Tagungsbericht des AJWRB
Messestand des AJWRB auf der ACEP-Tagung 1999
Vom 11. - 13 Oktober diesen Jahres hielt die Ärztevereinigung American College of Emergency Physicians in Las Vegas, Nevada, ihre alljährliche Tagung ab. Drei- bis viertausend Ärzte nahmen an den Veranstaltungen teil und besuchten die Messestände und Schautafeln im Konferenzzentrum.
Einer der Messestände in der Nähe des Einganges zur Tagungshalle war unserer Stand der Vereinigung der Zeugen Jehovas für eine Reform in der Blutfrage (Associated Jehovah's Witnesses for Reform on Blood, AJWRB). Unser Banner und unsere Poster zogen die Aufmerksamkeit vieler Ärzte und Krankenschwestern sowie auch anderer Aussteller auf sich!
Sechs Repräsentanten des AJWRB waren anwesend, um bei verschiedenen Aufgaben des Projektes einschließlich des Aufbaus und der nachfolgenden Besetzung des Standes zu helfen.
Abgebildet ist Dr. Muramoto, der medizinische Berater des AJWRB zusammen mit zwei weiteren AJWRB-Mitgliedern, deren Gesicht zum Schutz ihrer Anonymität verfremdet wurde
Nach den ersten beiden Tagen der Tagung erkannten wir, dass zahlreiche Ärzte irrtümlicherweise angenommen hatten, wir seien anwesend, um ihre Ansichten über den medizinischen Gebrauch von Blut zu reformieren! Wir fügten zusätzliche Legenden hinzu, die besagten: "Gegner der WT-Blutpolitik aus Gewissensgründen" und "Wachtturm-Dissidenten, für die Blut erlaubt sein kann" ["Conscientious Objectors to the Watchtower's Blood Policy", "Watchtower Dissidents Who Might Accept Blood"]. Dies schien die Verwirrung aufzuheben.
Ein Arzt besuchte unseren Stand und identifizierte sich als ein Zeuge Jehovas. Er wollte wissen, ob die Gesellschaft (WTG) unsere Ausgaben bezahlen würde! Offensichtlich hatte er die Schilder nicht sorgfältig genug gelesen. Ein weiterer ZJ-Arzt aus Kanada kam vorbei und fragte, ob wir "Freunde" wären. Wir klärten ihn auf, dass wir Dissidenten-ZJ wären, die die gegenwärtigen Blutpolitik nicht unterstützen würden. Er schaute uns entsetzt an, drehte sich um und ging weg.
Einer der ersten von den ÄrtzInnen, die vorbeikamen, machte halt und starrte auf unsere Schilder, starrte dann uns an, starrte dann unsere Poster an und starrte uns dann mit aufgerissenem Mund an. Sie bemerkte: Ich bin so froh, dass Sie hier sind und fügte dann folgende Erfahrung hinzu:
Eine ZJ-Familie kam nach einem schweren Autounfall in meine Notaufnahmeabteilung. Der Ehemann war bewusstlos und nicht zu retten. Die Frau war zu retten, aber sie forderte für sich und ihren Ehemann, auf Blut zu verzichten. Sie hatten drei Kinder, und der Gedanke, sie als Waisen zurückzulassen, bedrückte mich, aber ich respektierte ihre Wünsche. Beide starben. Später verklagte mich die Ex-Frau des verstorbenen Ehemannes dafür, dass ich keine Transfusion verabreicht hätte und auf Grund dessen ihre Kinder ihres Vaters beraubt hätte. Auch wenn ich schließlich den Prozess gewonnen habe, so hat diese Sache doch fünf Jahre meines Lebens verbraucht.
Ein weiterer Arzt erzählte die folgende Erfahrung:
Ein 21-jähriger bewusstloser Zeuge Jehovas wurde nach einem Unfall in die Notaufnahme gebracht. Seine Verfassung war sehr ernst und er benötigte eine Bluttransfusion. Seine Familie verlangte, dass kein Blut gegeben würde. Ich respektierte ihre Wünsche, bis der junge Mann plötzlich das Bewusstsein wiedererlangte. Ich erklärte, was ihm passiert war und dass er ohne Bluttransfusion wahrscheinlich sterben müsste. Er versicherte mir, dass er nicht sterben wollte, und er stimmte der Bluttransfusion zu, obwohl er eine Vorausverfügung dabei hatte, die das Gegenteil davon besagte. Wir gaben ihm eine Transfusion und er überlebte.
Wir baten den Arzt zu überlegen, was geschehen wäre, wenn dieser junge Mann bewusstlos geblieben wäre, so wie es oftmals bei Patienten in kritischem Zustand der Fall ist. Er wäre eindeutig gestorben. Ein kürzliche nicht repräsentative Umfrage unter ehemaligen Zeugen Jehovas ergab, dass davon 51%, als sie noch Zeugen Jehovas waren, in einer Notlage, bei der es um Leben und Tod gegeangen wäre, Blut akzeptiert hätten. Eine Reihe von Ärzten berichteten über Erfahrungen mit ZJ-Patienten, die kein Blut wollten, deren Wille zu leben jedoch stärker war als der Wunsch, keine Bluttransfusionen anzunehmen.
Ein weiterer Notfallarzt drückte sein großes Interesse an dem aus, was wir taten. Er berichtete, dass er als Kind einige Zusammenkünfte besucht hatte und dass seine Großmutter eine Zeugin Jehovas gewesen und deswegen während einer Hüftgelenksersatz-Operation verblutet war. Er drückte seine Hoffnung aus, dass die Doktrin reformiert wird.
Eine besonders beunruhigende Erfahrung wurde von einem Arzt erzählt, der die Ethik-Richtlinien für Notfallärzte verfasst. Er berichtete von einer hochschwangeren ZJ-Frau, die mit einer Uterusblutung eingeliefert wurde und am Verbluten war. Sie besaß keine Vorausverfügung, obwohl die Familie darauf beharrte, dass sie eine Zeugin wäre und kein Blut haben wollte. Da das ungeborene Kind einem großen Risiko ausgesetzt war zu sterben, entschlossen sich die Mediziner, der Frau eine Transfusion zu verabreichen. Sie und ihr Baby wurden dadurch gerettet. Unglücklicherweise beging die Frau zwei Wochen später während eines nachgeburtlichen Depressionsanfalles Selbstmord, nachdem sie von der Transfusion erfahren hatte. Natürlich sind diese Probleme sicherlich sehr komplex. Dass die WTG bestimmte Arten von Blutübertragungen "dämonisiert", hat jedoch sicherlich tiefgreifende Auswirkungen auf ihre Mitglieder. Der Arzt betonte die Notwendigkeit, dass die WTG dies klarer darstellt und er war gespannt darauf, die Artikel von Dr. Muramoto in der Zeitschrift Journal of Medical Ethics zu lesen.
Eine Frau berichtete über ihre Erfahrung, als ihr Vater, der kein ZJ ist, im Krankenhaus lag. Ihre Mutter, die eine Zeugin ist, verlangte von den Ärzten, dass sie kein Blut benutzen sollten. Die übrige Familie musste zugunsten des Vaters eingreifen, um die Ärzte darüber aufzuklären, dass er KEIN Zeuge Jehovas war und dass sie deswegen Blut verwenden konnten, sofern es notwendig werden würde, und dass ihre Mutter kein Recht hatte, ihre religiösen Ansichten dem Rest der Familie aufzuzwingen.
Wir hatten Gelegenheit mit Ärzten zu sprechen, die von so weit her kamen wie Schweden, Frankreich, Taiwan und dem mittleren Osten. Einige waren froh zu erfahren, dass die Informationen auch in ihrer Muttersprache auf der AJWRB-Website zur Verfügung stehen.
Eine weitere Frau hatte neulich eine Veranstaltung ihres Krankenhauses besucht, bei der ein Mitglied des Krankenhaus-Verbindungskomitees einen Vortrag gehalten hatte, und sie dachte, dass wir auch anwesend wären, um die Haltung der WTG vorzustellen. Sie wollte sich bei uns dafür bedanken, dass wir Informationen über blutlose Behandlungsmethoden vorstellten. Als wir ihr die Haltung des AJWRB erklärten, dankte sie uns dafür, dass wir ihr den Rest der Geschichte erzählt hätten!
Einige Besucher kommentierten, dass für sie unser Stand der faszinierendste Stand auf der Tagung gewesen wäre. Und die meisten von ihnen unterstützten unser Anliegen sehr. Hunderte von Broschüren und Reprints wurden verteilt und eine Reihe von Ärzten wollten sich auf unsere Mailingliste setzen lassen. Wir werden voraussichtlich in Zukunft speziell für Ärzte eine eigene Mailingliste erstellen.
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Alles in allem fanden wir, dass es eine sehr positive Erfahrung gewesen ist. Wir brachten viele zum Nachdenken und stellten die Vorstellung in Frage, dass in der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas eine monolithische Unterstützung für die Blutpolitik der Gesellschaft besteht. Von einem Arzt haben wir bereits eine E-Mail erhalten, in der er uns für das, was wir tun, dankt und in der er noch mehr Broschüren anfordert. Wir diskutieren bereits über Pläne, in naher Zukunft auf einer weiteren Tagung teilzunehmen. Dies ist für uns eine sehr greifbare Möglichkeit, die medizinische Gemeinschaft auf unser Anliegen aufmerksam zu machen ....
letzte Aktualisierung: 28. 12. 1999
Web-Adresse: http://geocities.datacellar.net/athens/ithaca/6236/tagung.htm
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