen 1: Erich Steck, nicht zum erstenmal auf einem Transport, ist wiederum unser zuverlässiger Transportleiter. Edgar Mink, sein Begleiter, ist zum
erstenmal dabei und hat meistens einen lustigen Spruch auf den Lippen., den die Rheinländer, vom Dialekt her, nur schwer verstehen. Wagen 2: Günther Volkmann und Gunther Köllner, mein Bruder, beide schon
Transport erfahren mit dem HFO-eigenen VW-Bus. Gerhard Rudolf aus Offenburg, Neuling, lediglich dabei zum "schnuppern". Wagen 3: Thomas Konert und seine Frau Izabella, fahren einen der LKW, den uns
Thomas Weber dankenswerterweise umsonst zur Verfügung gestellt hat.(Nur er fährt) Wagen 4: Thomas Dieden, fährt das andere von Thomas Weber kostenlos gestellte Fahrzeug. Otmar Lais ist sein Begleiter, auch er war
schon einmal dabei. Wagen 6: Josef Schneider (besser bekannt als Beppo), erfreulicherweise wieder einmal mit auf Tour, hat die Aufgabe den Transportleiter zu unterstützen. Als Begleiter steht ihm Dirk Behringer
als Neuer tapfer zur Seite. Wagen 7: Susi Braunsberger und Norbert Thome, ein gut funktionierendes Gespann, haben leider ein schlechtes Mikrofon. Wagen 8: Erich Nann und Bernd Oberhofer, ebenfalls zur
Stammannschaft gehörend, haben die Befürchtung, daß der Rest vor ihnen keine Außenspiegel besitzt und warnen stets vor "Tieffliegern" von hinten. Wagen 9: Stefan Fielenbach und Thomas Albrecht
haben die Aufgabe, das von Margret Schulz gespendete "Kleinbüsschen" heil nach Moldavien zu bringen. Wagen 10:Wolfgang Lisse, langsam zu den "Veteranen" zählend, chauffiert gemeinsam mit
Markus Albrecht, unserem Transportleiter für die Ukraine, den vereinseigenen LKW. Wagen 11:Thomas Honeck und meine Wenigkeit geben sich Mühe, sich als Laien-LKW-Fahrer zum dritten mal zu bewähren. Wagen
12:Hartmut Schulz und Peter Nienhaus, ein eingespieltes Team, kennen die Strecke sicher schon im Schlaf und haben daher die Möglichkeit jeden Fahrfehler unserer-seits zu bemerken. Wagen 13:Andreas Reimann und
Rainer Hesselschwert, auch zur "alten Garde" gehörend, transportieren im Mercedes-Bus für Pater Johann, außer dem Mannschaftsgepäck, Getränke, Fahrräder und Pakete, die unterwegs verteilt werden sollen.
Nun kann es weiter gehen. Meine Befürchtung, daß die Begleitfahrzeuge gefilzt werden (wir haben sehr viel Privatpäckchen dort untergebracht), bewahrheitet sich Gott sei Dank nicht. Um 22.00 Uhr kommen wir in
Szolnok an und bekommen noch, dank Vorbestellung, einen ungarischen Gulasch. Wie immer schläft ein Teil der Mannschaft in den LKW. Nach unkomplizierter Fahrt erreichen wir um 10.30 Uhr am nächsten Tag die
ungarisch/rumänischen Grenze. Uns überrascht dort die schnelle Abfertigung und die wenigen LKW. Ist wohl ein Feiertag oder wird gar gestreikt? Solche Gedanken gehen uns durch den Kopf. Wir sind noch, ehe Dr.
Liebhart, unser Kontaktmann für Rumänien, uns empfangen kann, auf der rumänischen Seite. Ein paar Pakete Kaffee und Sonstiges müssen natürlich den Besitzer wechseln. Doch, nun kommt das Negative auf das Positive.
Wir müssen über eine neuerrichtete Waage, und einer unserer LKW ist, dank der "voluminösen" Zugmaschine ( AE 500 ) einfach zu schwergewichtig. Ganz einfach, wir sollen 1.750,00 DM bezahlen und die Sache
ist in Ordnung. Das nehmen wir nicht so ohne weiteres hin, die Brücken werden umgesetzt und ein paarmal wird über die Waage gefahren. Zum Schluß kommen wir mit 90,00 DM davon, vielleicht auch, weil Dr. Liebhart
seine Beziehungen ins Spiel gebracht hat (seine Aussage). Auf jeden Fall wären wir ohne Dolmetscher nicht so billig weggekommen. Vier Stunden später rollt endlich der Konvoi in Richtung Tirgu-Mures. Die Straßen
sind schlechter denn je, überall versucht man zu sanieren, es gibt aber auch weniger Verkehr. Hat das etwas mit der Verteuerung des Kraftstoffes, wovon ich schon lange gehört hatte, zu tun? Nach kurzer Vesperpause
und kleiner Rast bei der Familie am Steinbruch, wo Erich ein Fahrrad ablädt, fahren wir nach heftiger Beschimpfung durch einige alte Frauen des Dorfes, die befürchten zu kurz zu kommen, zügig (wenn man das so nennen
kann) weiter nach Tirgu-Mures. Es ist 23.30 Uhr, als wir endlich beim Krankenhaus ankommen. Ich spüre eine gereizte Stimmung, die sich sofort auf mich überträgt. Mit Dr. Liebhart hatte ich ausgemacht, daß wir mit
ihm und dem Forum einen gemeinsamen Abend verbringen wollten. "Es ist alles bestens organisiert, auch habe ich noch etwas Wein, den wir gemeinsam trinken werden", so schrieb mir Dr. Liebhart kurz vor dem
Transport. Nun ist kein Mensch vom Forum da. Außer Dr. Liebhart hat keiner auf uns gewartet. Konnten wir etwas für unsere lange Wartezeit an der Waage? Auch wir sind müde nach der langen Fahrt bei Nacht über
Rumäniens Landstraßen. Man führt uns in einen Vorlesungssaal, wo uns auf einem Tablett hart gekochte Eier, etwas Wurst und Brot serviert werden. Ich habe keinen Hunger, die Lieblosigkeit, die uns entgegenschlägt,
schnürt mir den Hals zu. Mir geht der Vorwurf nicht aus dem Sinn, den mir Dr. Liebhart vor wenigen Minuten an den Kopf geschleudert hat. "Ulla, warum ist alles so schlecht organisiert?" schlecht
organisiert von wem?? Ein Teil der Mannschaft fährt in ein Studentenwohnheim. Dr. Liebhart geht noch mit auf unser Zimmer und dort spüren wir, wie fertig dieser Mann ist. Er fühlt sich alleingelassen, er fühlt sich
überfordert, er macht uns deutlich, daß dies das letzte mal gewesen sei. Was geht in diesem Menschen vor? Ich weiß aus einem Brief, daß man ihn wegen Parteilosigkeit seines Amtes entheben will, daß er sehr krank ist
und allerlei Probleme hat. Nicht die kalte Dusche läßt mich nun nicht schlafen, sondern die vielen Gedanken, die mir nach diesem Gespräch durch den Kopf gehen. Am nächsten Morgen versuche ich, während wir auf
den Zollbeamten warten, noch einmal mit Dr. Liebhart ins Gespräch zu kommen. Dabei erfahre ich, daß wir von der Klinik keinen Tropfen Diesel bekommen, sondern, daß er und ein paar Freunde alles finanzieren. Dies
stößt bei uns auf großes Unverständnis, und wir bitten um ein Gespräch mit den Verantwortlichen, welches auch kurz vor unserer Abreise stattfindet. Dieses verläuft wie das "Hornberger Schießen", nach
meinem Empfinden, auf gut deutsch, es bleibt nichts Konkretes. Wir haben keine Probleme mit dem Zoll, auch kommen das Forum der Deutschen aus Bukarest und Dr. Nicolescu sehr pünktlich und laden ihre Pakete in die
Fahrzeuge ein. Nach dem Essen fahren Günther Volkmann, mein Bruder und ich mit den Patenpaketen für Medias und Copsa-Mica zu Christian nach Medias, der alles verteilen wird. Durch die vielen Baustellen kommen wir
viel später als geplant dort an und können leider auch nur kurz verweilen. Obwohl die Zeit sehr kurz ist, spüre ich, daß es in jeder Beziehung schlechter geht, daß man noch mehr denn je mit dem bißchen, was man hat,
haushalten muß. Der Abschied fällt schwer, aber wir müssen ja noch nach Bistritz, wo unsere Mannschaft inzwischen im Krankenhaus und im Forum abgeladen hat. Nachts auf rumänischen Straßen, das ist ein Abenteuer. So
verfahren wir uns in der Dunkelheit auch prompt und kommen erst um Mitternacht am Krankenhaus in Bistritz an. Thomas und Dr. Suteu haben auf uns gewartet und sind nun beruhigt, daß wir da sind. Ich bin sehr
erschöpft und kann lange keinen Schlaf finden. Am nächsten Morgen habe ich bedauerlicherweise keine Gelegenheit mich mit Herrn Theiß vom Forum oder mit dem Klinikdirektor zu unterhalten. Herr Dr. Suteu hat mich
vor unserer Abfahrt darüber informiert, daß es für die Klinik leider nicht möglich sei, trotz allem Bemühen, Diesel für uns zu beschaffen. Auf der Fahrt in Richtung Piatra-Neamt über die Karpaten berichtet mir
Thomas aber eingehend über die geführten Gespräche. Alle Gesprächspartner berichten, daß die Lage in Rumänien seit dem Machtwechsel fast unerträglich geworden ist, und breite Bevölkerungsschichten weit unter der
Armutsgrenze existieren müssen und um das Überleben kämpfen. Durch die weitgehende Streichung von Subventionen sind nun auch Grundnahrungsmittel so teuer geworden, daß der Lohn, der gleichzeitig kaum gestiegen ist,
bei immer mehr Menschen nicht ausreicht, um den täglichen Bedarf zu decken. Hinzu kommt die galoppierende Inflation, innerhalb eines Jahres ist der Lei nur noch die Hälfte wert. (vor einem Jahr bekam man für 1,00 DM
2000 Lei, dieses Jahr 4000 Lei) Trotzdem akzeptiert eine breite Schicht der Bevölkerung diese Probleme, weil die neue Regierung gleichzeitig Programme auf den Weg bringt, die für die Zukunft hoffen lassen. Sie
scheut sich auch nicht mit der allseits präsenten Bestechlichkeit und Korruption aufzuräumen. So sollen schon sehr viele Beamte ausgewechselt worden sein, und etliche Ärzte, die neben dem zugegebenermaßen geringen
staatlichen Gehalt für ihre Tätigkeit private Zusatzhonorare forderten, hinter Gitter sitzen. Es wurde ein Straßenbauprogramm ins Leben gerufen, das durch Straßengebühren und Sondersteuer (pro Familie 100.000 Lei)
finanziert wird. Dies ist wohl auch die Erklärung für die neue Waage an der Grenze. Diese Maßnahmen stimmen die Bevölkerung zuversichtlich, obwohl jeder weiß, daß die Talsohle noch lange nicht erreicht ist.
"Wir haben 7 wertvolle Jahre verloren, die alte Regierung wußte nichts anderes zu tun, als ihre früheren Genossen zu reichen Leuten zu machen. Es wird Zeit, daß etwas geschieht, egal, wie schwer es für uns
ist", sagt Herr Theiß vom Deutschen Forum in Bistritz und Herr Dr. Suteu. Bei allen Gesprächen kommt deutlich zum Ausdruck, daß viele Rumänen diese schwere Zeit nicht ohne Hilfe von auswärts überstehen können.
Wie jedesmal ist die Fahrt über die Karpaten ein Erlebnis. In der Ferne sehen wir schneebedeckte Gipfel und am Straßenrand blühen wunderschöne blaue Krokusse. Das Tal der Bistrita und der Stausee zeigen sich an
diesem strahlenden nachmittag von ihrer besten Seite, wir sind hervorragend im Zeitplan, alle sind prima gelaunt, weil bisher alles so schön glatt läuft. Es ist 15.30 Uhr, als aus dem HFO-Bus "Wagen 1, bitte
kommen", gerufen wird "Erich, aus deinem Auspuff kommt ein fürchterlicher, bläulicher Qualm". Das sieht gar nicht gut aus. Erich hält an und schaut nach dem rechten. Leider ist der Defekt nicht zu
beheben, wir müssen es bis Piatra-Neamt schaffen. Auf dem Parkplatz vor der Stadt wird die Freude beim Empfang durch Gusti, Herr Munteanu und einer Abordnung von Savinesti leider durch die Sorge um den defekten LKW
etwas gedämpft. Wir müssen so schnell wie möglich eine IVECO-Werkstatt finden und SIXT in Dortmund informieren. Beim Essen in der Chemieschule, wo wir auch übernachten, kommt keine besondere Stimmung mehr auf, und
so ist es nur verständlich, daß an diesem Abend Worte fallen, die sicher nicht so gemeint waren. Auch Andreas, der mit einem Weber-Fahrzeug nach Tulghes in die psychiatrische Klinik gefahren ist, um abzuladen, ist
bei seiner Ankunft in Piatra-Neamt sehr verärgert und möchte jemandem, der alles organisiert hat, am liebsten den Hals umdrehen (ob ich wohl damit gemeint bin?). Er ärgert sich über den Dolmetscher, den man ihm zur
Seite gestellt hatte, (er bekam offensichtlich die Enttäuschung der Klinikleitung zu spüren, daß weder Hartmut noch ich mit dabei waren. Ich hatte im Oktober einen ausführlichen Besuch abgestattet, und nun war es
mir nach dem vorangegangenen Tag einfach zuviel, und außerdem war Andreas besser als jeder andere mit den Verhältnissen in der Klinik vertraut.) Jeder einzelne, der durch die Transportvorbereitungen an den Rand
seiner psychischen und physischen Grenze gelangt ist, muß seinem Ärger einmal Luft machen, und so ist am nächsten morgen fast alles vergessen. Durch den defekten LKW kommt natürlich unser Zeitplan ganz schön
durcheinander, auch an Wolfgangs Hänger muß ein Radlager repariert werden, so daß wir statt um 9.00 Uhr erst um 11.00 Uhr mit dem Abladen in der katholischen Pfarrei und bei dem Chemiewerk Savinesti beginnen. Für
mich ist diese Zeitverschiebung besonders problematisch, weil ich in Piatra-Neamt jedesmal von morgens bis abends "verplant" bin. 11.00 Uhr Abladen - 13.30 Uhr Essen - 15.00 Uhr Fahrt ins Dorf zu Nicoletta
(sie verteilt dort Kleidung, Pflege- und Lebensmittel) - 17.00 Uhr Besuch im Kinderheim, (ich soll nach dem kleinen Josef schauen, den Andrea, meine Tochter, letztes Jahr bei ihrer Tätigkeit hier, ins Herz
geschlossen hat) - 18.30 Uhr kurzer Besuch bei Rosa zu Hause - 19.30 Uhr Abendessen im Bergrestaurant mit der gesamten Gewerkschaftsleitung von Fibrex, Savinesti. Geschafft, ja ich bin geschafft, man möge mir
verzeihen, wenn ich, nicht nur durch den stressigen Tagesablauf, sondern auch von dem vielen Essen und Trinken (überall möchte man seine überaus große Gastfreundschaft zeigen), fast am Tisch einschlafe, während sich
Thomas mit Herrn Direktor Cimboc über die politische und ökonomische Lage in Rumänien unterhält. Auch Hartmut kann an diesem nachmittag keinen "Beauty-sleep" machen, selbst am Abend muß er noch vom Essen
aufstehen und sich mit Faxen und Telefonaten wegen dem LKW herumschlagen. Schließlich müssen wir morgen weiter nach Moldavien. Die Vorstandschaft beschließt, daß der LKW bei einer Spedition sicher stehen bleiben
soll, bis das nötige Ersatzteil aus Italien eintrifft. Beppo und Herr Munteanu sollen am Sonntag mit einer Zugmaschine nach Piatra-Neamt zurückfahren und den zurückgebliebenen Auflieger holen. Samstagmorgen, vor
dem Aufbruch eine letzte warme Dusche, von wegen! Eiskalt kommt das Wasser aus allen Leitungen (ein Vorgeschmack auf die kommenden Tage). Nun heißt es auch Abschied nehmen von der Besatzung der beiden
Weber-Fahrzeuge, die nun die Heimreise antreten. Um 11.00 Uhr fahren wir dann endlich in Richtung Moldavien, nachdem mit der Spedition alles geregelt ist. An der Grenze werden wir schon von Dr. Manolache, dem
Herzchirurgen aus Chisinau und von Bischof Joan Vulpe erwartet. Leider dauert der Grenzübertritt länger als vorgesehen, und außerdem müssen wir an der rumänischen Grenze 624,00 DM für Wochenendbearbeitungsgebühr
hinlegen. Wozu besorge ich eigentlich Einfahrt- und Durchfahrtsgenehmigungen und sonst noch allerlei Papiere, die letztendlich doch nichts nützen? Es hilft nichts, wir müssen bezahlen. Auf der moldavischen Seite
angekommen, werden sämtliche Angaben zu Personalien und LKW handschriftlich in ein Buch eingetragen (wofür beantrage ich eigentlich im Vorfeld ein Sammelvisum??). Um 18.00 Uhr ist es geschafft, es kann weiter gehen.
In Begleitung des von uns im vorigen Jahr gestifteten Rettungswagen, der mit "Blaulicht" die Straßen frei hält, erreichen wir Chisinau um 21.00 Uhr. Nach einer kurzen Nacht in unserem altbekannten
"First class Hotel", wo es selbst in der "Präsisuite" kein warmes Wasser gibt, laden wir pünktlich in der Klinik ab. Trotz Feiertag kommt der Zollbeamte zeitig zum Entplomben. Hartmut, Andreas
und ich fahren mit Herrn Vladimir Nadkrenitschnyi, Direktor der Caritas Moldova, zu den beiden gelähmten Mädchen Olga und Ana, um ihnen die elektrischen Rollstühle zu bringen, die Andreas hergerichtet hat. Die
Freude bei beiden Mädchen ist unbeschreiblich, aus ihren Augen leuchtet unendliche Dankbarkeit, aber auch die Angst, daß das alles nur ein Traum sein könnte. Inzwischen lädt der Rest der Mannschaft in der
Kinderklinik ab. Als wir dort ankommen, schlägt uns eine Riesenwelle der Freude und Dankbarkeit entgegen. Die Ärzte trauen ihren Augen nicht, als sie die vielen tollen Apparate, die wir dank einer
Benefizveranstaltung in Menzenschwand und dank der Spende einer Gruppe von Azubis der Firma Walterscheid aus Lohmar und nicht zuletzt durch die Spenden vieler Einzelner, erwerben konnten. Über die EKG-Geräte, welche
die Firma Schiller aus Berlin zusätzlich gespendet hat, ist man mehr als glücklich. Auch über die Riesenmenge an speziellen Verbandstoffen und Wundversorgungspräparaten für Verbrennungen, welche die Firma Braun,
Melsungen neben vielen anderen Dingen gespendet hat, freut man sich unendlich. Bei einem Rundgang am Abend durch die Verbrennungsstation können wir uns wieder einmal davon überzeugen, daß diese Spende Goldwert ist
und dringend benötigt wird. Auch wird an diesem Abend wohl die erste EKG - Ableitung auf dieser Station bei einem kleinen Mädchen gemacht, das ängstlich mit seinen großen Augen in die Runde schaut. Noch während
des Abladens kommt Regina aus Moskau mit den von uns bestellten Herzklappen. Leider sind diese seit Januar so teuer geworden, daß wir für 7.000,00 DM nur noch 14 Stück erhalten. Nach einer Stunde fliegt sie gleich
wieder nach Moskau zurück. Genau, wie im letzten Jahr ist es sehr heiß, als wir in der onkologischen Klinik beginnen abzuladen. Es ist nicht am gleichen Ort wie damals, und wir haben ein komisches Gefühl, so daß
wir genau kontrollieren, wo die Sachen hinkommen. Auch der zuständige Arzt ist uns allen unsympathisch, er versteht sich auch überhaupt nicht mit Herrn Dr. Seremet, der uns vor zwei Jahren durch seine Korrektheit
und sein soziales Engagement für die Alten, Armen und Kranken aufgefallen ist. Nun fahren wir zu einem großen Lager, wo die Sozialstation die Sachspenden aufbewahrt. Dort findet auch die feierliche
Schlüsselübergabe für das von Margret gespendete Kleinbüsschen statt. Die mitgebrachten "Ersatzteile" (ein weiteres komplettes Auto mit Motorschaden) sollen auch wieder fahrtüchtig gemacht werden, was bei
diesem Engagement sicher nicht lange dauern wird. Inzwischen machen sich Beppo und Herr Munteanu auf den Weg, um den zurückgebliebenen Auflieger abzuholen. An der Grenze werden wieder kräftig Gebühren verlangt,
für Sondervisum, Wochenend- und Nachtfahrtgenehmigung. Da uns nichts erspart bleibt, statten wir dem Metropoliten Vladimir auch noch einen Besuch ab und bringen einiges an Hilfsgütern. Zum Abendessen sind wir in
der Kinderklinik und kehren gegen Mitternacht in unser Nachtquartier zurück. Wieder ist ein anstrengender Tag zu Ende. Leider bleibt während des Abladens viel zu wenig Zeit, um einzelne Stationen zu besichtigen oder
Gespräche zu führen. So machen Hartmut, Gusti, Andreas, Rainer und ich am nächsten morgen einen Rundgang durch die Kinderklinik. So wie ich damals im Januar freudig überrascht war, als ich den Fortschritt durch
unsere Hilfe sehen konnte, geht es nun auch Hartmut und den anderen. Überall sind Betten von uns, die Böden sind neu belegt, Waschbecken und Toiletten sind installiert. Es ist eine wahre Freude. Wir verteilen noch
viele Stofftierchen, die Margret so liebevoll verpackt hat, an die kleinen Patienten der Station. Fast geschockt sind die Mütter von drei kleinen Mädchen, als ich ihnen eine Geldspende von zwei älteren Damen aus
Todtnau überreiche. Nun können sie Medikamente kaufen, die dringend notwendig sind, oder vielleicht reicht es noch für ein neues Kleidchen, meint das kleine Mädchen mit den großen Augen. Es bleibt keine Zeit um noch
länger zu verweilen, man erwartet uns bereits in Orhei am Krankenhaus. Das Abladen ist fast beendet, einige machen einen Rundgang durch das Haus und sind danach sehr beeindruckt (oder geschockt?) von den penetranten
Gerüchen, den Zuständen in den engen Krankenzimmern und vor allem von der Küche. Die werde ich mir im Januar näher ansehen. Herr Dr. Siman freut sich riesig über das EKG für seine Kinderklinik und über den Computer,
den Hartmut besorgt hatte. Bei sengender Hitze laden wir nun in der Pfarrei von Orhei ab. Überwältigend ist die Freude bei Groß und Klein. Pfarrer Joan bekommt für seine soziale Arbeit von uns einen gebrauchten
Mercedes-Bus, und sein Sohn bekommt das schon lang ersehnte Fahrrad. Auch wir werden alle beschenkt, eine Riesenüberraschung ist es für Hartmut, als ihm Pfarrer Joan einen großen Samovar überreicht, den er sich
schon immer gewünscht hat. Gegen abend treffen auch unsere "Röntgenapparattransporteure", die in einem 180 km entfernten Krankenhaus beim Abladen einer gespendeten kompletten Röntgenanlage Schwerstarbeit
leisten mußten, in Orhei ein. Auch Beppo sei inzwischen wieder gelandet und mit dem Abladen in der Klinik fast fertig, hören wir am Telefon. Als wir gegen 23.00 Uhr in Chisinau ankommen, ist auch schon Herr
Nadkrenitschnyi zur Stelle, um noch ein paar Patenpakete, die auf Beppos Auflieger waren und einige andere Pakete in Empfang zu nehmen. So können wir uns alle zufrieden und etwas beschwingt, was nach dem Besuch bei
Pfarrer Joan so üblich ist, zur Ruhe begeben. Doch Hartmut sorgt vor dem Schlafen noch für heftiges Gelächter, mit einem Mordskrach macht er Kleinholz aus seiner Schlafstätte (übrigens schon zum zweiten mal auf
dieser Reise). Am Dienstagmorgen bei der Verabschiedung vom Rest der Mannschaft bewegt uns nicht nur der Gedanke, was wird uns nun in der Ukraine erwarten, sondern auch, wie wird es mit dem defekten LKW
weitergehen? Erich und Beppo würden schon alles schaffen. Auch wir, Hartmut, Peter, Wolfgang, Markus, Thomas und ich sind zuversichtlich, werden wir doch von unseren Freunden Pfarrer Joan und Gusti begleitet. Wenn
ich daran denke, daß es bis eine Woche vor dem Transport fraglich war, ob wir überhaupt in die Ukraine fahren können, daß wir erst ein paar Tage vorher die benötigten Papiere aus Kiew bekommen haben, und Hartmut
zweimal zur Botschaft fahren mußte, um noch so knapp vor dem Start ein Visum zu bekommen, also alles bis zuletzt unsicher war, finde ich es unheimlich bewundernswert, wenn Freunde wie Gusti und Pfarrer Joan sich
trotzdem bereit erklärten, kurzfristig alles mitzumachen. Nun sind wir also auf dem Weg und lassen durch Transnistrien unendlich viele Kontrollen über uns ergehen. Auch das Papier, welches wir von der Botschaft
für eine beschleunigte Abfertigung bekommen haben, ändert nichts daran, daß wir für den Grenzübertritt in die Ukraine fünf Stunden brauchen.(Wie lange hätte es wohl ohne Empfehlungsschreiben und Dolmetscher
gedauert)? Unterwegs passieren wir, seit Pfarrer Joan jedem sogleich das Einladungsschreiben aus Kiew unter die Nase hält, alle Polizeikontrollen im Eiltempo. Die erste Nacht schlafe ich im LKW, ich bin einfach
zu müde meine Sachen zu packen und mit Gusti ins Hotel zu gehen, außerdem ist das Wasser dort genau so kalt wie in unserem Kanister. Um 5.15 Uhr am nächsten morgen geht es weiter, ich übernehme die erste Schicht
beim Fahren und habe Schwierigkeiten mit der tiefstehenden Sonne, die mich total blendet und die Schlaglöcher auf den Straßen des öfteren nicht, oder zu spät erkennen läßt. So muß Thomas immer mal wieder unseren
"Haushalt" neu sortieren und alles wieder an Ort und Stelle bringen. Aber anderen geht es genau so. Unterwegs werden wir bestens mit Proviant aus der Pfarrei versorgt. Dank der straffen Fahrzeiteinteilung
unseres Transportleiters Markus, landen wir nach 14 Stunden gegen 19.00 Uhr in Lugansk und werden freudig empfangen. Man hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, daß wir doch noch kommen können, und alle sind nun
überglücklich. Auch wir sind froh, endlich mal wieder warmes Wasser zu haben, nur Hartmut kann sein Badezimmer im Hotel nicht genießen, weil die Lampe kaputt ist. Das Abladen am nächsten morgen klappt sehr gut,
es wird alles von dem Zollbeamten genau kontrolliert und aufgelistet, bevor die Hilfsgüter unter Verschluß kommen. Es bleibt auch etwas Zeit die Klinik zu besichtigen und Gespräche mit den beiden Dolmetscherinnen
über die derzeitige Lage in der Ukraine zu führen. Es ist ähnlich wie in Rumänien und Moldavien. Die Inflationsrate nimmt ständig zu, und die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer, natürlich ist der
Großteil der Bevölkerung arm. Das Gesundheitswesen zählt auch hier zu den Stiefkindern, so daß man für alle gebrachten Hilfsgüter sehr dankbar ist. Am Freitag nach dem Frühstück werden wir vor der Klinik von
einem großen Empfangskommitee aus Sewerodonetzk begrüßt. Es fällt uns auf, daß sich zwei Gruppen gebildet haben. Die Leiterin der Sozialisation, unser "Marienkäfer" (sie trägt meistens gepunktete Kleider),
und Olga unsere liebenswerte Dolmetscherin, stehen rechts von der Treppe, gegenüber stehen Valentin, Oleja und Elja mit einer uns unbekannten Dame, die sehr gut deutsch spricht. Noch wissen wir nicht, was los ist,
aber jeder von uns merkt, daß sich aus einer zwei Gruppen gebildet haben. Im Laufe der nächsten Stunden werden wir schon erfahren, was los ist, jetzt fahren wir erst einmal los. Am Ortseingang von Sewerodonetzk
werden wir wieder vom Vizebürgermeister und einer Folkloregruppe in ukrainischer Tracht empfangen und bekommen Brot und Salz als Gastgeschenk. Auch das regionale Fernsehen ist bei unserer Ankunft, und auch später
des öfteren, anwesend. Wir fahren zu unserer Überraschung nicht zu der Sozialstation vom letzten Jahr, sondern zu einem anderen Gebäude. Nun erfahren wir, was zu der Trennung geführt hat. Olga erzählt uns, daß die
Leiterin sehr große Schwierigkeiten bekommen hatte, weil Oleja und Elja gleich neben der Sozialisation einen Second-Hand-Shop eröffnet hatten. Man verdächtigte sie, Dinge von Hilfsgütertransporten dort zu verkaufen.
Um den Beschuldigungen keine Nahrung mehr zu geben, ist sie ausgezogen und hat sich von den beiden jungen Damen getrennt. Wir sind etwas enttäuscht, da wir vom vorigen Jahr noch die gesamte Gruppe in bester
Erinnerung haben. Mal sehen, was wir morgen erfahren, wenn wir uns mit den anderen treffen. Nun laden wir zunächst in der Klinik und dann in der Sozialstation ab. Durch die fleißigen Hände vieler junger
Soldaten, ist das Abladen bald erledigt. Auch hier werden die Räume versiegelt und zu unserem Entsetzen erfahren wir, daß es Monate dauern kann, bis der Zoll die Waren zur Verteilung frei gibt. Das ist gar nicht in
unserem Sinne, da gerade Babynahrung, Lebensmittel und sicher auch einige Medikamente sobald wie möglich verbraucht werden sollten. Man wird sich darum kümmern, verspricht uns Olga und der Vizebürgermeister beim
Abschied. Wir übernachten in einem ehemaligen Erholungsheim und haben sogar warmes Wasser. Bei der Besichtigung der Frauenabteilung der Klinik, wo wir fast nur alte Geräte und Instrumente entdecken können,
verteilen wir noch ein paar Stofftierchen an die werdenden Mütter. Es ist sauber, aber wie gesagt alles veraltet. Gegen mittag werden wir abgeholt, und nun geht es wieder zu der Kolchose vom letzten Jahr, wo uns
nicht nur viele bekannte Gesichter, ein gemütliches Picknick auf einer Waldwiese, sondern wieder hunderte von Stechmücken erwarten. Wir haben sehr viel Spaß, und die lästigen Stiche spüren wir erst in den nächsten
Tagen (Markus allerdings sofort, da er auf dem einen Auge nichts mehr sehen kann, es ist zugeschwollen). Gegen Abend treffen wir uns dann mit der anderen Gruppe, die uns in ein Restaurant zum Essen einlädt. Wir
hören uns ihre Argumente an und bedauern, daß ein Einlenken im Moment nicht möglich ist. So richtig durchblicken können wir sowieso nicht. Wir genießen den netten Abend. Jura, der Chauffeur von Pfarrer Joan wird
übermütig und wagt es sogar eine Zigarette zu rauchen, wobei er auch prompt erwischt wird und von Pfarrer Joan heftige Schimpfe einstecken muß. Vor unserer Abfahrt am nächsten morgen sind wir noch zu einem
kurzen Empfang im Rathaus eingeladen. Wir sprechen noch über unsere Probleme, dann werden im Beisein vom Fernsehen Geschenke verteilt und Dankesreden gehalten (auch ich muß, wie so oft auf diesem Transport, noch
eine Ansprache halten.) Nun wird es aber Zeit, wir müssen aufbrechen. Weit draußen vor der Stadt nehmen wir bei der Melodie "time to say good bye", von allen unseren Freunden Abschied. Die
Abschiedstränen können nur Wenige unterdrücken, und alle haben die Hoffnung, daß wir uns wiedersehen. Noch zweimal übernachten, dann sind wir an der polnischen Grenze. Auch hier heißt es sich zu verabschieden,
von Gusti, Pfarrer Joan und Jura, die uns so treu durch die Ukraine begleitet haben. Solche Freunde zu haben gehört zu den teuersten Schätzen im Leben eines Menschen. Bald sehen wir uns wieder, meine Lieben, und bis
dahin werden uns unsere Gedanken verbinden. Auf der polnischen Seite treffen wir endlich mal auf freundliche Grenzbeamte auf dieser Reise. Dadurch, daß wir einen Tag in der Ukraine eingespart hatten (wir haben
den Reservetag in Kiew ausgelassen), können wir noch einen kleinen Abstecher nach Zakopane machen, wo wir nicht nur viele liebe Bekannte und Freunde treffen, die Hartmut, Peter und Wolfgang schon lange, und wir seit
ein paar Jahren kennen, sondern auch auf dem eindrucksvollen und umfangreichen Markt Einkäufe für das Städtlifest und für die Weihnachtsmärkte tätigen. So können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Einen
ganzen Tag verbringen wir dann noch im Kloster in Lesnica bei den herzensguten Schwestern, die die ganze Zeit für uns gebetet haben, und sich nun über unseren Besuch sehr freuen. Jetzt können wir auch wieder nach
Hause telefonieren und erfahren, daß Erich und Edgar immer noch in Tirgu-Mures festsitzen. Der reparierte LKW hat es gerade mal 100 km geschafft und ist dann wieder hinüber gewesen. Bis Tirgu-Mures sind sie dann
noch gekommen. Das Ersatzteil wurde von Italien geschickt, sollte aber gegen eine Kaution von 3000,00 DM beim Zoll auf dem Flughafen ausgelöst werden. Nach Absprachen mit der deutschen Botschaft in Bukarest ist es
dann doch noch gelungen gegen Bezahlung von 400,00 DM den Turbolader zu bekommen. In einer halben Stunde war das Teil eingebaut, und Erich und Edgar konnten am Donnerstag die Heimreise antreten. Beppo ist ihnen mit
dem PKW entgegen gefahren, um ihnen den Weg über Seelscheid zum LKW-Abliefern zu ersparen. So kommen die beiden mit uns am Samstag, dem 17.Mai gestreßt, aber gesund zu Hause an. Unsere Heimreise ist, bis auf
den schnellen und reibungslosen Grenzübertritt von Polen nach Deutschland, einfach nervenaufreibend mit den vielen Staus, Unfällen und Baustellen. Irgendwie und irgendwann haben wir das auch noch geschafft. Wir
haben das Gefühl, wieder Gutes und Großes geleistet zu haben, wobei wir unseren Schutzengel nicht vergessen möchten. Im Moment schieben wir den Gedanken an den nächsten Transport noch etwas auf die Seite. Wir
müssen erst einmal wieder Kraft schöpfen, um neue Ideen in Angriff nehmen zu können. Egal, wie wir das machen, eines ist sicher, diese Menschen dort drüben werden unsere Hilfe noch lange brauchen. Wer gibt ihnen
Hoffnung, wenn nicht wir? .....es ist besser ein kleines Licht zu entzünden, als über große Dunkelheit zu fluchen .....
29.Juni 1997 Ursula Honeck
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